Keine Luft im Reifen und das gleich am Morgen wenn man noch nicht einmal richtig wach ist, ist etwa so als wenn dir jemand auf deine leckere Leberwurststulle, ganz frisches, warmes Brot, mit Kruste, die Wurst frische vom Fleischer, Erdbeermarmelade schmieren anstelle von Senf. DAS BRAUCHT NIEMAND !!!
Naja, Dank meiner genialen Schläuche von GAADI ist so ein Schlauchwechsel eine schnelle Sache und man macht sich die Finger nicht schmutzig (fast), weil man ja nur die Decke abheben muss. Blöd ist es nur wenn man dann den Schlauch geflickt hat, ein paar Kilometer gefahren ist und die Luft wieder nicht da ist wo sie sein soll – im Schlauch. Ich habe nicht nach der verlorenen Luft gesucht, ist aussichtslos, braucht ihr nicht versuchen. Also Rad wieder auf den Kopf, Schlauch raus und siehe da, deine Befürchtung hat zugetroffen. Der Flicken war nicht richtig fest, ich konnte ihn abziehen. Hatte gleich so ein komisches Gefühl als ich die Kummilösung auf die Stelle wo das Loch war auftrug, war wie Gelee und lies sich ganz schlecht verteilen, es war wohl zu kalt, das Zeug war nicht richtig zu gebrauchen. Also anderen Schlauch rein und fertig, es rollte wieder, zum Glück.
Die Landschaft ist echt ein Hammer und ich freue mich schon, das ganze hier mal mit Annett zu erkunden, wir wollen auf jeden Fall mal zusammen hier her. Ich muß immer alles erkunden und was schön ist entdecken wir dann zusammen. Einer erkundet der andere muss dafür arbeiten gehen. Was ist nun besser? Durch die Gegend fahren bei Wind und Wetter, Berge, Regen, Sonne stundenlang in die Pedale treten und am Abend einen geeigneten Platz zum schlafen finden. Oder. Geregelt seiner Arbeit nachgehen und am Abend in sein schönes Zuhause zu gehen. Ich sage >>Alles zu seiner Zeit<< und >>Ich fahre lieber Rad und nehme die schlechten Dinge in Kauf. Bin frei.
Nicht mehr weit bis zur Grenze und noch drei Tage bis zum Kap, irre dann ist eine große Hürde genommen. Pah. Hier gibt es Orte die kann man nicht einmal den Namen aussprechen, nur wenn man sich ganz doll Mühe gibt, ist wie in Ungarn oder auch bei den Türken. Ob die auch solche Probleme haben unsere Ortsschilder zu lesen?
Rein in den Wald und einen geeigneten Platz suchen, super gleich gefunden. Am Tag zuvor sah das anders aus, nach ewiger Suche bin ich in einem Stück, eigentlich würde ich es nicht Wald nennen, gelandet. Die Bäume die dort standen waren mickrig und boten mir kaum Sichtschutz zur Straße , etwas weiter hinter dem Berg, auf dem dann gar kein Bäume mehr standen, wäre alles gut gewesen, hätte aber auch anders sein können, Tja mit so einem vollgeladenen Rad fährt man ungern mal etwas weiter um da festzustellen du musst zurück, also ich wenigstens. Zelt aufbauen schlafen
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Nicht mehr weit, und schon bist du in Norwegen. Ein neues Land auf deiner Liste der Länder in denen du schon mit dem Fahrrad warst. SCHÖN. Alle die ich so getroffen habe, denen ich erzählte, dass ich nach Norwegen will die erzählten mir >>Die haben ganz schöne Berge. Also mir reicht das hier in Finnland schon, keine Brecher mit Serpentinen, nein, keine Alpen, Karpaten oder sonst irgendwas, nee. Hoch, runter und noch mal, das war es, immer so zwischen 200 und 300 Metern. Seit ich die E75 verlassen habe, fahre jetzt auf einer kleineren Straße, ist es schlimmer geworden. Die Straße ist nicht angepasst, man hat nichts weg genommen von den Bergen und in den Tälern nicht aufgefüllt, es geht so wie es kommt hoch und runter, Steigungen von 10% inklusive. Ich hoffte, dass sich das gibt wenn ich in Norwegen bin. Schnell noch an der Grenze in den Supermarkt in Finnland, Norwegen soll viel teurer sein hat mir jemand unterwegs erzählt. Ich bin fast nicht mehr geworden, es geht noch teurer. Irre, ich drehe jetzt schon Kreise wenn ich mich wieder mit dem Nötigsten ausgestattet habe.
Taschen voll, mehr geht nicht, und nun nach Norwegen, andere Straßenseite, ich liebe das so ohne Grenzen, also die man merkt. Ein Schild, du bist jetzt in einem anderen Land, fertig.
Gleich am ersten Berg in Norwegen, rollten mir eine Frau und ein Mann entgegen. Winken, Hallo, stoppen. Wir tauschten uns aus, eher selten wenn dir ein Paar entgegen kommt, die haben sich ja zum reden. Sie hielten, sie waren interessiert was da für ein Typ radelt. Freude, wenn man alleine fährt ist es sehr schön wenn man jemanden trifft und nur schnell ein paar Dinge austauscht. Sie erzählten, dass sie im Norden am Wasser lang sind, sehr schön, meinten sie. Ich vermutete, dass sie dann auch am Kap waren und erhoffte News. Nein, sie waren dort nicht. Ich erzählte was ich so die nächsten Tage mache, und als ich sagte ich bin am 24. wieder in Helsinki, da leuchteten die Augen der beiden. Sie wohnen dort und wenn ich will soll ich mich melden, wenn ich wieder da bin, ein Platz zum schlafen findet sich. Daaaa leuchteten dann meine Augen. Geld gespart, gut, hier wird mich das Essen noch genug kosten.
Ein Stück weiter sah ich dann schon vom Weiten die Berge von denen alle immer sprachen, sie waren stellenweise noch mit Schnee bedeckt, was erwartet dich die nächsten Tage? Kommt deine restliche Ausrüstung nun doch noch zum Einsatz?
Mai oder Juni 2014, ich weiß nicht in welchem Bundesstaat es war.
Ich fuhr dem Interstat folgend immer Richtung Chicago, von Zeit zu Zeit konnte ich beobachten, dass Erdmännchen schnell in ihren Löchern verschwanden wenn sie mich kommen sahen. Die Autos, die riesigen Trucks die an ihnen vorbei donnerten machen ihnen nichts, das kannten sie. Jetzt kam aber ich und schwups waren sie verschwunden.
Eins der lustigen kleinen Wesen konnte ich schon eine ganze Weile beobachten, es saß am Pannenstreifen und aß irgendetwas. Ich wunderte mich, dass das Erdmännchen nicht in sein Loch spurtete wie alle anderen an den anderen Stellen, es hatte mich wohl nicht bemerkt. Als ich dann auf etwa einen Meter ran war, schreckte es auf, schlug zwei Haken und rannte völlig aufgelöst los in sein Loch. Das sah echt aus wie im Zeichentrickfilm, Ich musste anhalten und habe mich gebogen vor lachen. Putzig.
Wilde Tiere, in freier Wildbahn zu sehen und zu erleben ist herrlich. Heute habe ich mehrere Rentiere gesehen, ich dachte erst es sind Elche, wann sieht man mal solche Tiere. Sie liefen hier einfach seelenruhig auf der Straße, die Autos störten sie nicht, wenn sie mich sahen, gingen sie einfach in den Wald.
Gerade als ich so vor mich her träumte und mir überlegte wie ich es hoffentlich doch noch schaffe ans Nordkap zu kommen und trotzdem die Fähre nach Stockholm zu schaffen kam mir wieder eins entgegen, genau richtig, denn ich brauchte ein Bild für Facebook, man fragte schon nach. Ich hatte nämlich fälschlicherweise schon geschrieben, dass ich viele Elche, gesehen habe, naja nun auf dem Bild vom nahen konnte auch ich es erkennen.
Das Bild ab ins Netz und schon kam die Bestätigung, alle die sich schon mal damit beschäftigt hatten schrieben mir, dass es ein Rentier ist. Gut. Aber wie kam es zu dem Bild, das war lustig. Das Rentier kam die Straße runter, dort war ein kleiner Berg, die Autos fuhren langsamer, das Tier lies sich nicht beirren. Als es mich sah, stoppte es, es schaute mich an. Mißtrauig hielt es und schaute, ging wieder ein paar Schritte, stoppte wieder, ich fuhr immer weiter, ich wollte ja ein Foto. Ja, und irgendwann standen wir uns gegenüber, vielleicht 3 Meter auseinander, ich hielt nicht, ich wollte das Tier nicht verschrecken und riskieren, dass es vielleicht quer über die Straße rennt. Mein Bild war im Kasten und ich war glücklich.
