Annett spielt in unserem Film ¨Zwei die das Leben leben¨ eine große Rolle, ja, eine der Hauptrollen. Und da wir hier gerade in Hollywood sind und man an jeder Ecke einen Oskar findet hat sie einen am Santa Monica Pier gefunden. Dieser ist für ihr Lebenswerk und außerdem eine Anerkennung für die vielen tollen Dinge die sie für mich tut. Sie ist einfach nur toll.
Annett ist einer der Menschen die vor vielen Dingen im Leben Angst haben, ja Angst, die soweit geht, dass sie fast anfängt zu hyperventilieren. Doch sie bekommt das immer in den Griff und ich denke bei ihr hat das Ganze auch noch eine ganz besondere Form. Die meisten Menschen bekommen im Alter immer mehr Ängste, die Leistungsfähigkeit singt, man misst Situationen ja immer daran was man selbst kann. Ein junger Mensch kann schnell noch über die Straße rennen, für einen alten Menschen ist das schon gefährlich.
Annett und ich hatten schon immer andere Ansichten von Dingen die man nicht machen sollte. Heute kann ich viele Dinge nicht machen weil meine Augen mich dabei behindern, der Tumor hat mir erst einmal ein Stück Lebensqualität genommen. Aber, dadurch, dass Annett mich so unterstützt und über ihren eigenen Schatten springt können wir trotzdem in den Kletterwald – was ich alleine nicht machen könnte und sie NIE machen würde. Oder wir fahren, wie jetzt im Auto durch die USA – ich kann nicht mehr fahren, sie schon.
Nun ist es so, dass sie sich furchtbare Sorgen gemacht hat wegen der andern Regeln und der vielen Autos hier. Sie ist gestern zweimal quer durch LA gefahren und hat es mit absoluter Bravour gemeistert.
Nur Menschen die Angst haben können so viel Mut aufbringen. Und darum ziehe ich vor dieser Frau immer wieder meinen Hut – sie ist einfach nur der Hammer. Sie spielt in unserem Film eine Hauptrolle und darum hat sie diese Auszeichnung verdient und die vielen anerkennenden Worte die ich ihr für diese Fähigkeit sich immer wieder neuen Mut zu fassen ausspreche.
DU BIST SUPERWOMAN !!!
Chicago: wir mussten dich leider verlassen, wir ziehen noch ein bisschen durch die USA und du kannst leider nicht mit, aber in unseren Herzen bist du immer ein Platz den wir mit Freude und einem besonderem Gefühl der Faszination verbinden.
Los Angeles wir sind da und mit uns die vielen kurzen Sachen die wir jetzt tragen können, Sachen die schon lange im Schrank liegen und darauf warten, dass die alte Dame am Himmel wieder ihre wärmenden Strahlen zu uns auf die Erde sendet.
Angekommen in LA sind wir nachts und mussten als erstes unseren Wagen abholen, zum Hotel fahren, eine erste Mutprobe. Annett hatte vor diesem Augenblick schon seit Wochen Angst. Sie hat es gemeistert, ja, sie ist echt irre gut. Sie kann alles erreichen was sie will, Dinge passieren immer erst im Kopf und nicht im Bauch. Wenn man auch manches Mal das Gefühl hat, dass man sich am liebsten übergeben würde.
Quer durch die Stadt ging es nach Santa Monica zum Pier. Wir wollten eine Bustour mitmachen, wir machen immer Touren wenn wie irgendwo sind, es verschafft den besten Überblick. Eigentlich wollten wir am Pier nur ein paar Bilder machen. Naja, wir waren dann 1 1/2 Stunden dort, es gibt so viel zu sehen.
Das Forrest Gump den Präsidenten der USA, John Lennon und viele andere berühmte Menschen getroffen hat, Weltmeister im Tischtennis war und viele tolle Dinge gemacht hat ist mir bewusst und muss genau so gewesen sein wie der Film es beschreibt, da bin ich mir sicher. Dass es aber die Firma mit der er so reich wurde wirklich gibt habe ich erst gestern gesehen. Bubba Gump hat sich 1994, von dem Film inspiriert, gegründet und hat heute 37 Fischrestaurants weltweit.
Ja, und hier am Pier verkaufen sie Shirts mit den besten Sprüchen von Forrest, habe gleich drei gekauft. Ich liebe diesen Kerl, er macht einfach das was er will und es ist immer das Richtige was er erreicht. Cool.
Weiter ging es mit dem Bus, das Auto blieb im Parkhaus. Wir fuhren an vielen tollen Stellen vorbei, Stellen an denen man viel über die Stars der Gegend erfahren kann aber auch über die USA selbst.
Ich hatte mich schon auf meiner Fahrt auf der Route 66 gefreut, dass die Staaten so viel für behinderte Menschen tun, gestern gab es eine weitere Erklärung warum das wohl so ist. Die wenigsten Menschen werden behindert geboren. In Deutschland leben etwa 9 Prozent mit einer Behinderung, davon ist gerade mal ein Prozent so geboren. Dem Rest ging es so wie mir, ein Schicksalsschlag. Es kann also jeden treffen, denkt mal drüber nach…..
Die USA führen schon seit Jahrzehnten überall auf der Welt Krieg, da bleiben die Leben einiger Menschen auf der Strecke und andere sind bis ans Ende ihrer Tage mit einer Behinderung gestraft. In den USA leben 319 Millionen Menschen, 75 Millionen davon sind behindert, das sind über 20 %.
Am Chinesischen Theater mussten wir aussteigen, die Welt der Stars spürt man hier wohl am besten. Man kann die Spuren von großen Persönlichkeiten treffen oder der einzigen blonden Frau die man toll findet etwas näher sein. Mrs Monroe ist die einzige Frau auf der Welt die keine dunklen Haare hat und die ich trotzdem toll finde. Sorry an alle blonden Frauen: Ich finde Frauen mit dunklen Haaren strahlen mehr Rasse aus. Wenn man das so schreiben kann. Auf zu den Stellen wo man den Stars die kleinen goldenen Figuren gibt und ab dahin wo Marilyn ihre Spuren im Beton hinterließ.
Den Hollywood Schriftzug haben wir an dem Tag nicht mehr besuchen können, die Tage sind einfach zu kurz. Wie machen es nur die Japaner alles zu sehen? 😉
Nächster Morgen: Annett ist jetzt fertig mit duschen und wir fahren gleich durch die Sonne zu dem Berg auf dem die berühmten Buchstaben stehen.
