Ein Tag Pause; das Problem an der Nummer ist immer, dass dein Körper dann echt erst einmal sagt “Gut, gefällt mir.”wird morgen wieder lustig, wenn der Kopf dem Körper sagt ” wir haben noch ca. 6.000 km und brauchen dich”
An so einem freien Tag, ist oft mehr zu tun als sonst. Berichte schreiben, einkaufen, Wäsche waschen, was am Bike machen, Mails beantworten, alle Geräte laden und schlafen, schlafen und vielleicht noch etwas schlafen.
Das war es auch schon fast: gegessen habe ich hier wirklich lecker, Hausmannskost, eine Mahlzeit zwischen 100 und 120 Rubel. Das sijd nicht einmal 1,50 €. Es gab Eier, Käse und Wurst zum Frühstück und leckeren Kartoffelsalat mit Würstchen zum Abendbrot. Mittags war ich im Magasin (Supermarkt).
Es ist hier so und so sehr preiswert, es sind aber seit meinem letzten Aufenthalt weniger Produkte in den Läden zu finden. Hängt bestimmt mit der politischen Lage zusammen.
Die feinen Herren machen immer tolle Muskelspiele und die Menschen sollen leiden. Ich verabscheue alle Politiker dieser Welt, sie treiben Machtkämpfe auf den Rücken der kleinen Leute aus.
Ich habe zu tun, die Straßen der Welt warten, und ehrlich da fühle ich mich auch am besten aufgehoben. Man kommt immer irgendwo an…..
Zwei meiner großen Feinde auf dieser Tour treten gerade vorsichtig in mein Leben, langsam aber sie zeigen sich.
Bei meinen Vorbereitungen auf die Tour ging es mir nicht so sehr darum wie die Topographie ist, ob Berge oder nicht. Klar habe ich auf Gebirge geschaut und mir auch eher eine Strecke durch Finnland als durch Norwegen gesucht. Von Stockholm nach Oslo komme ich nicht drum herum durch bergiges Gebiet zu fahren.
Dass das Land hier nicht platt ist war mir klar, doch etwas platter hätte ich schon gedacht. Planungen für die Strecke, sind in dem Augenblick egal wenn man etwas sehen will. Wenn du Punkte miteinander verbindest, kommt eine Strecke raus – fahre sie oder mache einen großen Umweg.
Die Idee zum Nordkap zu fahren hatte vor vielen Jahren eigentlich nicht ich, ein damals sehr guter Freund, ja, ein Bruder, wollte immer dahin. Ich sagte zu ihm wenn er irgendwann mal sein Motorrad klar machst um zu starten bin ich dabei, wenn ich es auch blöd finde dorthin zu fahren. Es wurde nie was draus, aber die Geschichte geisterte immer in meinem Kopf rum. Beim Überlegen was ich noch für meine Weltreise brauche fiel mir das wieder ein; eine Gegend die etwas unwirklich ist. Ich hoffe auf meiner Weltreise keine schlimmeren Bedingungen zu finden als jetzt dann, eigentlich sollte alles gut gehen. Hm, wieder mal ein Plan….
Die Vorbereitungen schließen vielmehr immer die Tierwelt und die Pflanzenwelt ein. Die meisten haben Angst vor den Menschen in anderen Ländern, fahrt hin, sie verstehen euch vielleicht nicht und ihr sie nicht. Wenn ihr freundlich seid ist nach ein paar Sekunden das Eis gebrochen. Pflanzen ist egal ob ihr freundlich schaut, sie sind giftig oder nicht. Einige sehen dabei auch noch toll aus. Bärenklau ist so eine Pflanze, die steht hier gerade in Massen am Wegesrand. Zu erkennen, für mein Wissen, nur an den vertrockneten Pflanzen, die Jungen sagen mir gar nichts, langsam habe ich aber glaube einen Blick. Ich mache einen riesen Bogen um Gebiete wo sie stehen, zur Sicherheit habe ich auch meine Gummiüberzieher über die Schuhe gezogen beim Nachtlager aufsuchen. Als ich aber noch mal nachgelesen habe, was man mit der Pflanze alles nicht machen sollte, kam ein Satz der beschrieb, dass selbst Einweghandschuhe sich durch die Pflanz auflösen sollen. Hoffe das bleibt mir erspart damit in Kontakt zu kommen. Es gibt in Verbindung mit Sonnenelnstrahlung Pusteln, die riesig mit Eiter gefüllt sind und schmerzen, wie Verbrennungen zweiten Grades.
Das andere ganz wichtige sind Tiere, Tiere wollen meist auch nur ihre Ruhe haben, und was sie nicht kennen ist ihnen erst auch einmal ungeheuer. Im Konsulat fragte mich die Presse ob ich Angst vor Bären habe. Eigentlich nicht, ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ja, ja – gefährlich. Haie sind auch gefährlich. Ich war mit ihnen tauchen und lebe noch, könnte auch anders sein. Stimmt. Also Bären in Russland sieht man wohl mehr als selten, sie sind sehr scheu und auf vielen Seiten im Internet wird geschrieben, dass einen zu sehen wie ein Lottogewinn ist. In den USA, in der großen Naturparks, sieht das etwas anders aus, die Bären haben gelernt wo es was zu fressen gibt.
Viel schlimmer sind hier die Mücken, stehst du nur fünf Minuten irgendwo bist du willkommenes Futter. Wusstet ihr, dass nur die Weibchen Blutsauger sind….. Was sagt uns das? Ganz klar, sie brauchen wichtige Inhaltsstoffe vom Blut damit die Nachkommen versorgt sind. So sieht es doch mit Mücken schon ganz anders aus – Liebevolle Mütter !!!! Was aber jetzt toll zum Einsatz kommt ist mein neuer Hut mit dem Netz und mein Spray gegen alle möglichen Tiere. Zecken sind ja auch so eine Sache. Das sind für mich wichtige Dinge auf so einer Tour. Das Material muss natürlich auch stimmen und sollte immer in Ordnung sein.
Mit meinem neuen Hut bin ich noch nicht so glücklich, er sieht noch sehr neu aus, als hätte er noch nichts erlebt, er braucht etwas Sonne, Wetter und Schweiß, und wenn er das hinter sich hat dann steht er mir hoffentlich besser. Noch fühle ich mich wie ein Greenhorn mit dem schönen neuen Hut. So wie in einem dieser Karl May Filme, der Typ der die Schmetterlinge fängt. Oh Mann…
Die Landschaft wechselt langsam, weniger Bäume, wobei die wohl den vielen Sägewerken zum Opfer fallen. Hier sind ein Haufen Dörfer die wohl fast außschließlich davon leben. Toll ist, dass ich jetzt schon oft gesehen habe, dass man Hauser aus Holz noch baut. Die Steinbauten der Russen in den Dörfern sind nicht schön, einfach nur zweckmäßig.