Es ist ziemlich verrückt, die Sonne geht hier zur Zeit gegen nachts um zwei unter und gleich wieder auf, ich habe ab 18:00 Uhr immer das Gefühl es ist so 21:00 Uhr, so sieht es auf jeden Fall aus. Es ist immer hell, scharf, muss man mal erlebt haben.
Um sich im Wald zu verstecken und in Ruhe schlafen zu können, ist das natürlich nichts, darum bin ich den ersten Tag erst einmal auf den Zeltplatz, mal sehen wie sich das hier so entwickelt. Der Zeltplatz war ok, ich weiß nicht wie hier die Standards sind, aber es gibt bessere und schlechtere, na vielleicht lerne ich ja noch welche kennen.
Es ist wieder etwas kälter geworden, bin gespannt wo das noch hin führt.
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Früh raus, ich will dem Tag soviel wie möglich Kilometer abgewinnen. Um 8:30 Uhr ging es dann los.
Die Straßen sind sehr gut, ich möchte wissen was hier so anders ist als in Russland, bestimmt liegt es daran, dass viel weniger Autos unterwegs sind, die Straßen werden hier nicht so belastet. Das Wetter dürfte wohl gleich sein, hier fahren aber viel weniger Autos.
Wie ich so radel und ein Video drehe, da kommen auf einmal zwei ältere Herrschaften mit Gepäck an mir vorbei, sie vorne er hinten. Sie fuhr weiter er hielt, die tolle Landschaft wollte er auch filmen. Wir kamen gleich ins Gespräch, zwei Kiwis, siehe da. Ich erzählte ihm, dass ich da auf meiner Weltreise auch hin will. Wir stellten fest, dass wir das gleiche Ziel haben – Nordkap
>>Dann sehen wir uns ja noch öfter<< sagten wir fast in Chor. Er zog los ich mache weiter mit meinem Video.
Fertig, jetzt trete mal in die Pedale, schauen ob du an die beiden noch ran kommst. Es dauerte ein Weile, dann sah ich sie, immer mal, kam eine Kurve oder ein Hügel, dann waren sie weg, sie hatten noch einen guten Vorsprung. Irgendwann holte ich sie ein. Wir plauderten , also der Mann und ich, sie hielt immer gut Tempo. Ich staunte was aus so einer kleinen Person alles raus kommt, die beiden waren außerdem bestimmt schon 65, nicht schlecht.
Plötzlich sagte sie nur kurz >>Ich will Pause machen<< zu ihm, schwups hielten sie auch schon, ich hielt auch kurz und sagte, dass ich schon mal weiter fahre, wir sehen uns ja, ich dachte die beiden holen mich locker ein.
Naja, die beiden habe ich nicht mehr gesehen. Sie wollten an dem Tag nur 75 km machen, die waren dann irgendwann durch. Am Tag darauf wollten sie etwa 120 km machen und dann wollten sie zwei Tage in dem Ort dort bleiben, das war es, keine Adresse kein Bild nichts, Hm.
Als ich 2011 meine erste ¨große¨ Tour machten wollte, habe ich meinen Sohn gefragt, ob er mit mir zur Ostsee fährt, er sagte gleich ja, das machen wir. Eine coole Vater und Sohn-Tour auf der wir viel gelacht haben, voll unseren Spaß hatten. Ich bin ihm heute noch dankbar, dass er mich auf der Tour unterstützt hat, ich weiß nicht ob sich das sonst alles so entwickelt hätte. Marc war mir also eine echt große Hilfe. Dankeschön Kind.
Wenn man so die bekanntesten Radwege fährt trifft man Radler ohne Ende, man staunt wer alles so unterwegs ist.
Irgendwann ist es dann schon so, dass man sich fragt ob man auch mal irgendwo seine Ruhe hat.
Auf einer Tour, die nicht schon einen Namen bei Radfahrern hat und wo es keine Karten für gibt, da sieht das schon wieder anders aus, man freut sich über jeden den man trifft, ja darum war es schade, dass die beiden verloren gegangen sind. Aber ich merkte sehr schnell, dass das Nordkap ein Ziel ist, dass doch einige haben, etwa zwei Stunden später sah ich schon den nächsten.
Wir redeten etwas und tauschten uns über die Strecke aus, was kommen wird war wie das was ich schon die ganze Zeit hatte. Witzig war, dass wir die Ziele hatten die der andere am Morgen verlassen hat. Er war schon ein Stück weiter als ich, wir trafen uns nicht genau in der Mitte, ich beneidete ihn um den Rückenwind, hoffentlich habe ich den nächste Woche auch wenn ich vom Nordkap zurück fahre. Auch bei ihm habe ich das Bild vergesse, werde ich alt?
Ich radelte den Berg hoch, ich rollte etwas wieder runter, ich bewegte mich so zwischen 200 und 300 Metern. Beim bergab fahren hoffte ich immer, dass der nächste Anstieg einfacher ist als der letzte, meine Muskeln sind echt schon ziemlich durch. Dass ist auch der Grund warum ich mir heute Magnesium gekauft habe. Fast acht Euro habe ich für so ein Röhrchen bezahlt, die haben hier Preise für alles….
Meinen Gedanken folgend, an nichts schlimmes denken, rollte ich so vor mich hin, plötzlich hielt ein Auto nur ein paar Meter von mir weg in einer Parkbucht, was nun?
Ein Mann und eine Frau stiegen aus und öfnetten ihre Heckklappe; ok das gilt nicht dir. Als ich näher kam hielten sie mich an, sie winkten mich ran. Ich wunderte mich etwas aber hielt. Die zwei zeigten mir ihre Fahrräder und erzählten mir von den Bergen in und vor Norwegen und dass es hart ist dort zu fahren, sie meinten, dass ich ja echt viel Gepäck hätte und sie ja Sachen von mir mitnehmen könnten, wir treffen uns dann später und sie geben mir alles wieder. Das war sehr nett, etwas ähnlichen habe ich auf der Route 66 auch erlebt. Die Leute wollen helfen, wissen aber irgendwie nicht, dass man mit einem Fahrrad für 60 km schon einen halben Tag braucht, wollen sie dort den Tag verbringen und auf mich warten mit den Sachen. Ich lehnte dankend ab, der Gedanke zählte, ohne ihnen zu erklären, dass das eigentlich eine Idee ist die nicht wirklich funktioniert. Sie waren sehr freundlich und wir redeten noch etwas, Tschüß und gute Fahrt.
Wie ich wieder so im Sattel vom Junior Platz nehme, über das Gespräch und die Beweggründe der Leute nachdenke, echt eine nette Idee, da fällt es mir wieder ein !!! Du Trottel hast zum dritten Mal heute kein Bild gemacht. Ich hielt etwa 50 Meter weiter und winkte als sie auf meiner Höhe waren. Ich erklärte kurz, dass ich einen Blog habe und weil sie so nett sind, würde ich gerne etwas darüber schreiben und ein Bild hinzufügen. Sie willigten ein.
Die Kilometer laufen nicht richtig, es geht hoch und runter und der Wind hat seine Freude daran mich immer etwas zu stoppen, wenn er dann auch mal eine Böe mit rein setzt.
Ich wollte unbedingt die 120 km schaffen wenn nicht mehr, weiß ich ob ich zum Ende immer die 120 km am Tag schaffe. Ich musste abbiegen, noch etwas über 400 km bis zum Kap stand auf einem Schild. Cool. Die Straße wurde schmaler, der Verkehr wurde noch weniger. Die Straße ging quer durch die Landschaft, wo ein Berg ist geht es hoch und in ein Tal genauso. Nichts wurde erhöht oder etwas weg genommen, Steigungen bis 10 %. Mein Plan mehr Kilometer zu fahren war dahin, ich quälte mir die 120 km raus und verschwand im Wald, Zelt aufbauen und gut. Ich bin durch….
Nachdem ich das Hotel verlassen hatte, war ich schon wieder bedient. Russland wollte mich nicht einfach so ziehen lassen und zeigte mir mit dicken Tränen, dass das Land mich vermissen wird. Es regnete.
