Sven Globetrotter

01 . Juli / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Schweden / Ich habe mir selbst ein Ei gelegt….

>>Bei der vielen Zeit, die ich habe, da kann ich ja noch um mich selbst herum fahren, bei meinen Ausflügen über die Radwege und Wälder<< genau das war meine Aussage zu Annett als wir am Abend mal wieder telefonierten und ich berichtete was so los ist, wie es mir geht und wie ich voran komme. Aber dazu später mehr…

Der Tag begann wie der davor zu Ende ging, hatte es über Nacht überhaupt aufgehört zu regnen. Ich war froh, dass man mich in dem Hostel so freundlich aufgenommen hat, und ich nicht noch bei dem Wetter mein Zelt zusammenbauen musste.
Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Sonne das erste Mal blicken lies, Regenzeug runter und hoffen, dass es so bleibt. An einer Bank machte ich Pause und machte das Bild für die Facebook-Seite, wo ich seit ein paar Tagen die mir am häufigsten gestellten Fragen beantworte. Ich war gerade fertig, hatte gleich noch etwas getrunken und gegessen, da kam eine Frau mit einem Hund vorbei. Ich kann Hunde nicht sehen und einfach ziehen lassen. Ich sprach ihn an, und da er offensichtlich nicht verstand was ich sagte, bellte er. Tja so ist das, man wundert sich über die komische Sprache des anderen und geht gleich erst einmal auf Verteidigung. :-) :-) Die Frau sprach dem Hund gut zu, sie erzählte mir, dass er immer solche Angst hat. Wir redeten über mich und die Tour und schon nach ein paar Sätzen redeten wir deutsch, sie sprach so gut, dass ich fragte ob sie aus Deutschland kommt. Es ging über die ganze Tour und sie erzälte, dass zwei Schwimmerinnen im Paralympischen-Team der Norweger bei ihr im Unterricht waren. Sie war offensichtlich sehr glücklich über diesen Zufall. Sie die Lehrerin und ich der der zu den Spielen fährt und der Deutschen Mannschaft die Fackel überreicht. Sie fragte ob Karl und ich auch an den Spielen teilnehmen. Ich lächelte und erklärte, dass wir wohl noch etwas üben müssten um solche Spitzenleistungen zu vollbringen. Wir redeten bestimmt eine halbe Stunde und sie fragte ob ich nicht zu ihr mitgehen möchte, sie könnte Kaffee machen und wir könnten noch weiter reden. Ich musste ablehnen da ich ja noch ein paar Kilometer fahren musste. Sehr nett – vielen Dank. Ich hoffe sie freut sich über das Foto denn sie war begeistert als ich erzählte, dass es hier erscheinen wird.

EINEN SCHÖNEN GRUSS UND DANKE FÜR DAS NETTE GESPRÄCH !!!

Ich zog weiter durchs Land, meine Reifen schluckten einen Kilometer nach dem anderen und ich musste mich auch beeilen denn ich hatte noch 90 von 125 km zu fahren. Die Strecke war so lang weil ich den nächsten Zeltplatz anfahren wollte. Zelten im Wald am Straßenrand habe ich vom Plan gestrichen, ich finde nicht das Richtige. Berge, zu dichter Bewuchs, oder Häuser in der Nähe. Ja man darf überall zelten aber ich habe es lieben wenn niemand weiß wo ich bin, muss ja nicht sein….

Die E 18 bot mir wieder das gleiche Bild wie einem Tag zuvor. In der Mitte das Hindernis um nicht in die Gegenspur zu kommen und am Rand kein Platz für mich. Die Straßen neben der Hauptader geben aber keine Alternative her, weit und braut nur eine Brücke, du musst da fahren. Also gut es geht nicht anders, bei uns wären die Autofahrer auf die Palme gekrochen und der Finger wäre an der Hupe angewachsen. Hier bremste man runter und passiert echt mit Vorsicht, die Kommentare im Auto kenne ich natürlich nicht aber die Leute hier sind echt von Hause aus viel entspannter.