Es sind auch schon einige Seen dazu gekommen, Flüsse sind schon die ganze Zeit meine Begleiter. Begleiter die sich einfach so durch die Natur schlängeln, auch in Städten, nicht befestigt, nicht begradigt. Man muss der Natur hier nichts abringen. Land ist einfach genug da. Eigentlich viel besser für Mensch und Natur.
Tja, nun bin ich in Kirow, eine Stadt die wohl sogar schon etwas älter ist, viele Städte in Russland bringen es gerade mal auf 200-250 Jahre. Ich bin durch einen Teil der Stadt gefahren der mit alten einstöckigen Häusern entlang der Straße bebaut war. Hätte mich besser drauf vorbereiten sollen. So etwas ist schade, man kommt in eine Stadt und weiß nichts drüber. Hm, Kulturbanause.
Ansonsten ist ein Großteil der Stadt auf einem Berg, ich musste natürlich ganz oben ein Zimmer buchen. Es herrscht viel Verkehr, es sind auch Radfahrer unterwegs. Diese rasen durch die Fußgänger oder zwischen den Autos durch. Sie sind glaube nicht sehr beliebt. Man hat mich immer böse angesehen, egal ob vorsichtig auf dem Bürgersteig oder meinen Platz auf der Straße einnehmend. Hier muss glaube noch was getan werden. Die Bürgersteige geben es aber gut her, dass man auf ihnen fährt. Die doch hohen Bordsteine haben alle eine Art Rampe. Nicht ideal für Rollifahrer aber schon besser als in Ekateringurg.
Mein Zimmer ist ein Traum für 14 € und der Chef spricht sogar deutsch. Seine Töchter kieschern immer wenn ich etwas will und sie es nicht verstehen, ich glaube es ist ihnen blöd. Es ist aber schon besser geworden, sie reden wie ich jetzt einfach drauf los. Manche Wörter klingen ja auch in der anderen Sprache ähnlich oder man kennt ein Wort. Wenn man nichts versteht, gibt es zu mindestens ein Lächeln. Das Leben ist so leicht….
Als ich ein kleiner Junge war, ich war vielleicht 10 oder 11 Jahre, fünfte Klasse, das sollte hinkommen.
Damals hieß es, dass wir Fremdsprachen dazu bekommen zu unserem Lehrplan. Russisch war ein Pflichtfach, Englisch oder Französisch konnten die machen die wollten und wo die sonstigen Leistungen ok waren, nicht, dass es eine zusätzliche Belastung für die Schüler wird. Englisch hätte ich damals auch belegt, das Problem, nullte Stunde, nicht mit mir. Ich lernte für mich, irgendwann war ich sogar besser als manche die den Unterricht mitmachten.
Russisch mache mir riesigen Spaß, ich versuchte alle Vokabeln zu lernen die wir als Hausaufgabe bekamen. In anderen Sprachen zu sprechen war spitze, das war wie Räubersprache. Meine Begeisterung lies aber schnell nach. In der sechsten Klasse schon war es aus, ich machte nichts mehr für das Fach. Der Grund? Freunde kann man sich aussuchen, Brüder nicht. Das war so ein Spruch bei uns im Osten. Die Sowjetbürger waren unsere Brüder, das war es schon. Alles was vom Staat eingebläut wurde war, mit zuwider, ich machte lieber selbst meine Erfahrungen. Eigentlich hatte ich nichts gegen Russen aber wohl dagegen, dass man mir erzählen wollte wenn ich zum Bruder haben muss. Aus und vorbei.
Jetzt wo ich schon zum dritten Mal hier bin, früher wäre ich nicht einmal in dieses Land gereist, fallen mir wieder die Wörter ein, die ich vor fast 40 Jahren gelernt habe, jeder Tag ein neues. Hehehe.
Ein riesiges Land, mit Straßen die unendlich lang sind. Diese Straßen sind teilweise so schlecht, dass die LKWs sich an üblen Passagen gegenseitig Vorfahrt lassen, man wartet ab bis alle durch sind, dann fährt erst die andere Spur. Um um die Löcher zu fahren braucht man die ganze Breite der Straße. Mit dem Rad ist es viel einfachen. Ab durch die Mitte, na nicht ganz, muss teilweise ganz schön rudern.
Auf der Strecke ist immer mal wieder ein Cafe, naja den gibt es da, und etwas zu Essen und so. Das scharfe an den Dinger ist, sie können noch so klein und abgewrackt sein, alle können meine VISA einlesen. Irre, Standards.
Vor einem dieser Lädern haben sich auf einmal die Dorfschönen eingefunden als ich dort eintrudelte. Zwei Frauen etwa um die 30 Jahre, eine hatte, ich denke, ihr Kind mit. Dem Kleinen verpasste ich gleich einen von meinen Schokoladenriegeln. Er freute sich, danke war nicht und das Papier landete auf dem Boden. Andere Länder andere Sitten. Das mit dem Müll kenne ich leider aus vielen, ja allen Ländern so. Alle drei freuten sich über mein Verhalten und redeten auf mich ein. Ich gab ihnen zu verstehen , dass ich nichts verstehe und aus Deutschland bin. Sie lachten, das hatte ich noch nicht gesehen, ich hatte schon oft von gehört, es aber nie geglaubt, eine der beiden hatte wirklich alle Zähne aus Gold im Mund, HAMMER.
Die beiden hatten ein Tablet dabei und fragten ob ich ein Foto von ihnen mache, machte ich. Ich räumte dann weiter meinen Einkauf ein und überlegte, ob ich sie frage ob ich ein Bild von ihnen machen darf, ich wollte die Goldzähne haben. Als ich fertig war mit überlegen waren sie schon weg. Hm.
Ich verzweifele hoffentlich nicht auf der Strecke hier in Russland, ich komm nicht voran. Wenn es nicht ständig auf und ab geht, dann ist die Straße so schlecht, dass man auch wieder höchstens 10 km/h fahren kann, Ich komme nicht voran 100 km ist ein echter Kampf der locker 12 Stunden dauern kann.
Am besten sind die Schilder, es kommt z.B. ein Schild, dass die nächsten 8 km Holperpflaster ist. Und danach kommt gleich das nächste mit 10 km z.B. Gestern kamen echt vier Schilder hintereinander. Wahnsinn.