Es regnete nur kurz, es waren am Himmel schon hellere Wolken und Sonnenstrahlen zu sehen. Ich lies die Regensachen in der Tasche. Es gab immer mal ein paar Tropfen aber nicht weltbewegendes. Wenn es mal doller war gab es einen Baum. Petersburg hat viele kleine Parks so mitten in den Wohnanlagen, erinnert mich sehr an Berlin. Als man um 1900 in Berlin baute, die Stadt wuchs damals sehr schnell, da hat man in den Wohnanlagen immer Platz gelassen, die Stadt hat dann oftmals einen Park angelegt und Straßen an die etwas entlegenen Gebiete geführt. Die Anlagen wurden durch die Stadt aufgewertet und die Stadt wuchs durch Investoren, ja und die vielen Arbeitskräfte, die die Stadt brauchte, hatten Wohnraum.
Im Fährfhafen war ich viel zu früh, das Hotel musste ich um 12:00 Uhr verlassen die Fähre fuhr um 19:00 Uhr. Ich habe mich noch etwas umgesehen und mit Annett beschlossen, am Telefon, dass wir 2019 mal eine Ostseetour mit Fähre und Zug machen. Es gibt so viele tolle Städte. Helsinki, Sankt Petersburg, Tallin, Danzig und mir fallen dann noch ein paar ein. Die Idee ist gut und wenn man das selber plant auch bezahlbar.
Es waren eine Unmenge Chinesen im Fährhafen, sie wollten auch alle nach Helsinki. Einer wollte unbedingt mit meinem Rad ein Bild haben, er ist selbst viel mit dem Rad unterwegs, wir haben uns ausgetauscht. Er muss einen coolen Job haben, ich habe ganz vergessen zu fragen was er eigentlich macht, er ist mal in London, mal in Hongkong und mal in Peking.
Auf dem Schiff habe ich in der Empfangshalle gesessen und mir das Treiben angesehen, Alle mussten durch eine Schleuse, Sachen aufs Band wie am Flughafen und durch einen Scanner laufen. Die Chinesen haben ihre Umhängetaschen alle mit dem Riemen unter der Jacke um, ihr glaubt nicht was das an Zeit kostet außerdem hatten fast alle etwas zum Essen dabei. Das was schon zubereitet war wurde aussortiert und abgenommen. Ein heilloses Chaos. Um 18:30 Uhr wurden die Leute von der Besatzung schon unruhig, 19:20 Uhr haben wir dann abgelegt.
Die Russen waren zurückhaltend höflich aber sie gingen mit den Chinesen nicht fein um. Man ¨half¨ ihnen ihre Jacken auszuziehen und auch das Essen zu sortieren, das sah aber anders aus wie bei Passagieren mit anderer Nationalietät. Das ist mir schon bei anderen Gelegenheiten aufgefallen aus ich in Russland war und diese beiden Volksgruppen aufeinander trafen, die Russen sind nicht fein bei Chinesen.
In meiner vier Mann Kabine war noch ein Rumäne der jetzt in Frankreich lebt, einer dessen Sachen ich nur gesehen habe und der nachts in sein Bett geschlichen ist. Vom vierten habe ich nur das schnarchen gehört. Er kam und ging als ich schlief. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass man mich in der Nacht erschlagen wird, weil ich seitdem ich die Trachialkanüle hatte so schnarche, es muss wohl gegangen sein, ich lebe.
Um acht runter vom Schiff und auf zum Bahnhof, die Schalte machen Sonnabends erst um 10:00 Uhr auf, ich hoffte, dass mir in der eineinhalb Stunden kein Zug durch die Lappen geht der mich ans Ziel bringen konnte.
Wartenummer ziehen und hoffen, dass was fährt. Nach Kolari fährt erst wieder Montag was, das wäre mein Traum gewesen, von dort sind es noch etwa 598 km bis zum Nordkap. Ich muss jetzt nach Kemijärvi fahren von dort sind es 679km. Ich muss da hoch und am 23. um 18:00 Uhr zurück sein, sonst sitze ich zwei Tage fest und komme nicht rechtzeitig nach Stockholm. Die Finnen feiern irgendein Fest, hat wohl was mit der Sonnenwende zu tun, am 24. an dem Tag bewegt sich nichts, ist wie Weihnachten, ein sehr wichtiges Fest, ja und der 25. ist dann auch hinfällig, der 26. ist so und so Sonntag. Bla, bla…. Ich muss in den fast 12 Tagen fast 1.300 km schaffen, sonst gute Nacht. Ich hoffe das Wetter spielt mit, dann könnte es was werden. Und was ich noch hoffe, ist dass mich meine Beine wieder besser leiden können. Gestern zur Fähre und heute durch Helsinki, haben sie mich spüren lassen, dass sie mir die 14 Stnden gegen den Wind nicht einfach so durchgehen lassen, die Muskeln brennen bei der kleinsten Steigung.
Als ich zum Beispiel Richtung Fahrradladen unterwegs war, mein Ticket für den Zug habe ich ja in der Tasche gehabt, Start um 18:52 Uhr, noch viel Zeit, und über eine Brücke musste habe ich mich gefreut als es auf der anderen Seite wieder runter ging.
Im ersten Fahrradladen hatte ich kein Glück mit dem Ständer aber er sagte mir, vielmehr, ich denke es war seine Tochter, er sprach kein Englisch, sehr selten hier, dass um die Ecke noch ein Laden ist. Bin geich hin, ein Typ, der freundlich und mit Ahnung rüber kam, wusste gleich was ich will und hatte es ein paar Sekunden später in der Hand. Ich jubelte innerlich und zeigte ihm auch, dass ich glücklich über den Ständer bin. Bei der Gelegenheit fragte ich gleich noch nach einem Schnellspanner, meiner lies sich nicht richtig festziehen, auch den hatte ich eine Minute später in der Hand. Er montierte den Ständer ich den Schnellspanner, er meinte, dass ich einen schönen Rahmen habe. Ich sagte ihm, dass mir Patria das Bike gesponsert hat, weil ich so viele Dinge mit dem Rad für mich und andere mache und dass das Bike extra für mich gebaut wurde. Er freute sich über dieses tolle Werk, ich merkte der Mann hat Geschmack. Die ganze Aktion dauerte keine zehn Minuten und ich hatte schon Bammel vor dem Preis, eigentlich frage ich immer vorher was etwas kostet, hier ist alles irre teuer. Dieses eine Mal war es vielleicht ganz gut nicht vorher gefragt zu haben. Auf meine Frage nach dem Preis gab es die Antwort, dass er nichts dafür haben will. Er grinste und war wohl zufrieden sein gutes Werk für heute getan zu haben. Ich bedankte mich, sagte er soll sich mal umarmen lassen. Ich räumte alles ein, ging noch mal in den Laden bedankte mich noch einmal und zog mit einem ganzen Junior, einem Bild vom edlen Spender und mir und einer Karte von seinem Geschäft los. Ich versprach Werbung für ihn zu machen.
Bester Fahrradladen in Helsinki: http://www.pyorahuolto.com/
Tja, vor einem kleinen Markt habe ich dann in der Sonne gesessen etwas gegessen und dann in einem etwas größeren Markt sogar noch eine Batterie für den Tacho bekommen, wir sind wieder komplett.
Nachdem ich viele Stunden im Bahnhof gesessen habe und für dreimal pinkeln 3 Euro ausgeben musste, 11 Euro für zwei Baguettes los war und mir eine Telefonkarte für Finnland kaufte, mein Guthaben der Russischen war schnell weg, sie ging aber erst einmal, sitze ich nun im Zug und schreibe. Es ist Mitternacht und immer noch hell. Um 1:56 Uhr geht die Sonne unter und gleich wieder auf. Die nächsten Tage kann ich 24 Stunden Radfahren.
So versuche jetzt noch etwas zu schlafen, der Tag morgen wird hart, auf der Fähre habe ich nicht gut geschlafen und hier im Zug wird es nicht anders sein…..
Mein letzte Zeltplatz war hervorragend; eine Stelle wo früher oft Leute gezeltet haben müssen, man sah noch die alten Feuerstellen. Ich hatte mir die Stelle ausgesucht weil man von der Straße aus nicht gut ran kam, man hat die Zufahrt mit schwerem Gerät zusammengeschoben, mit dem Auto konnte man dort nicht mehr rein. Solche Stellen gibt es hier viele, für mich super, mit dem Rad kein Problem. Ich warte immer bis keine Autos mehr auf der Straße zu sehen sind, muss ja keiner wissen, dass ich hier im Wald verschwinde, und dann schiebe ich den Junior so schnell ich es hinbekomme die Böschung runter in den Wald. Ich denke sie machen die ganzen Zufahrten zu, damit da keiner mehr rein fährt, alle paar hundert Meter stehen Schilder, dass man kein Feuer machen soll, sie wollen dem so bestimmt vorbeugen. Der Platz war jedenfalls super, nicht einzusehen und an vielen Stellen der Boden schön eben, wie nen richtiger Zeltplatz. Spitze.