Am 29. haben wir das gemacht wozu ich 40 Tage mit dem Rad brauchte, einmal die Strecke zwischen Chicago und LA zurück legen. Von einem Schild zum anderen in wenigen Stunden. Die Technik machts.
Als ich das erste Mal auf sie traf ist nun schon eine Weile her; ich war beeindruckt wie frisch und anmutig sie daher kam. Es faszinierte mich was sie ausstrahlte und schon nach wenigen Minuten war ich begeistert und konnte mir vorstellen immer in ihr zu sein. Ich kannte sie schon vorher, aber nur von Erzählungen, Bildern, ja, sogar aus dem Fernsehen.
Ihr denkt vielleicht zu wissen was jetzt kommt: NEIN es ist nicht Annett die ich liebe, also Quatsch, natürlich liebe ich sie!!! Aber ich meine hier – Chicago. Diese ist die einzige Stadt auf dieser Welt, die ich bis jetzt bereist habe, für die ich mein geliebtes Berlin verlassen würde. Schon als ich 2014 zum ersten Mal hier war wusste ich nach den ersten 20 Minuten Fahrt, dass diese Stadt etwas Besonderes ist. Sie sieht nicht nur toll aus, mit ihrer Mischung aus modernen Häusern und alten Bauten die sich in den Schatten der Hochhäuser verstecken, nein, sie hat auch Ecken und Kanten. Eine Stadt wie Berlin, wo Schatten und Sonne dicht zusammen liegen. Nicht alles was glänzt ist auch aus Gold und anders herum sollte man nicht alles was die Augen nicht gleich als gut empfinden als minderwertig betrachten. Oft lohnt es sich hinter die Fassade zu sehen und Dinge zu entdecken die es Wert sind zu beachten. Man trifft so oft auf tolle Menschen die wunderbare Geschichten zu erzählen haben.
Man sieht heute nur noch wenige wirklich alte Gebäude, ein Feuer, das im Oktober 1871 über drei Tage wütete und vielleicht noch mehr vernichtet hätte wenn nicht ein starker Regen eingesetzt hätte, hat einen Großteil der damaligen Stadt einfach so vernichtet. Man wurde der Lage nicht Herr.
Was sehr auffällig ist, dass viele Gebäude heutzutage von Mies van de Rohe stammen oder sogar durch seine Art zu bauen beeinflusst wurden. Er hat hier viele Jahre gewirkt, nachdem er Berlin verlassen hat. Ursprünglich aus Achen hat er einige Jahre in Berlin gearbeitet, es steht sogar noch ein tolles Einfamilienhaus von ihm am Obersee (Berlin), bevor er 1938 in die USA ging.
Wir haben uns gestern die Stadt vom Bus aus angesehen, wir unternehmen immer Touren wenn wir irgendwo sind, damit schafft man sich den besten Überblick und kann so gut entscheiden was einem interessant vorkommt, wo man tiefer eintauchen will.
Bei unserer Bustour ist uns gleich der Disney Store ins Auge gefallen, da mussten wir hin. Ich habe die Taschenbücher früher gefressen, am Wochenende immer die tollen Filme geschaut die im Kinderprogramm kamen, ich war schon weit über 30 Jahre, aber Micky und Donald waren die großen Helden.
Der Laden bietet alles was ein Kinderherz begehrt, Eltern sind aber gewarnt, steckt euch Geld ein, viel Geld…..
Ein Ausflug nach China-Town mussten wir natürlich auch unternehmen. Es fasziniert mich immer wieder wie dieses riesige Volk schon seit Jahrhunderten auf der Wanderschaft ist und in vielen großen Städten der Welt seine eigenen kleinen Staaten bildet. Ich muss mal nachsehen ob es Zahlen gibt wie viele Chinesen so in der Welt unterwegs sind. Ist bestimmt eine irre Zahl.
Der Tag verging sehr schnell, wir haben uns dann aber doch noch eine Stunde aufs Ohr gehauen bevor wir uns wieder mit Greg trafen. Die Zeitverschiebung ist in unseren Körpern noch nicht durch, und da wir heute noch nach LA weiter fliegen kommen noch einmal zwei Stunden drauf, ich bin gespannt.
Mit Greg hatten wir wieder einen tollen Abend, es ist Gold wert Einheimische zu kennen, sie können dir Tipps geben wo man unbedingt hin muss und dir sagen wo es das beste Essen gibt. In unserem Fall war das eine Pizzeria, die es schon seit 1941 gibt und die noch zwei Ableger in der Stadt hat. Das Essen war der Hammer und reichlich. Bei unserem Gespräch mit Greg haben wir noch einiges über die Stadt und das Land erfahren. Ich bin froh, dass ich immer mit dem Fahrrad reise, man kommt schnell ins Gespräch, so habe ich auch diesen tollen Menschen auf meiner Route 66 Tour getroffen und ihn jetzt als eine Art Freund wieder begrüßen können.
Tolle Begegnungen auf einer Reise durch das Leben……
…. soll ich ihn Autofahrer nennen? Würde nicht besser Bauerntölpel passen?
Nein, nein, das ist Quatsch, er ist schon ein Autofahrer. Nur weil einer ein Kennzeichen von Außerhalb hat ist er ja nicht gleich ein Bauer, das ist dumm Sven. Im Umland von Berlin leben auch Menschen die nicht ihr Geld mit Viehzucht und Mistschaufeln verdienen. Und ganz ehrlich was kann der arme Vogel dafür, dass er etwas tapsig ist, deshalb ist er ja nicht dumm.
Bei mir in der Gustav-Adolf-Straße ist ein kleines Stück Radweg vor vielen Jahren angelegt worden, der Weg ist auf dem Bürgersteig mit andersfarbigen Steinen verlegt worden, ein Schild für einen benutzungspflichtigen Radweg ist dort, solange ich mich erinnere, nie gewesen. Es sind auch nur ein paar Meter zwischen zwei Straßen und mit drei Einfahrten in ein Gewerbegebiet.
MAN DARF ALSO GANZ NORMAL AUF DER STRASSE FAHREN.
Das wäre es eigentlich auch schon. Punkt – aus.
Da ich aber sehr glücklich bin, dass Autofahrer nun auch noch Polizisten sind und unserem Staat so auf lange Sicht Geld sparen, möchte ich doch mal kurz drüber schreiben:
Ich fahre so mit Annetts Rad, meine habe alle vier einen Platten, zu Matze meinem Physiotherapeuten. Da plötzlich streift mein Lenker fast einen Spiegel von einem vorbeifahrendem Auto. Hey, einer dieser Kunstfahrer, sie schaffen es an einem so knapp vorbeizufahren, dass man ein leichtes kribbeln auf der Haut verspürt. Im Sommer sehr angenehm da kommt dann nämlich noch ein toller Luftzug dazu. Schön.