Ja und da das alles nicht reicht, versucht es das Land nun auch noch mir mit Gewitter das Leben schwer zu machen, nicht schlimm, mein neuer Regenoveroall ist ein unübertroffen. Jacke und Hose in einem und die Beine macht man mit einem Reißverschluß zu. Kein lästiges mehr in die Regenhose kommen, mir hat der Regen nichts gemacht. Dazu kommt, dass ich auf etwas aus meinen Motorradtagen zurück gegriffen habe, Überzieher für die Schuhe, die haben mir auf dem Motorrad manchen Tag gerettet. Sie sind wie ganz dünne Gummistiefel, die Sohle ist etwas verstärkt, damit sie nicht gleich durch ist vom laufen. War etwas skeptischen wegen meiner Pedalen, die haben so kleine ¨Picker¨ damit man nicht rutscht, bis jetzt hält die Sohle.
Es war nur bitter kalt. So eisig, dass ich hauchen konnte und die Straße vom Nebel bis auf eine Sicht von hundert Metern weg war. Nachts ist es jetzt auch wieder kälter. Weiter im Osten muss das Wetter wohl noch anders sein. Das Wetter kam von dort. Hier ist es am Tage super schön, Sommer…..
Ich musste das Hotel heute auch wieder verlassen, also wieder runter in dem kleinen Fahrstuhl, die Taschen blieben dieses Mal ab, siehe an geht viel leichter. Wärst du gestern nicht so faul gewesen, wäre die Sicherung noch ganz.
Der Weg war leicht zu finden, es gibt nur eine Straße. Irgendwie war heute noch mehr Verkehr als gestern, wollen die alle nach Moskau? Die Straße war echt gut, ein gutes Stück, dann war Schluß, das war jetzt wohl eine Straße in Russland, von der, glaube ich, schon jeder mal gehört hat. Auf einer Länge von etwa 20 Metern war kein Asphalt mehr da, und wo noch welcher war türmte er sich mindestens 50 cm hoch. Alle mussten da durch, es sah für mich vom Weiten aus als würde in Ägypten eine Horde Touristen mit Quats durch die Wüste heizen.
Alle versuchten da irgendwie durch zu kommen, ja, und icke wieder mittendrin. Schön, das ohne Dusche heute, fein.
Irgendwann teilte sich die Straße, ich musste nach rechts abbiegen. Komisch war, dass die Straße nach rechts auch nach Moskau führte und sogar 120 km kürzer war, trotzdem fuhren alle geradeaus. Was heißt das nun wieder? Die Straße ist bestimmt ganz doll schlecht. Nach den ersten Kilometern war klar warum die meisten diesen Weg nicht wählten. Die Anstiege gingen in Richtung Himmel, die älteren LKW, die den Weg gewählt hatten, hatten schwer zu tun hoch zu fahren. Es war für mich auf der einen Seite sehr angenehm, weniger Autos, aber die Anstiege konnte ich nicht mehr sehen, nach 12 Stunden Fahrt und gerade einmal 85 Kilometern suchte ich mir ein lauschiges Plätzchen am Straßenrand.
Mein erster Gedanke war, nachdem das Zelt gut versteckt aufgebaut war, Plan B muss auch noch her. Wenn es hier so weiter geht, komme ich nicht bis ganz in den Norden zum Grenzübergang nach Finnland, ich suchte mir schon einmal einen weiter unten aus, so spare ich bestimmt drei Tage, mein Visum läuft doch nach 30 Tagen aus. Als ich das beantragt habe wusste ich noch nicht, dass mir zweieinhalb Tage verlogen gehen, weil ich noch ins Konsulat wollte.
Bericht schreiben, noch etwas lesen und schlafen. Gute Nacht John-Boy
Der nächste Tag fing an wie der letzte endete – Berge immer mehr Berge. Die Straße blieb noch eine ganz Zeitlang gut, dann war Schluß, heute wird es wohl wieder nichts mit der geplanten Strecke. Ich muss Kilometer machen….
Die Landschaft ist irre, wenn man von einem der Berge mal einen freien Blick hat, dann sieht man Wälder bis an den Horizont. Nun könnte man sagen, dass es das bei uns auch gibt. Wald soweit der Blick schweifen kann. Bei uns kommt aber nach dem Wald nicht Wald und dann wieder Wald um dann zur Abwechslung mal an einen Wald anzuschließen. Dieser liegt natürlich neben einem Wald. Ja, und bald sieht man dann den Wald vor Bäumen nicht mehr. Die Wälder sind so dicht, dass ich immer ewig brauche eine Stelle zum Zelten zu finden. Meist schlafe ich in Schonungen die gerade wieder aufgeforstet werden. Im alten Waldbestand ist es so dicht, du findest keine freie Stelle.
Ganz besonders ist bis jetzt, dass es alle paar Kilometer Tankstellen gibt, um meine Ernährung brauche ich mir bis jetzt keine Sorgen zu machen. Ich komme immer weiter ab von der Zivilisation, darum ist mein Netz auch nicht mehr stark genug zum Berichte laden oder abends an meinem Zeltplatz gleich Null.
So mache jetzt Schluß, wollte eigentlich noch den Bericht für den 23. & 24. schreiben, aber es ist heute wieder sehr kalt, gab zweimal Gewitter mit eisigem Regen heute. Dazu aber im nächsten Bericht mehr.
Nacht dann mal.
Vorgestern war ich mir noch sicher, dass ich gerade durch die Ausläufer des Uralgebirges fahre. Gestern war klar, dass ich nur durch die Ausläufer der Ausläufer geradelt bin. Es geht also noch besser. Oh Mann, muss das sein. Naja, die ersten drei Tage komme ich ja so und so immer schlecht in Tritt, es liegt bestimmt daran.
Die Autofahrer, speziell die LKW Fahrer, nehmen voll Rücksicht, angenehm, bei den Mengen von Kraftfahrzeugen. Ich frage mich immer wo die alle hin wollen. Zwischen den Städten Perm und Ekaterinburg liegen gut 380 km. Fährt man hier wirklich einfach mal so in eine Richtung, zu tausenden.
Der Zustand der Straßen ist anders als angenommen, ja, es gibt Schlaglöcher, die gibt es bei uns nach dem Winter aber auch zu Hauf. Der Randstreifen ist etwas schmal, etwa 50 cm. Eigentlich ist er viel breiten mindesten drei Meter, aber aus Sand. Der Boden hier ist ganz komisch, wenn er mal nass war und dann trocknet ist er wie Beton. Wenn die LKW irgendwann mal bei Regen eine tiefe Spur in den Sand gefahren haben, kann ein anderer, nachdem es getrocknet ist, drüber fahren, die Form bleibt erhalten. Das fährt sich natürlich bescheiden, ich versuche es zu vermeiden. Schlimmer sind aber die Stellen wo man Splitt über den Sand gestreut hat, hier muss man aufpassen, dass man sich nicht mit dem Vorderrad eingräbt, Saugefährlich wenn ein LKW mal nicht weit genug zur anderen Fahrbahn kann und man schnell rutschen muss. Wenn viel Verkehr von vorne kommt gehe ich freiwillig an den Rand und fahre auf der Buckelpiste.