Die Straße war gut, der Randstreifen etwas schmal, aber die Befestigung der Piste neben der Straße war spitze, fast wie ein befestigter Weg, uneben aber kein loser Sand. Ich kam gut voran, die Kilometer jagten nur so unter mir durch. Und schon wurde ich wieder übermütig. Na wenn das so gut läuft dann machst du heute 150 km, dann hast du morgen nur noch 70 km und bist gegen 15:00 Uhr im Hotel.
Übermut tut selten gut. So pflegte meine alte Tante Trautchen immer zu sagen. Es fing an zu regnen, erst ein wenig, ich setzte meinen Hut wieder auf, als Sonnenschutz brauchte ich ihn nicht, der Himmel war dicht. Dann brauchte ich die Jacke, kurz darauf musste ich meine Hose zum Schutz anziehen. Ja und als es dann richtig zur Sache ging, soffen mir in kurzer Zeit die Stiefel ab, ich hatte nicht mehr die Zeit mir die Überzieher anzuziehen. Als ich sie endlich an hatte waren die Socken schon etwas nass. Mist.
Ich fuhr und fror, ich fror fürchterlich, die Temperaturen liegen um die 10 Grad, der Regen ist kälter. Telefon raus und schauen ob es ein Hotel in der Nähe gibt, so will ich kein Zelt aufbauen, du siehst die Autos kaum auf der Straße so regnet es. In acht Kilometern ist eins, ich hatte echt Schwein, meistens kommt hunderte von Kilometern nichts. Es ist bestimmt weil es an der Kreuzung zwei große Straßen gibt. Buchen, sofort buchen, noch im Internet. Jetzt sitze ich auf dem Bett, Berichte laden geht nicht, die haben hier nur im öffentlichen Bereich Netz. Ich gehe nicht noch einmal raus, meine Sache hängen zum trocknen.
Tja, da müsst ihr wohl noch einen Tag warten.
Gute Nacht Hermann
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Der Tag begann wie der vorherige endete, mit Regen. Regenzeug wieder an. Schei…..
Was anders war, als den Tag zuvor, es gab richtig Wind von vorne, saftig und zum Vergnüben hier und da mal Böhen.
Die Straße ist gut, von Zeit zu Zeit ne Baustelle, man ist hier echt ständig am werkeln, aber gut. Die machen das hier ganz schlau: Man fräßt die alte Fahrbahn ein paar Zentimeter runter, das etwa so über einen Kilometer, dann lässt man wieder so zwei Kilometer bis zur nächsten Stelle wo man das wiederholt. Danach kommen die mit dem neuen Belag und alles wird gleich planiert. Das clevere daran ist: Man muss die Straße nicht über einige Kilometer sperren oder eine Umleitung schaffen, was hier nicht möglich wäre, es gibt eine Straße über hunderte Kilometer, man lässt immer die Autos in den Raum dazwischen fahren, stoppt sie kurz um den Gegenverkehr durch zu lassen und dann fahren die anderen. Es gibt durch dieses System kaum Stau. Gute Idee.
Der Regen hörte zum Glück bald wieder auf, doch er kam immer mal wieder; Sachen an, Sachen aus.
Heute bin ich über die Neva gefahren, sie mündet im größten See von Europa: Der Ladogasee ist ein Süßwassersee. Seine Wasserfläche beträgt 17.700 km², zusammen mit seinen weit über 500 Inseln umfasst er 18.135 km². Die Summe der Landflächen seiner Inseln übertrifft mit 687 km² die Wasserfläche des Bodensees. Der See erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über knapp 220 km und misst an seiner breitesten Stelle in West-Ost-Richtung 120 km; im Minimum ist er etwa 80 km breit. Die maximale Tiefe des Ladogasees beträgt 225 m, die durchschnittliche Seetiefe liegt bei etwa 52 m.
Eigentlich wollte ich mir den See auch noch ansehen, ich hatte aber keine Lust. Also Lust den See zu sehen schon, aber bei dem Wind noch einen Abstecher von 15 km, das wäre zuviel gewesen.
Ich habe den ganzen Tag immer mal wieder nach hinten gesehen, ob da nicht einer ist der mal vorne fahren kann, ich hätte gut einen Windschatten gebrauchen können, war nicht. So kamen Geschwindigkeiten von 7 km/h zustande. Zum heulen, du trittst in die Pedalen wie ein Irrer und wenn du auf den Tacho schaust, dann denkst du, du hast doch vor einer viertel Stunde schon die gleichen Angaben gehabt. Es ändert sich reichlich wenig.
So habe ich 14 Stunden dafür gebraucht um 135 km zurückzulegen, am Abend habe ich zum ersten Mal auf der Tour meine Beine gespürt. Und ich habe jetzt schon etwas über 2.400 km gemacht.
Na egal, am Ende des Tages habe ich um 23:30 Uhr dann doch noch mein Zimmer betreten und morgen geht es auf die Fähre nach Helsinki. Ich hoffe ich bekomme eine gute Zugverbindung um die ganzen verlorenen Kilometer wieder rein zu holen.
Als ich im Winter 2013 / 2014 die Tour, von Annett und mir, für den Sommer plante, da habe ich mir ein paar Touren durch Deutschland bzw. die angrenzenden Staaten gesucht. Annett ist ganz verrückt nach Wasser, es kam also wieder nur eine Tour an einem Fluß oder am Meer in Frage. Na an einigen Flüssen waren wir nun schon und die Ostsee kennen wir beide sehr gut. Ich suchte mir etwas Material über die Nordsee raus.
Wir einigten uns auf den Nordseeküstenradweg. Ich schlug vor von Rotterdam nach Kiel zu fahren, von Westen nach Osten, so sollten wir fast die ganze Zeit Rückenwind haben.
Im Sommer 2014 ertranken einige Leute in der Ostsee, es gab ablandige Ströhmungen. Das Wasser was als Unterströmung zurück floss zog die Leute mit aufs Meer. Wasser ist leider auch gefährich.
Es gab in diesem Sommer für ein paar Wochen Wind aus Osten, ungewöhnlich und darum für die meisten ungewohnt, dass sich so auch einige Dinge ändern die sonst ¨ immer¨ ganz anders sind. Naja, wir hatten die ganzen 14 Tage Wind von vorne und Annett fluchte schon, dass ich keine Ahnung von Planung hätte. Ich fuhr also immer vorne, hatte die schweren Tauschen von Annett gegen meine leichten getauscht und strampelte was das Zeug hielt. Immerhin hatten wir eine Geschwindigkeit von 14 km/h und kamen irgendwie jeden Tag voran.
Irgendwann sagte Annett dann mal zu mir, dass ich jetzt mal ein paar Kilometer in ihrem Windschatten fahren soll, ich muss mich ja auch mal ausruhen, so ist sie meine Liebste. Hm, die Idee war nicht so gut, der gute Wille zählt. Wir schafften 5 km/h und Annett bat mich ziemlich schnell wieder vorne zu fahren.
Das gleich bot sich mir heute, nur leider war Annett nicht hinter mir. Ich strampelte was ging, die Straße war die ganze Zeit gut. Und siehe da, ich habe heute sogar mal wieder 120 km geschafft. Ein gute Straße ist echt Gold wert.
Es ist kalt geworden, vorige Woche dachte ich noch ich habe meine ganzen dicken Sachen umsonst mitgenommen. Herrliches Wetter, Sommer pur. Heute hatte ich meine Stiefel wieder an und sogar Handschuhe. Ja, und meinen Hut habe ich nicht getragen um mich vor der Sonne zu schützen, nein es war ohne zu kalt.
Ich liege im Zelt und mein Hände frieren, verschwinde jetzt in meine Kuschelsack…. Nacht
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irgendwann vor dem 10.06. 1996
Ich fahre noch an der Disco vorbei in die ich öffter gehe, bin eigentlich auf dem Nachhauseweg.
Mopet abstellen ein paar Freunde begrüßen und sich etwas umsehen. Eigentlich wollte ich gleich durchfahren, mein Hund war schon den ganzen Nachmittag alleine, morgen habe ich viel Zeit für meine alte Hundedame.