Um seine fahrerische Höchstleistung anzuerkennen habe ich ihm den Daumen hoch gezeigt, irgendwie ja auch schon mein Markenzeichen.
Ja, und jetzt habe ich erst erkannt, dass er ja gar kein normaler (nicht Bauerntölpel, Sven) Autofahrer, mit hohen Fähigkeiten ist, sondern einer von denen bei denen man sich bedanken sollte. Sie machen nicht nur ihre eigene Arbeit, ziehen vielleicht sogar Kinder groß und machen noch viele andere tolle Dinge. NEIN – sie sorgen auch dafür, dass wir bald weniger Polizei brauchen, jeder, ja, wirklich jeder Steuerzahler kann so in Zukunft Geld sparen.
Der selbsternannte Polizist fuhr zur Erziehung, was hat man bei mir in der Kindheit ja versäumt hat, nicht nur mit einer tollen Eleganz an mir vorbei, nein in seiner absoluten Aufopferung zur Entlastung der Steuerzahler zeigte er mir auch noch den Radweg – der keiner ist.
Dummheit gepaart mit Schwachsinn können Leute das Leben kosten.
Lieber Autofahrer überlasse das Gesetze kontrollieren bitte denen die mehr Ahnung haben und dabei nicht auch noch Menschen töten könnten.
Ich rege mich sonnst nicht über die Dummen auf, sie sind so, man hat in ihrer Jugend vielleicht was verpasst. 😉 Aber wenn sie dich schon so bedrängen, weil sie ja mit dem Hund vom Polizeivorsteher, ganz weit entfernt, verwand sind und so das Recht haben dich zu maßregeln, dann sollten die Dummen doch die Regeln kennen.
Ach ja.
Na wenigsten sparen wir alle so etwas Geld….. Ich bin so ein positiv denkender Mensch!!
“London zu Fuß”, ist eine der immer mehr werdenden Touren zu Fuß die ich unternehme gewesen.
Ich HASSE laufen, ich weiß aber auch, dass ich es viel öfter machen müsste.
Mein Problem dabei ist dann aber immer, dass ich Angst hab irgendwo auf die Nase zu fallen.
Das ist aber schon viel besser geworden, früher habe ich keinen Schritt gemacht ohne dass mein Fahrrad dabei war, wenn es irgendwo hin ging wo ich mich nicht auskannte.
Heute mache ich mich auf den Weg wenn es wichtig ist, wenn nicht, dann lasse ich es leider oft. Hm, blöd.
Darum bin ich auch immer glücklich wenn Annett dabei ist. Sie ist wie ein paar Zusatz-Augen. Ich bekomme immer diskrete Hinweise wie “hoch” “runter” oder “etwas höher”, “etwas tiefer”. Wenn sie nicht neben mir ist, ist sie meistens vor mir. So kann ich gut sehen was ihre Füsse machen. Ich sehe auch Kulen und so.
Sie ist eine perfekte Hilfe, und wenn sie nicht, wie übrigens jeder Mensch (ich auch?), ein paar Macken hätte, dann wäre sie auch die perfekte Frau. So ist sie “nur” meine “Superwoman”.
Wenn wir so unterwegs sind, vergesse ich immer ganz schnell, dass ich schon irgendwie behindert bin 😉 . Meine Zusatz-Augen mach ihre Arbeit echt gut.
Ich stürme los und verlasse mich voll auf Annett, und wenn sie dann mal mit sich beschäftigt ist kommen keine Kommandos, ich werde wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
Egal, ich stolpere dann und hoffe nicht auf die Nase zu fallen. Klappt meistens. Gestern bin ich zweimal scharf an einem Sturz vorbeigerutscht. Die U-Bahnen in London haben oft einen sehr großen unterschied zum Bahnsteig. Eigentlich merke ich mir so etwas beim ersten Mal. Blödi.
Egal wie, ich konnte wieder üben mich ohne mein Rad zu bewegen, und das ist wichtig. Auf meinen Reisen merke ich schon oft, dass ich viele Dinge gerne tun würde, mich aber nicht traue. Es sind immer Dinge die nur ohne Rad gehen.
Noch habe ich 15 Monate bis zu meiner Weltreise (oh, die Zeit fängt gerade an zu rennen) und bin froh, dass noch einige Dinge zu Fuß mit Superwoman geplant sind.
London ist zu empfehlen aber teuer wie sau. Gut, dass wir auf unseren sonstigen Touren immer minimalistisch unterwegs sind. So ist es für Annett auch ok wenn wir uns im Hotel den Wasserkocher schnappen und uns mal Cup Nudeln machen. Oder nur Brot und Wurst aus der Hand essen. London ist so nicht teurer als ein Ausflug in Deutschland.
Schöne Dinge, so zum Anziehen, sind und bleiben aber teuer, meine Damen.
Hahaha.
Wer schön sein will muss leiden !! Und wenn es nur Krokodilstränen sind weil man an Stelle von drei Teilen nur eins bekommt.
Als ich 2003 in die Welt zog, um als Tauchlehrer zu arbeiten und auf meinem Weg durch tolle Tauchreviere nach einem Platz zu suchen begann wo wir leben können, wurde mir schon klar, dass man zu viele Dinge hat die man eigentlich gar nicht braucht.
Als Annett mir dann 2006 nach Ägypten folgte und wir unsere Wohnung auflösten war es schon komisch nur noch einen Koffer mit Sachen zu haben und eine Tasche mit Tauchausrüstung. Aber ich muss sagen, dass das Gefühl frei zu sein noch nie so stark war wie damals.
Tja, durch den Tumor in meinem Kopf und die Tatsache, dass niemand wusste was wird mussten wir uns wieder eine Wohnung in Berlin suchen und neu einrichten.
Wir haben schon wieder ein Haufen Zeug angeschafft und uns total ausgestattet. Was wir so gut wie gar nicht mehr machen, ist Dinge anschaffen die man nicht wirklich braucht. Wir überlegen echt zweimal bevor wir was kaufen.
Das ist auch der Grund warum wir oft mal wegfahren. Wir kaufen uns nicht irgendeinen Blödsinn sondern fahren lieber weg.
So gab es Weihnachten eben eine Reise nach London.