Busfahrer, jedenfalls die meisten, hoffe von euch ist keiner einer, haben das A-Gen, sie machen nicht einen Zentimeter Platz, das ist glaube eine Berufskrankheit. Das Assi-Gen verhindert wohl im Hirn den Befehl >>Bitte etwas rutschen<< Es ist bei der Berufsgruppe in jedem Land, in dem ich jetzt war, das gleichen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Heute sollte ich die Berge hinter mich bringen, ja ich bin erst einmal durch, aber Russland ist bis jetzt hügliger/ bergiger als ich dachte. Es geht immer mal wieder auf 200 Meter hoch.
Der Tag fing an mit Schmerzen. Muskelkater plagte mich. Nun hatte ich mich aber auch ganz schön ins Zeug gelegt. Am ersten Tag, nach meinem später Start vom Konsulat hatte ich noch fast 100 km gemacht und am 19. dann 140 drann. Heute muss ich auch 140 km machen dann habe ich die Zeit wieder raus.
Am Vorabend hatte ich mir, ganz übermütig, schon ein Zimmer in Perm gebucht. 140 km sitzt du auf einer Arschbacke ab, dachte ich mir so beim buchen. Das Hotel war preiswert und hatte gute Bewertungen, schlag zu bevor die Zimmer weg sind.
Es lief etwas schleppend an, aber die ersten 20 km sind ja schon immer meine Phase zum warm werden, es lief nicht. Egal dann kommst du eben irgendwann in der Nacht dort an, wenn man ein Zimmer hat ist doch alles gut, einziehen, duschen, Bericht schreiben, schlafen.
Womit ich nicht gerechnet hatte, der schmale Randstreifen war weg, ich musste die ganze Zeit auf dem Sandweg fahren, macht sich gut bei Steigungen und mit meinen Augen, ich sehe echt beschissen ob der Sand fest oder lose ist. Mist.
Aber wie hat mein altes, verstorbenes Tantchen immer gesagt: >>Sei froh über das was du hast – was du bekommst weißt du nicht<< wie recht sie mal wieder hatte. Der Wegesrand war sogar ein paar Mal sehenswert, über viele Kilometer Löwenzahn, Peter Lustig hätte sich gefreut. Interessant war auch, dass man am Wegesrand Stationen mit Ärzten hat. Sie liegen an der Hauptschlagader der Region der E22. Ich habe vor kurzem einen Bericht gesehen, in noch entlegenere Gegenden fährt im Winter ein Zug, dieser hat alles an Bord um die Menschen in den schärfsten Winkeln zu behandeln.
Ich schrieb ja; >>Was du bekommst weißt du nicht<<. Die Stecke, ohne den Randstreifen, maß etwa 60 km, ich hasste jeden Meter, einfach nur Anstrengung pur. Doch jetzt kam es dick, der Randstreifen war ganz weg, im besten Fall gab es einen Streifen mit losem Sand wo ich schieben konnte, hätte ich bloß nicht das Zimmer gebucht, es war heiß, ich war so und so schon fertig und nun noch Bauarbeiten an einer neuen Straße. Ich teilte mir munter mit allen anderen in den Baustellen die Fahrbahn. Ein paar Leute mochten mich fürs warten bestimmt nicht. An den Stellen wo die Straße schon fertig war, aber noch nicht freigegeben, fuhr ich auf der neuen Straße, nicht schlecht so eine vierspurige Straße für sich. Irgendwann, so nach 20 km war Schluß, die Straße endete in eine vierspurigen Autobahn. Scheiße, ich musste die Straße nehmen, ob ich wollte oder nicht, Es waren noch gut 30 km bis Perm, schneller kann man nicht voran kommen. Wenn man mich wirklich angehalten hätte, hätte ich das gut erklären können, es gab keine andere Möglichkeit.
Das Hotel war relativ schnelle gefunden. Ein Gebäude aus der zerfallenen Sowjetunion, das Hotel befand ich nur auf einer Etage, der siebten. Der Mann unten an der Rezeption, also so eine Art Doorman, er war wohl fürs ganze Haus zuständig, sah mich komisch an als ich auf Englisch fragte ob er deutsch oder englisch sprechen kann. Er sah mich komisch an und gabt mir mit einer ganz feinen Alkoholfahne eine Antwort. Jetzt verstand ich nichts. Ich zeigte meine Buchung, aua, Mist, die war auf Deutsch. Ich fragte nach dem Namen vom Hotel, jetzt verstand er was ich wollte. Er zeigte mir draußen ein Schild, >>Ja,ja,ja<< sagte ich. Wir gingen wieder rein und er suchte die Nummer vom Hotel, Naja, sein Buch, was vollgeschrieben war mit allem möglichen, sah nicht besonders übersichtlich aus. Er fand die Nummer nicht. Ich solle mal hier warten, er ist in einer Minute wieder da. Er fuhr hoch, kam wieder runter und alles war schön. Nun musste ich nur noch hoch. Er gib mir zu verstehen, dass der Lift klein ist und das mit dem Rad nicht geht, ich sagte doch und deutete ihm an, dass ich das Rad hochkant nehme. Gesagt getan, die Tür ist nur zu schmal gewesen ich kam mit den Taschen am Rad nicht durch. Er hielt mein Rad und die Tür die immer wieder zu ging und ich hielt mit einer Hand die Hinterbremse, damit das Rad stehen bleibt, und versuchte meine Taschen von hinten ab zu machen. Das Vorderrad ging mit Taschen in der Höhe gut rein. Die hinteren Taschen hingen, die Tür ging immer zu und wir kamen nicht vor, nicht zurück. Die hinteren Taschen mussten ab, ich zog wie wild dran, eine ging gut ab, bei der anderen ist eine Verriegelung abgebrochen, noch ein Teil was ich neu brauche. Zum Glück halten die Taschen auch so. Habe jetzt nur einen Klettverschluß als Verbindung zwischen Halterung und Gepäckträger gemacht, damit die Tasche nicht raushopst, wenn ich mal durch ein Loch fahre.
Die Dame oben an der Rezeption sprach auch nur russisch, egal, es ging auch so. Alles klar gemacht fürs Frühstück, Schlüssel und gut. Duschen, Bericht schreiben und schlafen wie ein Murmeltier….
Mann ist das jetzt kalt, grausig. Ich bin froh, dass ich mich auf Kälte vorbereitet habe. Eigentlich müsste ich beim schreiben Handschuhe tragen, meine Finger frieren.
Als ich heute Morgen um 9:00 Uhr zum Konsulat fuhr war es schon 12°C und mittags als ich startete über 20 Grad. Es war echt angenehm warm.