Ei sieh an da ist diese Braut wieder; seit mindestens 12 Jahren sehe ich sie immer mal wieder irgendwo, wir haben vor sehr langer Zeit auch mal zusammen gesessen und etwas geredet. Heute steht sie dort bei einem Freund, gute Gelegenheit sie anzusprechen. Ja, es gibt so Sprüche mit Engeln und dann noch die Nummer mit Drink und so. Nein, ich bin da anders. Ich ging direkt zu ihr und sagte >>Weißt du was – wir küssen uns jetzt<< Die Antwort war mir klar, und den Korb habe ich schon vorher abgeholt. Ich wollte nur ihre Aufmerksamkeit wecken. So einen blöden Spruch vergisst man nicht. Naja, ich habe noch kurz mit meinem Freund geredet und sie sprach mit ihrer Schwester. Ich ging wieder, der Hund wartete.
Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf, ich hatte sie jetzt echt lange nirgends gesehen, finde sie aber jetzt schon ein paar Jahre gut.
Eine Woche verging und ich war mal wieder auf dem Weg nach Hause an der Disco vorbei gefahren. Jups, sie war wieder da, schauen wir wie nachhaltig dein Spruch war. Sie reagierte genau wie erwartet, ich war kaum in ihrer Nähe. >>Dein Spruch letzte Woche war ja wohl nichts<< Haha, doch war es sehr wohl, sonen Engel-Spruch hättest du wohl schon wieder vergessen gehabt. Aber, dass einer gleich erst einmal küssen will, hat man selten.
Tja, wir redeten lange und am Ende des Abends, fragte sie mich ob wir bei mir noch einen Kaffee trinken wollen. Ich meinte nur, dass ich so etwas nicht habe weil ich keinen trinke. Sie lachte und wir fuhren ihre Schwester und deren neuen Freund nach Hause und dann zu mir, mit dem Hund spazieren und noch lange reden. Irgendwann musste sie los, sie wollte an diesem Wochenende mit ihrer Schwester zur Ostsee Urlaub machen. Ich fragte sie wo es hin gehen soll? Sie gab mir die Adresse. Die Woche darauf verging gar nicht, sssssuuuppppeer langsam. Für mich war klar, dass ich am nächsten Wochenende mein altes Milwaukee-Eisen zur Ostsee lenken werde. Das war dann der 10.06. 1996.
Ich bin jetzt schon wieder ein paar Tage unterwegs und denke über meinen Plan für das nächste Jahr nach, einmal um die Welt mit dem Fahrrad. Schafft man das? Ich stelle mir die Frage immer mal wieder, 1 1/2 Jahre unterwegs auf dem Rad. Ich mache mir eigentlich keine Sorgen, ich bin trotz meiner Behinderung super vorbereitet, ich habe jetzt sechs Jahre daran gearbeitet. Ich denke körperlich bekommer ich das hin, wenn ich mich auch weiterhin gut beobachte. Die Sorge die ich mir mache, ist, dass ich dieses große Abenteuer ohne Annett machen werde. Wir sind jetzt 20 Jahre zusammen und habe wirklich alles durch. Wir sind ein super Team, DAS super Team. Wir werden und alle paar Monate irgendwo treffen, ich hoffe, dass das reicht,
Heute war wieder so ein Tag an dem ich sie am liebsten bei mir gehabt hätte, einfach nur fahren und lachen weil ich die ganze Zeit strampel und sie in meinem Windschatten hängt. Leider war sie nicht da wenn ich mich umschaute.
Für mich steht fest: Die letzten 20 Jahre haben uns so stark an einander gebunden, dass ich alles für sie tun würde. Vielleicht nicht mein Leben ändern (so etwas haben wir zum Glück nie voneinander verlangt) aber ich würde mein Leben für sie geben, das ganz sicher. So und weil du das hier bestimmt wieder liest und es auch verdient hast. ICH LIEBE DICH !!!
Der Wecker, Scheiß. Ich habe noch bis um eins Berichte geschrieben, gepennt gegen zwei und jetzt sollst du schon wieder aufstehen, es ist sieben Junge. Also hoch, du musst machen, wenn du am Freitag nicht auf der Fähre noch Helsinki bist, wird es wohl mit Stockholm nichts, zum Nordkap will ich auf jeden Fall !!!
Gardine zur Seite, wie ist das Wetter? NEIN, der Horror jedes Zweiradfahrers, Regen. Das bedeutet du bist noch keinen Meter gefahren und schon satt. Du musst dir die Regensachen überwerfen und bestimmt noch ein paar Mal die Sachen darunter wechseln bis es endlich passt, nicht zu warm, nicht zu kalt.
Jetzt mache dich erst einmal fertig und gehe zum Frühstück, vielleicht sieht die Welt ja dann anders aus. Und tatsächlich es gab eine Veränderung. Aus Niesel wurde ein ausgewachsener Regen.
Also alle Sachen ans Rad, Schlüssel abgeben, Minibar zahlen und raus in die Welt ohne liebe für den armen Radfahrer der weit von Zuhause weg ist. Ich schob den Junior unter das Vordach und zog mir meine Regensachen an. Was ist das denn ?? Nee oder. Einer meiner Überzieher hatte einen Dreiangel, voll eingerissen, ist bestimmt beim letzten Mal passiert als ich mich in die Büsche am Straßenrand geschlagen habe. Ich ziehe meine Gummischuhe ja immer über meine Turnschuhe, dass die im hohen Gras trocken bleiben. Ich fluchte. Ok, die sind aus Gummi, nen Flicken raus, das geht bestimmt. Bisschen mit Sandpapier drüber, Gummilösung drauf, weiter anziehen und auf die Uhr achten. Nach fünf Minuten Flicken drauf – fertig. Als ob nichts war.
Die Frauen vom Hotel sahen mich mitleidig an, jetzt in den Regen, der Arme. So etwa war ihr Gesichtsausdruck. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, eine Erkenntnis aus meinen Tagen auf dem Motorrad.
Die Straße ist gut, alle großen Straßen bis jetzt. Doch was nutzt dies wenn man nichts sieht. Die LKWs würbeln das Wasser hoch und der Randstreifen ist gerade einmal 40 cm. Daneben ist Sand, der ist bei dem Wetter kaum befahrbar.
So ging das bis gegen drei Uhr, ich versuchte immer auf dem Streifen zu bleiben, fuhr ein Laster zu dicht an mich ran, drückte der Windstoß mich auf den Sand, schnell stoppen bevor sich vielleicht das Vorderrad eingräbt.
Ab drei war es dann hervorragend, Sonne. Es gab sogar ein paar Kilometer vier Spuren und einen Randstreifen von über zwei Metern. Wenn es solche Straßen überall auf der Welt immer geben würde, bräuchte ich keine Radwege. Schneller kommt man nicht voran.
Gegen acht hatte ich wieder erwartend 100 km, es ging dann echt noch zügig, super. Jetzt liege ich, gut versteckt am Straßenrand, im Wald, schreibe und merke wie es wieder kalt wird. Ich bin gespannt wie es noch wird mit dem Wetter, Richtung großes Ziel.
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Die Straße ist ok, ja, gut. Sie sind nur voll, elendig voll. Ich bin ständig auf dem Sprung, angespannt. Wenn Verkehr von vorne ist und auf meiner Seite auch, dann reicht es auf meinem schmalen Randstreifen nicht mehr, ich muss auf den Schotter neben der Straße. Es geht er ist zu 99% fest, aber wehe wenn du mal auf eine Stelle kommst wo loser Sand ist. Im besten Fall hat es das Hinterrad erwischt, der Hintern geht etwas weg. Wenn du mit dem voll beladenen Fahrrad mit dem Vorderrad in losen Sand kommst dann solltest du schnell bremsen und abspringen, so kannst du das Rad wahrscheinlich noch vor dem Sturz retten. Mit meinen Augen erkenne ich solche Stellen in der Regel nicht, ich bin also wie eine Katze ständig zum Sprung bereit. Das ist ansträngend und ich verfluche meine Krankheit, das Leben könnte so schön einfach sein. Aber warum einfach wenn es auch so geht. Es geht – das ist ja wohl das Wichtigste !!!
Weil das nicht ausreichend ist gibt es noch Regen, Regen hebt die Laune, es soll nicht langweilig werden auf den Straßen, eigentlich ist es doch nicht langweilig, der Wochenendverkehr rollt ununterbrochen. Schön zu sehen, dass es in anderen Ländern nicht anders ist. Wasser von oben Wasser von der Seite, zum Glück hast du gutes Regenzeug.
Eine Fata Morgana; Ein Radfahrer mit einem zweispurigen Hänger, das träumst du. Wir sehen uns, wir grüßen uns, wir können aber nicht auf die andere Straßenseite. Wir befinden uns auf einer Brücke und er hält mit seinem Hänger den ganzen Verkehr auf. Wo ich auf den Seitenstreifen fahre muss er die Straße nutzen, auf der Brücke ist nicht genug Platz, wir können nicht miteinander reden. Seit Wochen der erste Radreisende und es besteht keine Chance, ich fluche innerlich. Das sind die schönsten Momente wenn du weit ab von den Radwegen dieser Welt bist, wenn du da mal jemanden triffst dann bist du glücklich, überglücklich. Es hat nicht sollen sein…..