Das tolle an solchen Geschenken ist, dass man immer noch neue Erfahrungen, tolle Erlebnisse und schöne Begegnungen dazu bekommt.
03. Oktober, die Republik feiert, wie in jedem Jahr feiert das Land die Wiedervereinigung. Ich bin glücklich, dass es so gekommen ist und, ja und, dass ich einst dieses Ereignis selbst erleben durfte. Wie standen damals auf dem Parkhaus vom Grand Hotel in Mitte und haben und das Feuerwerk hoch oben über der Stadt angesehen.
Das war etwas besonderes, denn damals kamen wir nur dort rauf weil ein Freund von mir dort arbeitete,
Dabei fällt mir ein, dass er auch der war der uns immer Putzlappen mit in die Garage brachte – alte Handtücher aus diesem noblen Hotel. Unsere Moppets wurden mit weißen Frotteehandtüchern geputzt. Nobel geht die Welt zugrunde.
Seit ein paar Jahren schon bin ich nicht mehr in Berlin, ja Deutschland gewesen zu diesen Feierlichkeiten. Erst lebten wir viele Jahre im Ausland und die letzten vier Jahre fahre ich nach Rumänien um dort Menschen zu helfen die es echt nötig haben.
Auf unserer diesjährigen Fahrt bin ich ja mit dem Auto mit weil ich meine Tour nicht so fahren konnte wie geplant und ich dann den Plan total verworfen habe. Eigentlich auch mal wieder schön mit den anderen nicht nur zurück nach Berlin zu fahren. Es ging schon um 6:15 Uhr los. Alle werden eingesammelt und dann geht es durch Polen, Slowakei und Ungarn nach Mera (Nord-Westen Rumäniens)
Ganz unterschiedliche Typen treffen da aufeinander um Menschen denen es wirklich nicht gut geht zu helfen. Jochen ist schon fast 80 Jahre, ist schlecht zu Fuß aber immer dabei. Ja, in diesem Jahr hat er sogar seine Frau zu Hause alleine gelassen obwohl sie gerade erst eine OP hinter sich hat. Es geht ihr gut und sie war auch der Meinung, dass seine Hilfe hier wichtig ist.
Georg ist jetzt zum dritten mal dabei, er studiert gerade und ist auch sehr gerne bereit zu helfen: >>Gerade in diesen Zeiten ist sehr wichtig<< meint er. Er ist sogar im letzten Jahr in den Vorstand gewählt worden weil er so ein engagierter Typ ist.
Ingo ist eigentlich immer dabei, von der ersten Tour an begleitet er die Touren nach Rumänien um zu helfen, damit die Mensche hier ein besseres Leben bekommen. Über 25 Jahre macht er dies schon, und man merkt, dass er der Sache nicht mühde wird.
Ich selbst bin anfangs nur mitgefahren um mir mal das Projekt anzuschauen das Ingo so unterstützt. Damals habe ich gesehen, dass hier Menschen wohnen die bitterarm sind und unbedingt Hilfe brauchen. Wenn man dann noch Geschichten hört, dass hier im Heim Menschen versorgt werden mit Wunden die bei uns im Krankenhaus behandelt werden dann muss man helfen, dass dies ausgebaut wird. Man sagt dir hier im Krankenhaus, dass man dich operiert hat und nun nicht viel mehr für die machen kann, genesen kannst du zu Hause.
Die Fahr nach Mera machen wir immer in zwei Etappen, es sind gut 1.500 km. In der Slowakei schlafen wir dann in einem kleinen Ort in den Bergen, am nächsten Tag geht es weiter. Hier anzukommen ist so etwas von herzlich, dass es sich schon nur deswegen lohnt hierher zu fahren. Echt toll.
Ob ihr es glaubt oder auch nicht, auf dieser Tour habe ich zum ersten Mal in einem Stau gestanden, stehen und nichts geht mehr kannte ich bis jetzt echt nicht. Stockender Verkehr ja, aber stehen und spazieren gehen auf der Autobahn war noch nicht. Ein neues Geführl. Es war nicht zu heiß und nicht zu kalt, kein Regen wir hatten Zeit. Alles gut, dann ist es eben so. Ein paar Leute holten einen Ball raus und man spielte auf dem angrenzenden Feld Fußball. Cool.
Wir sind gut angekommen und schlafen wieder beim Pfarrer, wenn ich nicht wüsste, dass das der Typ ist der jeden Abend in der Kirche etwas über den Mann im Himmel und so erzählt würde ich es nicht glauben, dass er ein Mann der Kirche ist. Ersten Gespräch bei der Ankunft waren die Fußballergebnisse. 😉
Ich werder die Tage noch etwas über dieses doch eher unbekannte Land und die sehr herzlichen Leute berichten und würde mich freuen euch weiter in meinem Block begrüßen zu können. Bis die Tage und viele Grüße aus Rumänien.
Ja, am Abend meiner Ankunft in Wien besorgte ich mir gleich noch ein Ticket nach Prag. Eigentlich wollte ich ja noch nach Prag mit dem Rad fahren. Ich hätte dies auch noch geschafft, es wäre aber nicht leicht geworden, auf den 230 km hätte ich fast 3000 Höhenmeter gehabt. Was auch noch geht, klingt schlimmer als es ist. Aber ich hätte schon Druck machen müssen um meinen Zug nach Dresden zu bekommen. Ab Prag war ja so und so geplant weiter mit dem Zug Richtung Berlin zu fahren, am Donnerstag ist ja der Termin beim Zahnarzt.
Eigentlich wollte ich die Nacht auf dem Bahnhof verbringen, ich war um 20:30 Uhr da und am nächsten Tag um 11:35 Uhr fuhr erst mein Zug, lange Zeit. Ich setzte mich erst einmal und ass etwas, doch die Zeit verging nicht. Ich schaute im Internet nach einem Hostel in der Nähe. Alles gut, nur 4 km weiter war etwas, dass meinem Geldbeutel entsprach. Raus in die Nacht und los. Draußen fielen mir die ganzen Menschen auf, die im Bahnhof keinen Platz mehr zum schlafen fanden. Ich hatte unterwegs von Zeit zu Zeit von Annett gehört wie es in Europa aussieht, jetzt war ich zum ersten Mal mit der Situation konfrontiert. An den Grenzen war nicht viel zu sehen, aber in Ungarn bin ich ja auch mit dem Flugzeug eingereist.
Das Hostel war ok, ich hatte ein Dach über den Kopf und konnte ein paar Stunden meine müden Knochen ausruhen.