Nachdem ich alle Sachen wieder verstaut hatte, ich hatte einiges ausgeräumt bei Pascal, setzte ich mich in Bewegung nach unten. Die Wohnung ist im ersten Stock, ich nahm trotzdem den Fahrstuhl, der Junior wiegt, mit den ganzen Taschen und so, einiges. Ich denke mal 45 kg kommen zusammen. Unten im Hof sprach ich den Doorman an, ob er nicht nur den Eingang im Auge behalten kann, sondern auch bitte auf mein Rad achtet.
Kein Problem, spitze. Ich ging schnell um die Ecke holte mit ein paar Liter Wasser und etwas zum Essen. Getrocknetes Brot, Kekse (natürlich) und drei Würste im Brötchen. Zurück und schnell alles in der Proviant- Tasche verstauen. Jetzt schnell zum Generalkonsulat, man erwartet die Fackel und mich.
Der Junior durfte unten in der Halle stehen, ich war glücklich und ich fuhr hoch, Pascal holte mich ab, ein paar Schleusen auf und zu und schon war ich drin. Ich wollte nur mal schnell fragen wie der Ablauf sein wird, schon ging alles ganz schnell. >>Die Presse und das Fernsehen werden gleich da sein. << hieß es. >>Ob ich denn die Fackel mit hätte?<< wurde gefragt. >>Ja, unter in den Taschen verstaut. Eine Angestellt, meine Dolmetscherin wie sich dann rausstellte, flitzte schnell mit mir runter.
Oh Scheiße, meine Finger frieren….. Warm hauchen – und weiter geht es.
Fackel zusammen schrauben und schon geht es los. Lokale und überregionle Presse war da und das Frühstücksfernsehen. Man fragte mich überalles aus, ich erzälte mein halbes Leben, die Geschichte der Fackel und warum ich eigentlich für ¨ Inklusion braucht Aktion¨ unterwegs bin. Ich lies mein Telefon auf Aufnahme laufen. Eigentlich wollte ich ja ein Interview mit dem Konsul führen. Dieses sollte ich eigentlich für den Radiosender machen den Karl neben den Touren auch noch betreibt. Dieser Sender wird doch auch von den Paralympics berichten. Nach 60 Minuten machte ich aus, ich kam nicht dazu fragen zu stellen.
Alle waren sehr freundlich und interessiert. Wir sprachen über ein Leben mit Behinderung und was das bedeutet für einzelne Personen. Zwei Vertreter vom Behindertenverband waren auch da, ein Rollifahrer mit dem ich mich gleich verstand, obwohl wir uns nicht mit Worten verständigen konnten und ein Sehbehinderter. Ich denke seine Geschichte ist ähnlich wie meine. Die Augenstellung und seine Brille ließen das vermuten. Ich hatte gar keine Zeit danach zu fragen. Er schenkte mit noch eine Massagematte, diese wird in der Behindertenwerkstatt hergestellt, er meinte es ist auch eine Beschreibung dabei. Ich brauche mir also keine Sorgen machen. Wenn ich Russisch gelernt habe, wird es ganz leicht für mich sein sie zu benutzen. Na für den Lacher war ich ausnahmsweise mal nicht verantwortlich.
Die zwei Stunden waren schnell um, ich hatte vorher angekündigt, dass ich gerne gegen 12:00 Uhr starten würde um noch etwas zu schaffen. Alle richteten sich nach mir. Noch ein paar Bilder, eins mit dem Konsul unter dem Bild unseres Bundespräsidenten. Meine Frage.: >>Wäre es ok, wenn ich den Daumen hoch mache. Das mache ich immer auf meine Selfis<< Die Antwort kam schnell und war unkompliziert >>Ja, warum nicht<< Alles lachte, jetzt war das Eis komplett gebrochen. Wir gingen noch unten und wollten noch ein paar Bilder mit der brennenden Fackel machen. Es war noch mehr Presse und ein anderer Fernsehsender da.
Guck mal hier- Guck mal da, alle wollten ein tolles Bild. So jetzt aber die Fackel wieder zerlegen und verstauen, es geht los.
Zum Abschied habe ich alle vom Konsulat in die Arme geschlossen, den Konsul habe ich natürlich vorher extra gefragt. Er war einverstanden. Ein netter, unkomplizierter Mensch, der sich sehr für den Auftakt der Tour eingesetzt hat. Er hat das alles in die Wege geleitet.
Pascal hat nicht zuviel von seinem Chef geschwärmt, er ist wirklich toll.
Wir haben uns gleich noch für das nächste Jahr verabredet, wenn ich auf Weltreise hier wieder vorbei kommen.
Ick freu ma schon.
Ab jetzt hieß es einfach immer der Straße folgen. Ich habe noch 100 km geschafft. Die Ausläufer des Ural Gebirges sind human, es geht mit gerade einmal 5% hoch und runter, meist noch weniger, schön.
Die Straße Richtung Moskau ist irre befahren, ist die einzige die in die Richtung geht, hunderte von Kilometern immer eine Richtung. Dagegen war die Route 66 was für Anfänger…. Hehehe. Die Autos halten gut Abstand, LKWs fahren echt weit rüber wenn auf der Gegenspur nichts ist, und meistens kann ich den Randstreifen nutzen zum fahren. Bis jetzt sieht es so aus als könnte ich die zwei Tage gut wieder rein fahren….
Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 war die Stadt für Ausländer unzugänglich. Sowjetbürger konnten nur mit Genehmigung einreisen. Man baute hier Kriegsgerät, auch heute ist in jedem Jahr noch eine Show wo man Waffen kaufen kann nur 40 km von Ekaterinburg. Deutschland soll dort wohl auch immer gut vertreten sein mit seinen Waffenproduzenten. Hm.
Die Stadt ist jung, seit der Wende für die Stadt gibt es auch eine Universität, man sieht viele junge, wenige alte Meschen auf den Straßen. Autos gibt es ohne Ende und trotz der breiten Straßen staut es sich, in Kreuzungsbereiche wird grundsätzlich hinein gefahren auch wenn diese noch voll ist, es wird sich schon wieder auflösen, was es auch meistens macht.
Heute am Vormittag habe ich Mails beantwortet, Termine für die Botschaften in Oslo und Stockholm rund gemacht. Karl hat in mühevoller Kleinarbeit alles schon super vorbereitet.
Gegen Mittag bin ich dann mit Pascal und einen Fahrer vom Konsulat zu ein paar Läden gefahren um Kartuschen für die Fackel zu besorgen, nichts. Ich habe jetzt drei Stück und hoffe, dass morgen Früh alles mit der Presse schnell geht, ich nicht zu lange die Fackel brennen lassen muss. insgesamt freue ich mich auch auf den Konsul, Pascal hat schon viel von ihm erzählt, muss ein toller Mensch sein, schauen wir mal.