Die Polizei ist am Wochenende immer am Autos anhalten und kontrollieren, das habe ich jetzt schon gut beobachten können, sie stehen irgendwo und halten ihre Laserkanonen aus dem Fenster, sieht aus wie in der Staaten. Am witzigsten ist aber, dass am Straßenrand immer Attrappen stehen von Polizeiautos, viele Autofahrer fallen auch darauf rein, sie fahren langsamer. Können diese Dinger nicht überall stehen, der Verkehr ist dann viel angenehmer.
Da steht wieder die Polizei und kontrolliert, siehe an, selbst Regen hält sie nicht ab. Sie haben auch gute Regenkleidung, Mäntel die fast bis auf die Erde gehen und mit Neongrün im oberen Bereich, man kann sie schon vom weiten leuchten sehen.
Ich radelte wieder munter drauf zu, er hatte zu tun, bis ich kurz vor ihm war. Der Beamte, sind das hier überhaupt Beamte, schickte den Autofahrer kurz bevor ich ankam gerad los.
Er hatte wohl nichts weiter vor, denn nun war ich dran, das hatte ich auch noch nicht. An solchen Kontrollen haben sie mich bis jetzt immer nur mit großen Augen angesehen, der hier hält dich an, im Regen, weil es ja nicht schon schlimm genug ist zu fahren, nee, jetzt sehen wir noch und unterhalten uns mit Händen und Füssen.
Er erzählte mir was, hm, ich verstehe dich nicht. Ich lies meinen Standardsatz los, dass ich nichts verstehe und aus Deutschland bin. Jetzt machte er große Augen. Und nun? Ich dachte das war es jetzt, nun war sein Interesse aber erst geweckt. Er suchte nach Worten. In sehr gebrochenem Englisch fragte er ob ich englisch spreche. Ich sagte einfach mal >>Ja<< Er nickte und suchte wieder nach Worten. Er musste selber lachen, wir lachten beide. Er fragte wo ich her komme und wo es hin geht. Als ich ihm geantwortet hatte war er erst recht gespannt, er wollte noch mehr wissen von mir, sein Wortschatz war aber zu klein. Um die Zeit zum überlegen zu überbrücken, fragte er nach meinem Pass. Ich zeigte im diesen, er nickte nur und suchte angestrengt nach Worten. Es wollte nicht recht ein Gespräch zustande kommen. Dieser junge Typ in Uniform wollte mehr wissen, das sah man ihm an. Es ging nicht. Er gab mir meinen Ausweiß und wünschte mir eine gute Fahrt. Schade, eigentlich wäre es cool wenn man alle Sprachen sprechen könnte, es gehen so viele Gespräche an einem vorüber.
Zum gestrigen Tag gibt es nicht so viel zu sagen, nur das wichtigste – Die Straße ist wieder gut. Mein Fahrstreifen ist sehr schmal aber der Rest vom Randstreifen ist fast immer fest, sodass man gut Ausweichen kann wenn es nötig ist. Gleich an der Stadtgrenze zu Wologda kam ein Mann auf einem Mountainbike angefahren, hier fahren glaube ich nur die alten Herren sehr schnittig. Er ist 77 Jahre und fuhr wie ein junger Gott, genau wie der vor zwei Tagen. Wir redeten kurz, er war beeindruckt und dann fuhren wir los, er hing immer in meinem Windschatten und hielt mir den Rücken frei, es ging zügig bis er abbiegen musste. Tschüß und gute Fahrt, weg war er. Die Straßen sind voll und der Zustand könnte besser sein, ich fand mich auf dem Bürgersteig wieder.
Auf dem Weg nach Wologda habe ich ja ein Bild mit dem Schild nach Sankt Petersburg gemacht, ich glaubte da noch, dass ich diese schöne Stadt jetzt einfach ohne acht am Rande passieren würde. Als ich am Abend meine Pläne für die nächsten Tage machte, wurde klar – wir sehen uns schon in ein paar Tagen wieder.
Damals als ich die ganze Tour hier plante, da war es noch eine Tour zur Vorbereitung auf meine Weltreise. Ich bin froh, dass ich sie gerade mache, konnte noch einiges mitnehmen, meine fahrerischen Leistungen verbessern. Sie hilft mir immer noch dabei, sie hat aber jetzt ein Motto bekommen ¨Inklusion braucht Aktion¨ und ich habe die Fackel von ¨Netzwerk Inklusion Deutschland¨ mit. Zwei Dinge die mich auch stolz machen. Jetzt hat das ganze aber noch einen anderen Stellenwert. Ich fahre Botschaften an, mache Termine mit der Presse und muss nun Termine halten. Stockholm und Oslo wollte ich eigentlich nur mitnehmen wenn die Zeit dafür reicht, jetzt sind die feste Bestandteile meiner Tour. Ich werde mit der Fackel erwartet. Wichtig für beide Projekte, dass ich die Termine halte.
Zum Nordkap will ich auf jeden Fall, ich schleppe nicht schon die ganze Zeit warme Sachen umsonst mit. Hehe. Ende vom Lied: Ich muss den Teil von Russland auf den ich mich am meisten gefreut habe sausen lassen, die Fähre nach Helsinki nehmen und ein paar Kilometer mit dem Zug machen. Ich muss 800 Kilometer wieder raus holen. Durch den späten Start, die Pausen wegen der Presse und natürlich die Straßen, was ich vollkommen unterschätzt habe (wieder was gelernt), habe ich diese Kilometer seit meiner Landung, nach und nach, verloren. Aber das Nordkap sehe ich, dafür bin ich ja eigentlich losgezogen.
Das Motto bleibt: NORDKAP ICH KOMME !!!
Der Pressetermin heute war toll ich habe dadurch noch einiges über die Stadt erfahren eine nette Dolmetscherin und eine Reporterin getroffen. Viel gelacht, tolle Bilder gemacht, Bericht ist schon im Netz und wird die Tage von meinem Freund Mitja übersetzt. Noch ein tolles Telefonat mit der Redakteurin und viele gute Wünsche für mich. Man hat mich auf Grund meiner Art glaube ich auch wieder gleich ins Herz geschlossen. Daumen hoch….
Die beiden haben mir dann noch eine Adresse einen Fahrradladens besorgt. Hm, halbherzig, der Laden, bei uns gibt es bessere Räder im Baumarkt. Einen vernünftigen Ständer gab es also nicht. Trotzem Danke für die Bemühungen.
Sankt Petersburg -Helsinki – Nordkap – Icke ist auf dem Weg
Ich stoppe mal wieder und will Pause machen: Ich mache zur Zeit alle 10 km Pause. Die Straßen sind so schlecht, dass mich das Waschbrett auf dem ich fahre fertig macht, mir tut von den kurzen, ständigen Schlägen schon alles weh. Wie ich so bremse und die Bremse wieder los lasse, merke ich, dass der Bremshebel weiter zurück geht als er sollte, kurzer Blick: RIESIGE SCHEISSE !!!!
Der Stift an deinem Bremshebel ist raus !!!
Wie ich so in meinem Entsetzen 1000 Dinge durch meinen Kopf jage, merke ich, dass noch etwas zu Boden fällt, die kleine Kunststoff Führung für selbigen. Du stehst hier am Straßenrand auf Schotter, das war es, hier findest du niemals die kleinen Teile wieder.
Jetzt ruhig, lege den Junior genau hier ab, dann hast du eine ungefähre Stelle wo die Teile auf den Boden gefallen sind. Vorteil von dem Schotter, die Teile hopsen und rollen nicht weiter weg.
Was soll ich sagen? Ich habe beide Teile ohne viel suchen gefunden. Glück im Unglück. Was mich aber ziemlich fertig machte, war eine kleine Feder die ich genau an der Stelle auch noch fand. Sie gehörte nicht zu mir, der Zufall wollte mir aber eine kleine Denksportaufgabe geben. Alles da, jetzt den anderen Hebel ansehen und vergleichen. Einfach, aber dafür, dass das die beste Bremse von Shimano, in der Bauart ist, auch ziemlich arm. Eine winzige Madenschraube hält diesen Stift, ist diese raus, fällt alles zu Boden. Bei den Erschütterungen nichts was nicht passieren kann. Da lasse ich mir etwas einfallen, auf jeden Fall kaufe ich mir die Teile in Berlin nach, falls mir nichts besseres einfällt.