Am nächsten Morgen merkte ich, dass die 112 Kilometer gegen den Wind doch nicht ohne waren, ich schaute auf mein Ticket und war froh, dass ich mich entschieden hatte die letzten Kilometer bis Prag mit der Bahn zu fahren.
Als ich runter kam, standen die Jungs vom Hostel vor der Tür und unterhielten sich bei einer Zigarette. Sie wollten gleich los springen und mir mein Rad geben, ich sagte sie sollen sich Zeit lassen. Wir kamen ins Gespräch, sie vermuteten, dass ich auf dem Donau-Radweg unterwegs war – Der Klassiker. Als ich ihnen erzählte, dass ich seit dem 25.07. von Dänemark über Rom, mit Audienz beim Papst und über Ägypten zurück unterwegs bin musste ich gleich noch ein paar Bilder zeigen. Ich gab ihnen eine Karte von mir, wo sie meine Berichte finden, wir machten noch ein Bild, ich sattelte den Junior und ritt in die Morgensonne.
Am Bahnhof sah es noch nicht besser aus, Leute mit steifen Knochen standen gerade auf, es war lausig kalt in der Nacht, es geht gegen Null. Wo führt das hin? Scheiß Religionen – schon immer für Kriege gut.
Ich war viel zu früh, ich wollte noch was essen und mich in Ruhe drauf vorbereiten, meine Tour in eine kurze Pause zu führen.
Mit den Zügen ging alles gut, alle pünktlich, das hat man ja nun nicht oft. Aber die Umsteigevorgänge waren einige. Bis Berlin bin ich siebenmal umgestiegen.
In Prag hatte ich einen etwas längeren Aufenthalt, leider nicht lang genug sich alles anzusehen. Den Bahnhof habe ich nicht wiedererkannt, ist 29 Jahre her, dass ich da war. Eine Stelle habe ich aber wiedererkannt. Es war der Punkt an dem wir uns auf den Boden gehauen haben um etwas zu schlafen. Wir haben uns ganz oft in Prag getroffen mit anderen Leuten aus Berlin. Ja, aus Berlin. Man traf sich nicht am Weißen See um ein Bier zu trinken, nee man fuhr nach Prag im U Fleku oder im Tomase. Anfangs fuhren wir nur so dort hin, später um uns mit Freunden zu treffen die mit einem Ausreiseantrag nach West Berlin gegangen sind. Sich in Berlin zu treffen war nicht möglich, man hat ihnen die Einreise verboten – wenn man dem Sozialismus den Rücken zugedreht hat, dann für immer. Krank.
Waran ich mich auch noch gut erinnern konnte, dass die Polizei echt nicht fein war mit Leuten die dort auf dem Bahnhof rumlagen. Einfach irgendwo schlafen war nicht. Das wurde notfalls auch mit einem Knüppe unterstrichen.
In Dresden bin ich auch kurz vor den Bahnhof gegangen, schnelle ein Bild und was essen, die Nacht war schon vorangeschritten und ich musste mich wach halten. Ich dachte darüber nach wie schön diese Stadt jetzt ist und wie es hier früher aussah. Freue mich schon auf meinen Vortrag dort, ist ja auch bald.
Nachts um eins war ich dann in der COOLSTEN STADT DER WELT !! Mein Berlin.
Schnell noch etwas durch die Nacht radeln, alles in den Keller, Annett in den Arm nehmen und friedliche einschlafen. Schön so ein eigenes Bett. Danke Annett, dass du immer unser Heim so schön erhältst – Bist ne tolle Frau !!
Der kleine Ort in dem ich übernachtete war noch 55 km von Bratislava entfernt. die Besitzerin des Hotels, in dem ich schlief, erzählte mir von einer Straße die direkt an der Donau lang führt. Na dann doch die. Ich hatte mir eigentlich die Straße auf der rechten Seite des Flusses ausgesucht, die Strecke war etwas kürzer, aber wie die Chefin meinte auch viel befahrener. Also links lang.
Die Straße war wirklich schön ruhig kaum Autos, dafür aber Radfahrer ohne Ende, es ist Sonntag. Und wie in so vielen Ländern dieser Welt trifft man viele Menschen die nur so zum Spaß ein paar Kilometer machen, sich auf etwas größeres vorbereiten oder ein paar Pfund abwerfen wollen.
Ich musste feststellen, dass ich mal wieder positiv dachte. Einige von denen die mir entgegen kamen waren echt schnell unterwegs, der Wind war mit 30 km/h genau gegen mich unterwegs. Die Leute die mir entgegen kamen waren mit diesem Rückenwind also gut zugange. Ich freute mich mit ihnen, denen die besonders schnell unterwegs waren, deutete ich mit dem Daumen hoch und einem Lächeln, dass es mir gefiel wie sie vorbei flogen. Das ist doch positiv wenn man sich für andere freut. Oder? Manche hätten vielleicht gedacht, warum haben die so ein Glück und ich muss gegen den Wind fahren.
Ich nahm es hin wie es war, kannst nichts dagegen machen. Obwohl man könnte in die andere Richtung fahren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich dann endlich in Bratislava, auf dem Weg dorthin kommst du an einem Stausee vorbei, dieser ist mit einem Wall umgeben, überhaupt die Donau. Du fährst die ganze Zeit hinter diesem Wall, oben ging nichts, der Wind war zu stark. Dieser Wall ist echt teilweise höher als der in Holland an der Nordsee. Das ganze Bild, dass sich mir bot und der ständig starke Wind von vorne, erinnerte mich doch sehr an die Tour mit Annett im letzten Sommer. Wir fuhren entlang der Nordsee von Holland nach Deutschland.
Normalerweise kommt der Wind wenn man die Strecke solang fährt immer von hinten. In den Wochen die wir fuhren war es genau andersherum. Zum Glück berichteten die Medien von diesem sonderbaren Ereignis, Menschen ertranken sogar weil die Strömungen anders waren als sonst. Annett hatte mir nach zwei Wochen nicht mehr geglaubt, dass dies eine absolute Ausnahme ist.
Wir fuhren jeden Tag abwechselnd im Windschatten des anderen. Wobei meistens ich vorne fuhr und auch noch ihre schwereren Taschen hatte, denn wenn sie vorne war schafften wir teilweise nur 5 Kilometer in der Stunden. Andersrum waren es wenigstens noch 12-14 km/h.