Danach heißt es in den Sattel, es geht dann endlich wirklich los, mal sehen ob ich am Abend immer noch so glücklich bin. Ich muss durch die Ausläufer vom Ural durch, der Berg ruft.
Am Abend bin ich mit meinem Gastgeber, übrigens ein ganz guter, die Adresse behalte ich natürlich für mich, noch etwas durch die Stadt GELAUFEN, ging ganz gut, ich werde immer besser. Wir sind auf eine Aussichtsplattform und haben aus knapp 200 Meter Höhe die Stadt bewundert. Man hat einen guten Überblick, ein alter Turm, aus der Zeit der Sowjetunion, sollte mal die Stadt krönen, sieht aus wie unser in Berlin, nur ohne Kugel, da fehlt noch was. Ich habe noch ein altes Bild aus der Zeit als unser Fernsehturm in Berlin erbaut wurde, ohne Kugel sieht das hier genauso aus. Es ist kein Geld da um ihn abzureißen. Eine traurige Sehenswürdigkeit.
Hinter der Stadtgrenze sieht man Seen und unendliche Wälder, das geht bis zum Horizont, dann sieht man schon die Berge, morgen bin ich dort und hoffe, es wird nicht zu hart da durch zu fahren, die ersten Tage sind so schon immer grausig, es dauert etwas bis man in so einer Tour ankommt.
Zum Abendbrot gab es dieses Mal usbekische Küche, einfach aber lecker, doch kann sie sich nicht mit der von Georgien messen. Georgien werde ich bestimmt auch noch einmal unter die Räder nehmen.
Tja, jetzt liege ich hier am anderen Ende von Europa auf meinem Bett und mal wieder fällt mir auf, dass wenn man dann irgendwo angekommen ist, die Welt gar nicht mehr so groß erscheint, ich hätte nie gedacht, dass es hier so schön ist. Die Sonne kommt langsam raus und die Menschen sitzen in den Parks und vergnügen sich.
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen was mich in den nächsten fast zwei Monaten erwartet. Auf jeden Fall dünnbesiedeltes Land….
Gestern am Abend, in einem Gespräch mit Pascal, wurde mir klar, dass ich in gut einem Jahr schon wieder hier im Ural bin. Ja, und gleichzeitig schoß mir durch den Kopf, dass ich im nächsten Jahr 50 werde. Ein hohes Ziel, dass ich mir da Anfang 2011 gestellt hatte; ich wollte mit meinen zwei tödlichen Krankheiten erste einmal 50 werden, fünf Jahre weiterleben und dann auch gleich noch um die Welt fahren. Ich muss mir beweisen, dass das geht. Pah, und jetzt stehe ich an der Schwelle zu dieser ¨verrücken¨ Idee. Der Körper kann eben nur das was der Kopf will !!! Eine Weltreise mit Behinderung auf dem Rad.
Pascale ist Mitarbeiter im Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Ekaterinburg, als Karl dort anfragte ob der Konsul, Herr Neuendorf, sich etwas Zeit für ein paar Fragen von mir zum Thema Inklusion in Ekaterinburg und Russland nehmen könnte, kam gleich ein ¨Ja¨. Große Freude, mit einem kleinen Hacken, der Konsul hat erst am 18. Zeit für mich. Der Flug war gebucht und ich musste am 15. starten. Meine Idee, mal im Konsulat nachzufragen ob es jemanden gibt der einen Weltenbummler zwei Nächte aufnehmen würde, setzte Karl gleich in ein Schreiben um und setzte mich in CC. Einen Tag später die Antwort:¨ ein Mitarbeiter hat sich bereit erklärt¨. Super wieder ein paar wichtige Euro gesparrt.
Pascale ist gerade einmal 26 Jahre alt aber hat schon einiges in der Welt gesehen. Sein großer Schwarm ist Georgien, er lebte dort eine Weile in seiner Tätigkeit für das Auswärtige Amt. Prompt lud er mich in ein georgisches Restaurant ein, das Essen war mega gut !!! Viele Dinge die mir fremd waren aber lecker sind, ich habe sogar Wein getrunken. Gut! Hätte noch ein zweites Glas genommen, aber Doppelbilder doppelt sind blöd. Hahaha. So, Wein ist nicht, ABER, man hat Shisha im Angebot. Shisha, meine große, wenn auch ungesunde Leidenschaft, das Stück Ägypten was bis heute mein Leben beeinflusst. Sitzen und dem blubbern der Wasserpfeife bei einem tollen Gespäch lauschen. Pfeife teilen, Essen teilen, das Leben ist ein Geben und Nehmen. An solchen Orten wird mir immer klar was eigentlich der Sinn des Lebens ist und für alle sein sollte – Tolle Menschen um sich versammeln und neue kennenlernen. Reisen ist dafür ideal und gleichzeitig ist es das Schönste am Reisen.
Ekaterinburg hat etwa 1,5 Milionen Einwohner, also schon eine etwas größere Stadt. Die Straßen sind, wie in allen Größstädten der Welt an vielen Stellen verstopft. Die Autofahrer haben um mich aber bis jetzt einen Bogen gemacht, nicht wie man es sich wünschen würde aber einen Bogen. Viele Radfahrer sind nicht unterwegs, es gibt wohl oft Probleme mit Autofahrern und auf dem Bürgersteigen mit Fußgängern. Es ist also wie überall auf der Welt. Tja, manche Dinge ändern sich auch an den Grenzen zu anderen Ländern nur selten.
Vom Flughafen bin ich meinem Handy erst einmal auf Wegen gefolgt die für Fußgänger geeignet waren. Man erlebt auf solchen Wegen immer die tollsten Dinge, schnell mal, mit einem voll beladenen Rad, über Gleise tragenderweise laufen, durch 50 cm tiefe Spuren fahren wo wohl schon einige hängen geblieben sind. Vermute ich, es waren Radkappen, Decken, Stöcker und alles was man so nutzen kann um es unter die Reifen zu schieben in den Boden eingearbeitet. Am besten war aber, dass ich erst ein gutes Stück um den Flughafen auf einer Schotterpiste radeln musste, nicht der Schotter war das Problem, sondern der Griff der Fackel. Dieser Griff sieht wohl etwas aus, wie eine selbstgebaute Pistole, auf den Geräten am Flughafen. Man hat mich das Ding schon auf den Kontrollen in den Flughäfen immer auspacken lassen und auf Sprengstoff kontrolliert. Es fuhr eine ganze Zeit ein Auto hinter mir her, keine Ahnung ob die nur so da waren oder schauen wollten was ich so treibe. Es fuhr irgendwann durch ein anderes Tor wieder in das Gelände des Flughafens, eine Kontrolle blieb aus. Ich habe mir schon ein Bild mit der Fackel und mir beim Papst rausgesucht, das ich zeigen kann um besser darzustellen was das für ein Teil in meiner Tasche ist.