Wie ich so zusammenbaue, höre ich wie ein Auto zurück kommt. Die Frau und der Mann fragen ob alles gut ist, ja, ist es. Sie wollen wissen ob sie helfen können, nein, vielen Dank. Sehr nett und nicht die einzigen heute die mir was gutes wünschen.
Alles wieder am richtigen Platz, die kleine Feder blieb draußen, habe sie da gelassen, vielleicht hilft sie ja mal einem anderen weiter. Vielleicht…..
Bei der nächsten Pause, hielt ein Mann mit einem Kombi an, er fragte ob alles gut ist, sehe ich so fertig aus oder was? Ich sagte >>Ja<< Er erzählte noch einiges, ich erzählte, dass ich nichts verstehe und aus Deutschland bin, der Mann neben ihm, schon etwas älter, vielleicht sein Vater, wiederholte seine Worte, nur lauter. Ich lachte innerlich. Solche Situation hatte ich in meinem Leben schon oft. Wenn Menschen eine Sprache nicht verstehen, meine manche oft, man muss nur lauter reden, dann wird das schon.
Der Fahrer stieg aus und fragte wo es hin geht und von wo ich komme. Ich sagte ich will nach Wologda, da wohnt er doch. Er kann mich mitnehmen. Ich lehnte ab, er grinste und meinte wohl so etwas wie >>Ein echter Radfahrer, er will lieber mit dem Rad fahren<< Er reichte mir die Hand, sagte seinen Namen, klopfte mir auf die Schulter und wünschte mir einen guten Weg. Hey, ich verstehe immer mehr. Netter Mensch Nummer zwei heute.
Es ging weiter, Straße meist schlecht, ich in mein Schicksal ergeben nur mal fluchend, die Landschaft SUPER, wilde Wiesen, ich liebe die, Seen, Flüsse die sie so durch die Gegend schlängeln und jede Menge Adler und Falken am Himmel. Ich liebe das Leben.
Gegen Abend fing ich an wieder nach einem Platz für die Nacht zu suchen, es sah schlecht aus, ein Dorf nach dem anderen. Ich kam nicht voran, hügelig und praktisch keine Straße.
Vom weiten sah ich ein paar Hunde, bis jetzt hatten die mich hier in Russland in Ruhe gelassen. Die beiden wollten es wissen. Ich fuhr direkt auf sie zu, der Chef war klar zu erkennen, steuere den an. Ich fuhr langsam und schaute ihn nicht an, ich hielt genau drauf, erst kurz vorher wich er zur Seite, er überlegte wohl kurz. Ich sah einfach in die Landschaft und beachtete ihn nicht. Er war wohl angepisst, er bellte und hopste wie wild neben mir her, ich hielt die Geschwindigkeit und behandelte ihn wie Luft. Von Zeit zu Zeit steuerte ich weiter rüber Richtung Graben, ich wollte ihm den Platz zum laufen neben mir nehmen. Es klappte mal wieder. Hehe…
Im nächsten Ort, ich sah schon vom weiten zwei Mädchen, vielleicht so 10 und 13 Jahre, sie hatten eine Zeige an der Leine und die andere lief einfach daneben. Als ich auf ihrer Höhe war, sprach die ältere, mit einer frechen Kinderstimme, mich an, leider verstand ich mal wieder nichts. Ich erklärte ihr das und dass ich aus Deutschland bin, sie sagte noch etwas und ich zuckte mit den Schultern. Sie hatte ein lächeln auf dem Gesicht und schaute kurz in den Himmel und bewegte den Kopf dabei in die Richtung. Ich deutete es als >> Gott schütze deinen Weg<< Ich bedankte mich herzlich und wir winkten uns noch.
Im nächsten Ort hatte ich Gelegenheit meinem Motte gerecht zu werden: Jeden Tag eine gute Tat. Ich sah schon vom Weiten einen Jungen der an seinem Fahrrad hing und versuchte den Lenker zu richten. Oh wie mich das an ein Erlebnis aus meiner Kindheit erinnerte. Genau die Situation hatte ich auch als kleiner Junge mal. Gerade auf die Nase gefallen, den Schreck und die Schmerzen noch in den Gliedern, hing ich mit meinen dünnen Ärmchen an meinem Lenker, er rüherte sich nicht. Ich hielt an und sagte dem Jungen er solle mal mein Rad halten, ich habe ja keinen Ständer, er schaute mich an und verstand nicht was ich wollte. Nach eine Weile, Sprache mit Händen und Füssen, hielt er mein Rad ich richtete seins und beide waren wir glücklich. Er bedankte sich, ich stieg aufs Rad und fuhr glücklich, mit der Hoffnung, dass er auch mal für einen kleinen Jungen anhalten wird, in die Abendsonne.
Der nächste Tag brachte kaum Änderungen, die Straße blieb so, ich denke sie wird erst wieder besser wenn ich ein größere erreiche. Man macht ständig was an den Straßen, es gibt zwischen drin auch immer mal wieder gute Kilometer. Was du ganz oft hast sind Trupps die die Risse mit Bitumen ausgießen oder mit dieser Masse vorbereiten für die, die die Löcher stopfen. Schön ist wenn ich den Mist dann unter den Reifen habe. Zu den schlechten Straßen kommte dann noch ¨Honig¨ an den Reifen, dieser nimmt natürlich alles mit was nicht fest auf der Straße ist. Kleine Steine machen sich gut als eine Art kleine Bremse. Grausig. Ich fluche nicht mehr, naja – fast nicht….
Eins hätte ich jetzt fast vergessen, kennen bestimmt nur die, die auch aus dem Osten sind. Als kleiner Junge, vielleicht so fünf, habe ich im Fleischer immer eine Wiener bekommen, von der sehr dicken Fleischersfrau. Sie waren in einer extra Pelle, das gibt es heute glaube ich gar nicht mehr. Die waren so ein Hammer. Solche habe ich heute gehabt, ich Trottel habe nur zwei genommen, so lecker. Eigentlich hätte ich zurück fahren müssen. ABER wie sagte unser Genosse Honecker immer. >>Vorwärts immer – rückwärts nimmer<< Der gute Honni ist in Wandlitz bestimmt immer heimlich mit Udos Lederjacke Fahrrad gefahren.
Ich bin 12 Stunden gefahren und habe, sage und schreibe, 105 Kilometer geschafft. Ich werde verrückt…..
Aber fangen wir mal gestern an. Die Straße war echt spitze, bis einen kleiner Aussetzer am Ende.
Also heute sollte der Tag sein an dem ich die 1.000 auf meinem Tacho fotografieren kann, spitze.
Er zeigt mir schon seit Tagen an, dass die Batterie schwach ist, ich wollte sie erst wechseln wenn die 1.000 durch ist. Erfahrungsgemäß gehen die Einstellungen dann auf Null, nur die Gesamtzahlen bleiben gespeichert,
Kurz bevor es soweit war konnte ich es nicht mehr ertragen, ich habe eine Ersatzbatterie bei, ich wollte wissen ob es auch die richtige Größe ist. Ich dachte mir, mach mal kurz auf und schau nach. Tja, so ein Mist, der Deckel ist auch gleichzeitig der Gegenpol, alle Daten weg. Und das beste, es ist die falsche Größe. Der Sender war vor ein paar Wochen auch leer, Battrie gewechselt und gleich eine zweite für den Tacheo geholt. Warum baut man zwei verschiedene Größen in so etwas ein?? Hoffe der Tacho mach noch eine Weile und ich bekomme irgendwo eine neue Batterie.
Auf einer der Tankstelle, wo ich heute Pause gemacht habe, war es ganz lustig, Als ich so ankam und mein Fahrrad an die Wand bei der Tanke stellen will, habe ja keinen Ständer mehr, kam gleich einer an und erzählte mir was, konnte mir schon denken was er wollte, habe aber erklärt, dass ich nichts verstehe, er lies mich machen.
Ich habe mir was zum Essen und viel zu trinken gekauft, es ist warm.
Ja, und als ich dann mit essen und einräumen fertig war und gerade los wollte da kam der junge Tankwart wieder an. Er wollte wissen wohin und woher. Ich erklärte ihm alles, mein Telefon half beim übersetzen. Als dann das Mädel aus der Tanke raus kam, zeigte ich einfache einen der Artikel aus der Zeitung, über die Tour und so. Sie lasen sich das alles durch und waren sichtlich beeindruckt. Sie fragten ob denn jetzt alles mit dem Tumor ok ist, ich sagte >>Nein, es ist immer noch die Hälfte drin<< Sie waren echt betroffen. Mit hat das mal wieder gezeigt, dass man nur etwas aufeinander zugehen muss und schon wird alles gut. Ich habe meine paar russischen Wörter genutzt und sie überlegten was sie alles auf Deutsch können. Wir haben einfach etwas gelacht und uns alles Gute gewünscht.