Ja das alles hier erinnerte mich stark an diese Tour, nur konnte ich mich nicht von Zeit zu Zeit hinter Annett hängen. So musste ich Pausen machen um wieder etwas zu entspannen. Die Radfahrer die mit ihren Rennrädern und Mountainbikes die selbe Richtung nahmen wie ich hatten echt zu tun, und als ein Typ der vielleicht halb so alt war wie ich, dann mit hängender Zunge vorbeifuhr, war ich mir sicher, dass mich das viele Radfahren doch gut zusammen hält. Ja, ich machte auf jeden Fall eine bessere Figur auf dem Fahrrad als er.
Die Radwege in Bratislava sind sehr gut ausgebaut, also in dem Bereich wo ich unterwegs war. Erst hatte ich überlegt die Stadt liegen zu lassen und weiter in Richtung Wien zu radeln. Als ich dann aber so in meinen Erinnerungen zu dieser Stadt kramte, merkte ich, dass ich nur noch wusste, dass ich etwa 1986 hier war und es irgendwo noch ein paar Bilder davon gibt. Die Stadt haben wir uns damals glaube ich nicht angesehen. Geschlafen haben wir bei Freunden der Eltern eines Freundes der mit dabei war. Das war auch schon alles was ich noch wusste. Du musst in die Stadt zumindest mal kurz rein. Ich hätte auch was verpasst. Auf den ersten Blick eine moderne Stadt mit vielen Historischen Gebäuden und über allem thront die Burg. Schön. Ich hätte mehr Zeit gebraucht, doch jetzt war schon klar, dass ich erst im Dunkeln in Wien sein werde, also weiter.
Mal so ganz nebenbei ist die Strecke sehr schön und gut ausgebaut für Radfahrer.
Es sind etwa 60 km bis Wien und da sich der Weg etwas durch die Landschaft schlängelt hat mich der Wind auf kurzen Passagen auch mal etwas verschnaufen lassen, er traf mich nicht 100%ig von vorne. Meine Muskeln hatten schon echt zu tun.
Ein voll geladenes Rad ist nicht wirklich windschnittig, wobei ich manches Mal echt erstaunt bin, dass andere Radfahrer dann auch noch eine riesige Rolle oben über alles laden, da bist du doch wie eine Schrankwand, und selbst die ist wohl noch schnittiger. Ich hoffe ich habe jetzt niemanden hier erwischt der so durch die Lande zieht.
Als ich in Wien ankam war es schon dunkel, aber dadurch bot sich mir ein wirklich schönes Bild. Die vielen, tollen historischen Gebäude hat man schön mit dem richtig platzierten Licht in Szene gesetzt. Toll. Es hat immer so etwas märchenhaftes wenn Türme und Figuren in Brunnen von unten angestrahlt werden. Das richtige Licht ist echt Gold wert.
In Berlin gibt es jedes Jahr eine Veranstaltung bei der ausgesuchte Gebäude in ein besonderes Licht gekleidet werden. Eine Veranstaltung die es sich lohnt zu besuchen. Also seit, glaube dem letzten Jahr, sind es sogar zwei Veranstaltungen. Es startet am 02.10. und geht bis zum 18.10. Annett und ich werden wieder durch die Stadt laufen und uns verzaubern lassen. Wenn ihr kurzfristig einen Besuch in Berlin plant, dann kommt in dieser Zeit – traumhaft.
Tja, ich hielt hier, ich hielt da – schade, dass Annett nicht mit hier ist – und machte Bilder.
Am Nachmittag, ich hatte genug Zeit zum Nachdenken bei meinem Kampf gegen den Wind, hatte ich beschlossen, mich in Wien in den Zug zu setzen und in die Heimat zu fahren. Jetzt noch zweieinhalb Tage durch die Berge bis Prag war mir gerade zuviel. Die Luft aus dieser Tour war raus. Die Ägypter hatten es geschafft mir meinen schönen Plan zu zerhacken, tagelang Polizei zu meinem Schutz die nur Blödsinn mit mir veranstaltete und dann die Woche warten auf mein Rad. Ich könnte jetzt schreiben, dass ich die Zahnschmerzen nicht mehr ausgehalten habe, Blödsinn, das wäre auch noch drei Tage länger gegangen. Oder, dass ich mir Sorgen machte um ein Knacken in meinem Tretlager, mit dem selben Geräusch habe ich bei einer anderen Tour noch einige tausend Kilometer gemacht. Ausreden. Ich habe keine Lust noch durch die Berge zu strampeln um dann so und so im Zug nach Berlin zu landen.
Prag wird also noch etwas warten müssen, bis es mit auf die Liste meine angefahrenen Hauptstädte drauf kann. Wird aber wohl vielleicht was im nächsten Jahr.
Also wenn ihr das hier lest habe ich schon eine Zugtour mit vielen Umständen hinter mir und sitze in Berlin in meinem Sessel mit den Beinen hoch und schreibe.
Am Sonnabend werde ich dann mit den anderen Aktivisten vom DID im Auto nach Rumänien fahren um dort vor Ort wieder zu helfen, das erste Jahr in dem ich nicht mit dem Rad dorthin fahre, na die werden sich wundern warum der verrückte Deutsche mit dem Auto mitfährt. Es gibt also weiter noch spannende Berichte !!
Wieder auf der Straße, aber weit bin ich nicht gekommen….
Der Abschied war sehr herzlich, ja, als wenn man uralte Freunde verabschiedet. Über das alles habe ich vergessen den Schlüssel abzugeben, muss ich unbedingt zurücksenden wenn ich wieder in Berlin bin.
Es regnete ohne Unterlass, die Straßen waren schlecht, Pfützen ohne Ende. So gab es auch noch Wasser von der Seite. Da man nie weiß was in einer Wasserlache so auf einem wartet fahre ich mehr als vorsichtig bei solchem Wetter. Ich lasse lieber den nachfolgenden Verkehr vorbei als durch eine Pfütze zu fahren. In manchen Ländern fehlen einfach die Gullideckel. Wenn du in so ein Loch fährst, ist der Sturz 100 %ig und eine Acht im Vorderrad fast sicher. Also immer schön langsam.
Das große Problem dieser Fahrweise ist aber, dass man nicht auf Temperatur kommt. Die Regensachen sind Wasserdicht, bedeutet: Es kommt kein Wasser rein aber auch keins raus. Wenn du dich zu warm unter dem Zeug anziehst läuft dir drinnen der Schweiß zusammen. Du solltest als etwa wissen was du bei welchen Temperaturen drunter ziehen musst um nicht zu schwitzen, sonst bist du ständig damit beschäftigt die Sachen zu tauschen. Bei starkem Dauerregen auch kein Vergnügen.