Ihr seht, obwohl ich gerade einmal 20 km gefahren bin war schon einiges los, man muss nur die Augen aufmachen, dann hat die Welt für jeden zu jeder Zeit was zu bieten…..
Oh Mann, wie ich das hasse. Fliegen mit dem Rad im Gepäck, das ist immer wie Bauchschmerzen, niemand braucht die.
Bis ich meinen treuen Begleiter wieder zusammen gebaut habe und weiß, dass alles gut ist, geht es mir schlecht.
Der Karton sah auch heute wieder etwas mitgenommen aus, Horrorvorstellung – wenn mal was Größeres kaputt ist und du stehst am Flughafen und kommst nicht weg. Boooohaaa – HORROR !!!
Der Karton sah zwar Schei…. aus aber es war bis auf ein kleines Kunststoffteil alles in Ordnung, dieses hält den vorderen Kotflügel. Man könnte ihn auch einfach gleich an die Gabel schrauben, aber so ist es besser. Dieses kleine Teil hält den Kotflügel, nur so stark, dass er nicht weg kann, bleibt er irgendwo hängen, löst er sich einfach und das Schutzblech verbiegt sich nicht, weil es nicht weg kann. Nun brauche ich ein neues Teil, egal, ein Kabelbinder macht es auch, es hält, notdürftig repariert, zu Hause wird ein neues gekauft. Fliegen muss ich nicht mehr, die 7.000 km, über das Nordkap nach Flensburg, werden schön auf dem Junior zurückgelegt. Hoffen wir, dass ich nicht irgendwo hängen bleibe beim fahren.
Heute war mal wieder so ein Tag, wo ich nicht weiß ob ich weinen oder lachen soll. Vor kurzem hat mich mal jemand für ein Interview gefragt was schöner ist, weggehen oder zurückkommen. Ich finde beides schön. Heute musste ich meine Kleene alleine Zuhause lassen – das weinende Auge. Doch jetzt bin ich in einer anderen Welt angekommen, die es lohnt zu erfahren – das lachende Auge. Und das Ende der Tour bedeutet gleichzeitig, dass ich Annett wiedersehe. Das Leben hat was zu bieten !!!
Abenteuer, ist ein fester Bestandteil in meinem Blut, schon als Pimpf, von 3-4 Jahren, musste meine Tante mich immer auf den Spielplätzen in der Nachbarschaft suchen. Ich weiß, ich sollte nur bei uns auf dem Hof spielen, das kannte ich doch aber alles schon.
So, nun sind wir bereit für den Start, der Junior schart schon mit den Reifen und ich muss 10 kg Winterspeck wieder los werden. Sollte in den kommenden zwei Monaten zu schaffen sein. 10-12 Stunden strampeln am Tag ist gut für die Figur. Hahaha. Wir müssen aber noch etwas warten bis es wirklich richtig los gehen kann. Ich treffe noch den Konsul hier in Ekaterinburg und hoffe, dass das Fernsehen auch da ist. Ich habe ja die Inklusionsfackel dabei, diese haben wir im letzten Jahr vom ¨Netzwerk Inklusion Deutschland¨ übernommen und zum Papst gebracht. Kurze Segnung, Handschlag mit einem der wichtigsten Männer der Welt, ja, und schon sitze ich im Sattel und fahre mit der Fackel zu Karl, um sie ihm in Flensburg zu übergeben. Eine Art Staffellauf, der in Rio bei den Paralympics endet. Ich fliege am 12. September dann nach Rio und Karl und ich übergeben die Fackel in Ehren an das Deutsche Team. Karl bringt die Fackel durch Frankreich und Spanien, ja, bis Lissabon, er fliegt dann von dort.
So einfach ist das….. ¨Inklusion braucht Aktion¨ und der Globetrotter mittendrin
Grausig, hektisch, zu viele Menschen, zu laut, zu viel Verkehr, dreckig, muss ich nicht noch einmal haben
Schnell, laut, viele Menschen, lebendig, zu viele Autos, eine Stadt die was bewegt, hat sich gelohnt sich anzusehen
Zwei Menschen haben genau die gleichen Erlebnisse gehabt und trotzdem empfindet man verschieden. Jeder wird durch das Leben geprägt, jeder Mensch sieht eine Sache mit anderen Augen. Das ist auch gut so, sonst würden wir ja alle gleich sein, gruselig….
Jeder Mensch schaut auf eine Sache aus einer anderen Perspektive, je nachdem wie man tickt. Ich nehme, als ein Beispiel, dass etwas hinkt, immer mein Telefon raus, wenn ich verdeutlichen will, dass zwei Menschen das gleiche sehen und trotzdem etwas anderes beschreiben. Mein Telefon erscheint aus meiner Sicht, als ein Display und einem Knopf unter selbigen. Aus der Sicht des anderen, ist ein Blitz, eine Linse und ein Mikrofon zu sehen. Verschiedene Blickwinkel ergeben zwei Aussagen die eigentlich nicht das gleiche beschreiben. Darum sage ich immer >>Versucht euch in die Lage das anderen zu versetzen<< schwer und fast unmöglich aber ein wenig die Möglichkeit zu sehen was andere sehen.
Nachdem wir bei Micky und Minni waren, sind wir in unser Hotel gefahren, am nächsten Tag stand ja unser Flug nach New York an. Wir hatten uns die ganze Zeit auf diese Stadt gefreut. Annett hatte von ihrer Cousine schon viele Storys über das Shopping in NY gehört, ich war gespannt, wie viel Zeit wir in irgendwelchen Kaufhäusern und Läden verbringen werden.
Der Flug war nicht so lang, etwa zwei Stunden. In NY angekommen nahmen wir den Bus der genau bis in das Zentrum fährt, nur ein paar Straßen weiter und man ist am Empire State Building. Wir mussten aber erst unsere Sachen weg bringen bevor es los ging mit erkunden. Unser Hotel lag in der 14 Straße und der Bus hielt in der 34. wir hatten eine guten Fußmarsch vor uns. Wir wollten laufen, die letzten Tage haben wir fast nur im Auto gesessen und nicht das beste gegessen. Die New Yorker laufen bestimmt viel, sie sehen nicht so aus wie viel Leute in anderen Städten, man sieht kaum richtig dicke Menschen, man hält sich mit der ganzen, wirklich schnellen Lauferei wohl fit. Cool, gefällt mir, ich muss so und so mehr laufen. Laufen ist gut um zu trainieren.
Wir sind also die ganzen drei Tage immer zu Fuß unterwegs gewesen. Außer bei unserer Hop on Hop off Tour mit dem Bus. Ich habe zu Annett gesagt, dass ich in meinem ganzen Leben zusammengenommen nicht mehr als hier gelaufen bin.