Bei meiner nächsten Pause, am Straßenrand, traute ich meinen Augen nicht, ein Radfahrer kam wie der Wind die Straße runter. Als er mich sah, winkte er schon, er hielt an und erzählte gleich los. Ich stoppte ihn und erklärte, dass ich aus Deutschland bin und kein Russisch spreche. Hm, wir unterhielten uns mit Händen und Füssen. Ihn wunderte, dass ich alles in Schwarz trage. Nun erkläre mal, dass das gut so ist, weil schwarze Sachen die Sonne anziehen. Man schwitzt schneller und der Wind kühlt. Dass ist doch genau warum wir schwitzen. Die meisten versuchen zu vermeiden zu schwitzen, Blödsinn. Ich habe das aber auch erst verstanden, nachdem ich mal mit einem Beduinen sprach und mich wunderte warum sie so viele Sachen anhaben, sie tragen teilweise drei Kleidungsstücke übereinander. Tja, ich weiß es jetzt, aber diese Frage stellt man mir ganz oft. Ich konnte es nicht erklären, sagte aber, dass das gut ist, der denkt bestimmt bis an sein Lebensende >>Der Deutsche spinnt<<
Es rollte so und gegen 19:30 Uhr fing ich an mir einen Platz für die Nacht zu suchen. Noch einmal rechts abbiegen, dann geht es wieder nur für Stunden geradeaus. Das war mein Ziel am nächsten Tag, fahren. Die Straße wurde kleiner, die Straße wurde schlechter, die Straße war praktisch weg. Eine Piste ohne Hirn und Verstand. Ein Autofahrer hielt an und fragte ob das bald wieder besser wird. >>Ja, ja<< sagte ich. Ich war beruhigt, meine tiefsten Befürchtungen hatten sich aufgelöst. Ich dachte schon, ich hätte besser nicht auf Maps hören sollen und dem Schild glauben, das eine Sackgasse anzeigte. Wenn der so fragt, kommt er nicht von irgend einem Dorf hier, sondern vom anderen Ende der Straße. Puh.
Ich brauchte einen Platz zum schlafen, es wurde später und später, der Wald war zu dicht, nichts zu machen. Plötzlich eine ideale Wiese, mit kleinen Wäldchen drauf, wo man sich hinter gut verstecken kann, den Junior die Böschung runter und hinter die erste Reihe Bäume und Sträucher schieben. Das war nichts, ich versank im Morast. Zurück, bloß zurück.
Ich musste irgendwo pennen, der Platz war gut du musst da rüber. Ich ziehe schon die ganze Zeit immer meine genialen Überzieher an, wenn ich die Straße verlasse, die Wiesen sind morgen und abends nass, so belieben meine Turnschuhe trocken, hehehe. Ich legte den Junior an der Böschung ab und versuchte es vorsichtig noch einmal so, es ging nicht gut aber es ging. Junior holen, Nachtlager aufschlagen, mit der Liebsten schreiben und schlafen, es war wieder sehr spät geworden, die Straßen kosten Zeit.
Am nächsten Tag ging es über ziemlich üble Straßen weiter, ich fluchte noch eine ganze Weile vor mich hin, irgendwann gab ich es auf, es wird sich so auch nichts ändern. Du bist nur heute und jetzt hier, außerdem war das dein Wille. Annett würde wieder sagen >>Das hast du dir so ausgesucht<< NEIN, habe ich nicht !! Ich wollte keine Teststrecken für Jeeps ausfindig machen !!! Ich wollte radeln.
Egal, ich bin hier und bald auch wieder in Berlin. Die Straßen bei uns sind oft auch schlecht, aber sie sind. Hier müssen Menschen damit jeden Tag leben und jammern nicht, also höre auch du demi auf mein Freund.
Die Menschen hier sind oft hart, das macht das schwere Leben bestimmt. Wenn jeden Tag Unmengen von Staub vor deinem Haus aufgewirbelt werden ist das eigentlich kein Spaß. Aber, spricht man sie an, gibt ihnen etwas Zeit warm zu werden sind die herzlich, wirklich sehr freundlich. JA, und Stinkstiefel gibt es überall, wenn man doch mal ein Arschl…. trifft.
Es ist ein Gefühl gewesen als ob man von einer Sektflasche den Korken knallen lässt.
Ich habe fast zwei Stunden aus Kirow raus gebraucht, die Stadt ist echt voll, Autos ohne Ende und Fußgänger an Mass. Einer dieser vielen Menschen, er war bestimmt schon gut 80 Jahre, sprach mich an. Er schwärmte vom Junior, das war zu sehen obwohl ich kein Wort verstand. Überall musste er mal anfassen, gegen den Rahmen klopfen und dann >Ein feines Rad<< soweit reicht mein Russisch noch. Er wollte wissen wo ich her komme und wohin es geht. Er staunte und sagte mir, dass das ganz toll ist. Er fragte mich wie alt ich bin, als er das erfuhr war er außer sich, er freute sich und klopfte mir immerwieder auf die Schulter. Wir verabschiedeten uns und ich war glücklich. Glücklich, dass dieser Mann ein so hohes Alter erreicht hat und sein Interesse für die Umwelt nicht verlohren hat. Wenn ich mal so alt werde, wünsche ich mir genau so zu sein.
Es störte mich nicht, dass ich nicht voran kam, der Kork war weg. Ich sollte jetzt ohne Mühe zum Grenzübergang kommen, es ist gut, dass ich den Plan geändert habe. Keine Hetze mehr wegen dem blöden Visum – Easy Going.
Ich fuhr also einfach drauf los ohne Eile. Die Straße sind gut; eine Entschädigung für die letzten Tage?
Es rollt und ich habe mal wieder ein Lied von Udo auf den Lippen, irgendwie begleite mich seine Musik schon ein Leben lang. Als Kind, bei mir Zuhause, hörte ich genau die Musik die mein Cousin Wolfgang hörte. Er war zehn Jahre älter als ich, als ich in der dritten Klasse eine Klassendisco hatte konnte jeder so seine Musik mitbringen. Ich hatte Lindenberg dabei, das kannte da noch kein Schwein. Ein paar Jahre später war es so, dass ich den Mädels in meiner Klasse immer die Texte von sämtlichen Liedern aufschreiben musste, ich kannte sie alle und kein einziger Text blieb nicht in meinem Kopf hängen.
Heute krame ich noch die paar zusammen die mir mal gerade eben einfallen, viel ist nicht geblieben.
Es rollte gut, aber das Wetter zog sich zusammen, Mist da kommt noch schön was runter. Es war gerade einmal 17:00 Uhr, ich konnte mir jetzt doch nicht schon einen Platz für mein Zelt suchen. Regensachen an und ab durch die Mitte. Um Acht fing ich an mein Zelt aufzustellen, es regnete immer noch.
Meine Klamotten sind alle klamm, schrecklich.
Es war heute den ganzen Tag bedeckt, zum Radfahren super, gerade so, dass es noch so warm ist, dass man nicht friert wenn man fährt, hält man an ist es schon zu kalt, spitze. Nur leider werden bei dem Wetter die Sachen nicht trocken, es ist und bleibt alles klamm, wenn das so bleibt, fängt das ganze Zeug in zwei bis drei Tagen an zu riechen, Ich hasse das.
Die Tankstellen sind echt meine Rettung, sie sind wirklich in einem guten Abstand, man muss sich die Taschen nicht mit Essen und Trinken voll hauen, es gibt immer Nachschub. Ne kleine Reserve habe ich aber immer dabei, man weiß nie was kommt.
Heute ist mir dann aus heiterem Himmel mal der Ständer abgebrochen. Er hat bestimmt beim Flug schon eins weg bekommen. Der ist aus Alu und das Zeug ist so spröde. Ich kaufe mit auf jedem Fall wieder den gleichen, auch wenn uns nach einem Flug auch bei Annett schon einer abgebrochen ist. Der Ständer ist schön ausladend, das Rad steht also sicher und der Fuß ist schön groß, versinkt nicht im Sand. Baue ihn zum Fliegen einfach ab.
So mache jetzt Schluß, es steigt gerade wieder feuchte, kalte Luft auf, Schlafsack zu und schwitzen. Hehe.
Bis denn, denn….