Ich habe ja in meinem Leben schon einige Kilometer im Regen gemacht, früher auch dem Motorrad und seit ein paar Jahren wieder auf dem Rad, ich weiß als etwa was nötig ist an Kleidung. Wenn ich auf guten Radwegen unterwegs war, dann war auch alles gut. Das richtige Tempo heißt die richtige Temperatur. Aber Ungarn ist nicht gerade das Land welches die Radwege in rauhen Mengen in die Landschaft streut. Ich musste viel, und vorsichtig auf Straßen Fahren. Die Temperatur meines Körpers sang, ok, dann geht jetzt wohl das Spiel mit den Sachen tauschen los. Ätzend. Zu warm, zu kalt, mit dem Wechsel der zu befahrenden Strecke wechselte auch die Temperatur in meiner Rüstung gegen das Wasser von außen. Es dauerte nicht lange und ich fror mir den Arsch ab. Nach 50 Kilometern fühlte ich mich wie nach 100.
Ich war froh als ich den Bahnhof sah. Etwas warmes zu Trinken muss her. Wer mich kennt der weiß, dass ich warme Getränke verabscheue, ich trank Tee und das will schon was heißen. Bei der Gelegenheit schaute ich auch gleich nach einem Zug in meine Richtung. Nur ein paar Kilometer weiter. Du hast schon viel Zeit verloren und vielleicht ist in 50 km auch kein Regen mehr.
Die Strecke ging in meine Richtung und es gab auch einen Zug in den man Fahrräder mit rein nehmen kann. Das ist ja auch nicht ganz normal. Ich machte also gut 50 km im Zug und als ich wieder ausstieg war alles schön, na fast, mir war noch kalt aber es regnete nicht mehr. Jetzt ein wenig schneller fahren und in 30 Minuten sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Dreißig Minuten später hatte ich meinen Weg wiedergefunden und es war mir wohlig warm. Ich konnte das Regenzeug auch gegen Sachen tauschen die atmungsaktiv sind, die Welt war wieder gut zu uns. Den Wind aus dem Norden, also genau gegen uns nahmen wir einfach hin, es ging langsamer aber ich blieb auf Temperatur. Eine Erkältung würde noch fehlen.
Der Herbst kommt jetzt glaube ich mit großen Schritten, an vielen Bäumen an der Straße sieht man schon die bunten Blätter, erste Zeichen dafür, dass sie bald alles abwerfen um sich für den Winterschlaf bereit zu machen.
Ich fuhr noch einmal 50 km und wollte eigentlich noch bis Bratislava. Das große Problem in Ungarn ist aber, dass du nie direkt irgendwo hin kommst, auf den größeren Straßen sind überall Verbotsschilder für Radfahrer, das hat mich schon 2013 irre gemacht. Du fährst im Zick Zack über die Dörfer, Fahrradunfreundlich ohne Beschreibung. Die Zeit spielte also nicht mit. Es war auch den ganzen Tag schon so trübe als wenn es nur noch 30 Minten hell ist, aber das täuschte. Klar war, dass ich zwischen dem Ort in dem ich gerade war und Bratislava hängen werde wenn es dunkel wird. Noch 50 km und 1 1/2 Stunden Zeit, dann ist es dunkel, dies ist niemals zu schaffen.
Mir war nicht nach eine Tour auf biegen und brechen, dazu war das Wetter zu bescheiden. Nachtfahrten sind sehr anstrengend für meine Augen. Bleib hier, hast 150 km zurückgelegt und immerhin 100 km aus eigener Kraft. Kurzer Stopp, fragen nach dem Preis fürs Hotel und schon saß ich und verzehre eine Pizza für nicht einmal vier Euro, hier ist es echt billig.
Telefonieren mit Annett, Bericht schreiben und eigentlich wollte ich lesen, daraus wurde nichts, mein Körper wollte etwas Ruhe. Hast die letzten Tage nicht viel machen müssen. Gib Ruhe Sven und mach das Licht aus. Gute Nacht….
Wahrscheinlich ist es wirklich so: Jeder meint, dass die Autofahrer in seinem Land besonders schlimm fahren und, dass Radfahren in seinem Land besonders gefährlich ist. Dazu kommt dann meistens noch, dass die im Nachbarland, meist etwas komisch ja manchmal sogar grausig sind. Kommt auf die Region an.
Mir hat diese Tatsache heute glaube ich ein Zimmer für eine Nacht umsonst verschafft.
Der Junior ist heute um 14:55 Uhr gelandet. Ich war zur fast gleichen Zeit im Büro der Firma die den Junior hier in Budapest in Empfang genommen hat. Norbert war wieder da und ich habe mich gleich noch einmal bedankt für die Mail die er versendet hat, die hat echt einiges ins rollen gebracht. Ich fragte ob er schon weiß ob das Rad wirklich mit in dem Flieger war. >>Nein<< meine er und dass er gleich mal fragen wird. Die Auskunft war, dass es auf dem Flughafen noch ein paar Minuten dauern wird. Ich fragte ob ich schon bezahlen kann und so. Nein, das ging nicht, das Rad muss erst da sein. Also warten, jetzt hast du sechs Tage gewartet nur geht es auch noch ein paar Minuten länger.
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich alle in dem Büro waren als die Nachricht kam, dass der Junior an Bord ist. Menschen, die mich nur einmal gesehen haben, haben soviel Sympathie für mich und meine Sache entwickelt, dass es eine Atmosphäre war wie bei der Mondlandung. Es hielt niemanden recht an seinen Platz, ich bedankte mich tausendmal.
Nach ein paar Minuten waren die Papiere da und ich konnte los, die Stelle wo ich zahlen musste gab mir erst noch einen Zettel für den Zoll, ich rannte wieder zurück. Meine Jacke und die Tasche lies ich bei Norbert im Büro weil ich dachte ich gehe mal eben ins Nebengebäude und zahle meine Gebühren.
Ich “rannte” von Block zu Block und mein Shirt war schon langsam durch. Egal du bekommst den Junior. Jetzt schnell, dann kommst du noch ein Stück voran, du hast einen guten Marschplan. Die beim Zoll hatten Zeit. Oh Mann, ich will noch was schaffen, ich muss. Ich muss noch zwanzig Kilometer fahren bis zum Zeltplatz . Noch eine Nacht im Hotel kann ich mir nicht leisten, ich habe jetzt schon Geld ausgegeben, welches für die nächste Tour geplant ist. Das war mein Flug und Essen in Russland im nächsten Mai.