Die Sachen waren nach einer halben Stunde treiben im Strom, im Hotel und wir zogen wieder los, mussten die ganze Strecke wieder zurück. Es läuft sich gut in NY du darfst nur nicht halten, dann läufst du Gefahr, dass man dich umrennt. Es ist alles irre schnell, auf den Straßen sieht es da ganz anders aus. Autos stehen viel, man fragt sich warum die Leute in den Autos sitzen, bei dem Tempo auf den Fußwegen hier, bist du zehnmal schneller unterwegs. Noch besser ist glaube ich das Rad, es fahren viele hier, die Radwege sind breit und an den Ampeln geht es, nach kurzem schauen, einfach rüber. Das erinnert an Berlin, nur fahren hier, nicht nur ein paar bei Rot, sondern alle. Für Fußgänger gilt das selbe, es bleibt niemand stehen, nur Ausländer stehen an der Ampel und warten. Wir wollten uns nicht outen und blieben voll im Strom. Eine irre Geschwindigkeit, die selbst mit den Koffern im Schlepp Spaß machte. So ein Rollkoffer ist gut, ich habe etwas mit dem ich mein Gleichgewicht steuern kann, habe schon scherzhaft gesagt, ich werde den jetzt immer nutzen, ist etwa wie ein Krückstock. Jetzt ging es fast schlechter als mit dem Koffer, Annett hielt mich zwar fest aber musste mich immer wieder los lassen, weil das Treiben so stark war, dann wurde mein Tempo schlagartig langsamer, ich hatte ja nichts mehr woran ich mich festhalten konnte. Noch einmal den ganzen Weg zurück, kurz ein paar Bilder machen vom Empire State Building und uns und wieder los zum Hotel.
Unglaublich, ich hätte nie gedacht, dass ich solche Strecken, in dem Tempo, zurücklegen kann, mit etwas Hilfe geht aber einfach vieles woran man selbst nicht glaubt.
Am nächsten Morgen ging es wieder in die Richtung, heute wollten wir die Sicht über New York genießen, das geht vom Empire am besten, hier befindet sich die höchste Platform überhaupt. Wir hatten schon vorgebucht, ein ganzes Paket sogar. Empire, Hop on Hop off, eine Bootstour und ein Besuch im Museum. Rundum Paket.
Am Empire sollten wir unseren Voucher einlösen können, blöd nur, dass sie das ganze ausgedruckt haben wollten, auf der App reichte ihnen das nicht. Ausdrucken unterwegs ist schlecht, geht aber auch im Hotel oder so wenn man fragt. Wir fragten nicht, ich war mir sicher, dass wir es nicht brauchen. Denn wenn man das braucht, steht eigentlich immer drunter, dass man das ausdrucken soll zum vorlegen. Viele Veranstalter akzeptieren heute schon Codes, so kann man viel Papier sparen, dass nur bedruckt wird um dann im Müll zu landen. Die Damen am Schalter, im Empiere, erklärten uns, dass sie so nichts machen können, wir wurden fast verrückt, gleichzeitig gaben sie uns aber eine Mail-Adresse wohin wir die Bestätigung an uns weiterleiten sollten, dann können sie das drucken. Es dauerte alles ein wenig aber hat Dank der Hilfe der netten Damen dort dann gut geklappt. Puh.
Rein in den Fahrstuhl und hoch, irgendwie hatten alle in NY die gleiche Idee wie wir. Es verlief sich dann aber, man hatte außer der Plattform noch eine Dokumentation über den Bau zur Besichtigung eingerichtet. Draußen angekommen konnte man nicht nur die herrliche Aussicht genießen sondern auch die Sonne, also wen man auf der richtigen Seite stand. Auf der Seite mit Schatten war es noch sehr frostig. Der Sicherheitsmann auf der Seite, hatte eine fette Jacke an, eine Mütze auf und das Gesicht mit einem Gesichtsschutz verpackt. Armer Kerl……
Die Aussicht war perfekt, man konnte bis zur Freiheitsstatue sehen, weit, echt weit, rüber bis nach Jersy und Brooklyn, wir hatten wieder Glück mit dem Wetter – etwas kalt aber gute Sicht.
Runter und ab in den Bus. Die deutsche Übersetzung der Tour im Audioguide war leider sehr schlecht. Eine Französin hatte den Text eingesprochen und er war echt nicht umfangreich. Sehr oft wird einfach nur Musik eingespielt, immer der selbe Titel natürlich. Zum Glück hat dann ein Guide die Tour übers Mikro geführt. Besser eine Führung auf englisch wo man nur die Hälfte versteht als die auf deutsch.
Am Central Park mussten wir raus, das wollten wir gesehen haben, echt cool, dieser riesige Park mittendrin. Wir sahen die Stelle wo Bruce Willis mit dem Auto durch fuhr, erkannten den Tunnel wo Kevin alleine durch NY ging und sahen den Zoo. Ich war echt am überlegen ob wir rein gehen, nicht wegen der Tiere, das ist grausig. Madagaskar, einer der tollsten Trickfilme der letzten Jahre spielt ja hier, man hätte bestimmt auch hier was erkannt. Auf der Route 66 habe ich damals auch viele Orte aus dem Trickfilm mit Lightning McQueen wieder erkannt. Wir ließen es, der Park scheint nicht sehr groß zu sein und die Tiere leben hier bestimmt auf ganz engem Raum.
Der Tag verging sehr schnell, eins musste aber noch in das Programm für heute, wir waren in der Nähe vom Juniors. Das Juniors ist weltberühmt für seinen Käsekuchen. Annett liebt Käsekuchen und macht selbst auch einen ziemlich guten. Sie muss ihn zu sämtlichen Geburtstagen backen, wir werden bestimmt oft nur eingeladen weil wir den Kuchen mitbringen. Liebe Annett, dieser Kuchen hier ist noch einmal besser als deiner, du bist also hier noch nicht die Beste. Aber das kann ja noch werden.
Wir holten uns eine kleine, ganze Torte, sind etwa vier Stücken, für 16 Euro. Weil es schon spät war, unser letzte Bus weg war, liefen wir einfach nach Hause, schön einfach mit den Nummern der Straßen hier, du weißt etwa wie weit du weg bist vom Ziel. Der Kuchen war echt ein Hammer, esst ihn unbedingt wenn ihr mal in NY seid. Das zweite Stück für jeden haben wir uns für den nächsten Tag aufgehoben, der Kuchen ist echt cremig aber er macht auch total satt. Mit dem zweiten Stück Kuchen erfahrt ihr dann auch wie es am nächsten Tag mit unserer NY Besichtigung weiter ging……