Beim Zoll wollte man wissen ob es mein Rad ist und ob ich es schon mit nach Ägypten genommen habe. Sie wollten mein Flugticket sehen und meinen Pass. Ich sagte ihnen, dass das Bike eine spezielle Nummer im Rahmen hat und erklärte wo die ist. Der Beamte stapfte los ins andere Gebäude. Ich brauchte nicht mit, mein T- Shirt war da nicht böse drüber. Nach eine paar Minuten gab es die Papiere. Der Junior ist wohl mein Rad.
Zurück und zahlen, der freundliche Herr der die Rechnung aufstellte erinnerte mich an einen Angestellten den wir mal bei uns im Laden hatten (www.berlinbiketour.eu) etwas Werbung kann nicht schaden. 😉 Er war sehr gewissenhaft. Also so nennen es die einen, unu die anderen sagen der kommt nicht aus der Hüfte. Es dauerte auf jeden Fall ewig. Die ersten Autos fuhren schon mit Licht, das schlechte Wetter trug dazu bei, dass es langsam schon dunkel wurde. Horror, das wird eine Nachtfahrt bei Regen. Nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Meine Augen spielen im Dunkeln so uns so schon verrückt wegen den irren Wechseln zwischen hell und dunkel. Wenn es dann auch noch alles schimmert bin ich schnell platt. Stadt im dunklen – nervig.
Ich bekam die Papiere zurück. Irgendwie sieht der auch so ein bisschen aus wie der Typ mal bei uns arbeitete. Klein, leicht geduckt, blaß, ja unscheinbar und wohl mit Angst erfüllt was falsch zu machen. Man könnte ja dann über ihn reden. Ich konnte endlich zahlen, nun los zurück.
Die anderen im Büro warteten schon auf mich. Da ist dein Rad. Freude auf allen Gesichtern.
Nein – Beim ersten Blick auf das Paket viel auf, dass man das Vorderrad demontiert hatte. Bitte das nicht. Die haben doch gar nicht den passenden Schlüssel dafür. Bitte lass da nicht einen von ihren selbsternannten Mechanikern dran gewesen sein. BITTE. …
Ich packte in Windeseile das Paket aus, einen Anfang musste der Mann vom Zoll schon gemacht haben man konnte schon in das ziemlich zusammengestückelte Paket schauen. Ich fluchte in Erwartung dessen was ich gleich entdecken werde. Das Rad war schon erst einmal mit im Packet, zum Glück. Beim ersten Blick auf die spezielle Sicherung an der Nabe, damit nicht jeder gleich das Rad abschrauben kann der vielleicht etwas stehlen will, sah ich, dass diese in Ordnung ist, niemand war mit der Zange dran oder so. Da hat jemand deinen Schlüssel in der Werkzeugtasche entdeckt, so ein Glück. Werkzeugtasche: Ist noch alles da? Deine ganzen Spezialschlüssel. Ein kurzer Blick in die Tasche – alles gut. Puh.
Oh nein die Vorderlampe hing auf halb sieben und das Schutzblech war demontiert. Warum mache die das? Hätten sie nicht sagen können das muss ab dann passt es. Der ganze Mist hätte nicht sein müssen. Rad am Flughafen raus und gut, ein kurzer Hinweis schon am Telefon auf die Größe des Pakets oder spätestens am Flughafen. Nein, dann wäre das ganze ja umsonst mit geflogen. So haben sie 280 € kassiert, ich habe noch nie so viel Geld für das Rad bezahlt. Zwischen 40 und 120 € das kannte ich bis zu diesem Tag, das war es dann aber auch. Man sagte mir bei der Firma hier, dass sie oft Probleme haben mit Dingen die aus dieser Richtung kommen. Unergründliche.
Da kassieren sie viel Geld um dann das Rad zu zerlegen, sie nehmen einfach dein Eigentum auseinander ohne dich zu fragen. Na klar sie haben nur die kleine Maschine nach Budapest, es fliegt nichts anderes. Warum haben diese Idioten nicht mit mir geredet, warum?
Das Schutzblech lag auch mit in dem Paket, es war verbogen, aber da, dadurch, dass es eigentlich ja nur ein Metallstreifen ist, darum habe ich die Schutzbleche gewählt, konnte ich es mit etwas Geduld wieder in Form bringen. Ein Profielblech kann man nur schlecht wieder in Form bringen und ein Schutz aus Kunststoff würde eventuell brechen.
Alles wieder anbauen, ich schwitzte Blut und Wasser. Rad rein, beide Räder drehen, etwas nachjustieren, läuft gut, nichts verbogen, ich war glücklich. Die anderen Im Büro freuten sich alle mit mir, nach einer weiteren Stunde war ich nun startklar, draußen wurde es immer dunkler.
Ein Bild mit Norbert musste ich noch schnell machen. Ich fragte: >>Kann ich ein Bild von uns beiden machen, es kommt aber zu Facebook<< Er stockte kurz. >>Ok, das ist das erste Bild von mir bei Facebook, bisher habe ich das immer vermieden<< sagte er noch, bevor wir beide lächelnd auf der Speicherkarte landeten.
Schnell noch auf die Tankstelle, Luft nachpumpen und auf zum Hotel. Im Hotel angekommen wollte ich schnell meine Taschen schnappen und los. Ich wurde gefragt was ich jetzt mache. Ich erzählte, dass das Rad da ist, auch hier eine riesen Freude, und dass ich jetzt noch in die Stadt will zum Zeltplatz, da ich mir eine weitere Nacht im Hotel nicht leisten kann. Sie hatten mir in dem Hotel zwar schon einen guten Preis gemacht, immerhin 10 % aber ich konnte es nicht mehr zahlen. Sie meinte, dass ich doch jetzt nicht los kann in Ungarn fahren alle wie die Verrückten, Ja und, dass sie noch ein kleines Zimmer hat, klein aber alles drin. UND ich könnte in diesem Zimmer schlafen und muss nichts bezahlen, ja, und morgen früh soll ich Frühstücken gehen. Ich brauche nicht dafür zu zahlen.
Bah, ich nahm die gute Frau in den Arm und bedankte mich tausendmal.
Hammer oder?
Tja, der Junior ist wieder da, und ich freue mich riesig. Ich möchte euch allen danken, dass ihr so mitgefiebert habt und uns die Daumen gedrückt habt bis sie fast abgestorben sind. Echt toll zu sehen, dass so viele Meschen bei uns sind und uns nur das Beste wünschen. VIELEN DANK AN ALLE !!