Nachdem ich diese Stelle, wo nichts anderes ging, passiert hatte versuchte ich es wieder durch die Wälder, ich hatte die letzten Tage ja schon einige Wege gefunden die nicht auf der Karte verzeichnet waren. Ich fand einen Weg der sogar entlang der Straße führte, blöd nur, dass er plötzlich im Nichts endete. Am Zaun der Straße nach Oslo. Es gab zu meinem Glück ein Tor, eines was nur durch einen Stock in der Öse gesichet war. Hier hatte das Mittelleitsystem auch eine Lücke so das man auf die andere Straßenseite wechseln konnte, dort war auch ein Tor. Meine Hoffnung war, dass der Weg dort vielleicht weiter geht, er tat es nicht, ich musste wieder auf die Straße und hoffte, dass nicht so viele Leitplanken auf meiner Seite kommen und ich wieder zum Hindernis werde.

Nächste Ausfahrt runter und prüfen, ob ein anderer Weg ab hier wieder möglich ist. Richtig weit ausholen, da sind Straßen in deine Richtung. Einige Extra-Kilometer und dies wo du schon so weit fahren musst, das gibt eine Nachtschicht. Zum Glück ist es noch bis weit über 22:00 Uhr so schummrig, dass ich gute sehe trotz meiner Probleme mit den Augen. Im schlimmsten Fall hältst du so ab 21:00 Uhr schon immer Ausschau nach einer Möglichkeit im Wald zu zelten. Die Sonne geht bekanntlich im Westen unter, ich fuhr in diese Richtung und da mich die Sonne meist blendete war der Blick in den Wald, um eine geeignete Stelle zum zelten zu finden, fast vergebens, aber ich machte mir so selbst etwas Mut. 😉 :-)

¨Tja, vor 22:00 Uhr wirst du wohl nicht am Zeltplatz sein¨ dachte ich mir und fuhr ohne es zu wissen auch noch einen falschen Weg, ein Weg der so steil hoch und runter ging, dass ich auf dem nassen Sand nur rutschte statt zu fahren. Am Straßenrand standen Container mit Sand, den benötigten sie im Winter bestimmt öfter um mit ihren Autos hier irgendwie durch zu kommen. Es muss hier im Winter echt ein Erlebnis sein zur Arbeit zu kommen, wenn das überhaupt geht. Nach fünf Kilometern falsche Richtung schaute ich mal wieder auf die Karte und hätte laut schreien können vor Wut, dieser Weg den ich gerade mit Mühe gefahren bin ist auch noch falsch. Na nun weißt du wenigstens was dich auf dem Rückweg erwartet. Ich hätte mal wieder über mich selbst lachen können. Die Straße lies es aber nicht zu – ich hatte mit ihr schon genug zu tun.

Wieder an der richtigen Stelle angekommen traf ich einen Mann mit einem Fahrrad, ich fragte wie der andere Weg sei den ich auf der Karte gefunden hatte. Ich solle ihn vergessen, der ist wie der wo ich eben war. Die Hauptstraße ist am besten, sie macht zwar einen großen Bogen aber am Ende spart man die Zeit. Er meinte ich werde bis zu meinem Ziel noch drei Stunden brauchen. Gute Nacht Mari – neue Ankunftszeit für das Logbuch. 23:00 UHR……..

Berg hoch und Berg runter ich staunte wie fit ich bin obwohl mir die Muskeln schon bei den Anstiegen brennen. Ich bewege mich hier immer so in einem Bereich von 150 auf 350 Meter. Alles Steigungen die ok sind aber es geht auf und ab – ermüdent.

Zehn Minuten vor meiner angesetzten Zeit war ich am Ziel, natürlich war die Rezeption schon zu. In wichtigen Fällen kann man klingeln stand an der Tür. Ist das wichtig? ¨Stell dein Zelt irgendwo auf und bezahle morgen¨ waren meine Gedanken. Es fing gerade wieder an zu regnen. JA ES IST WICHTIG. Ich klingelte, keine Reaktion. Mist. Es brannte doch aber Licht, ich ging um das Haus rum, da saß einer am Computer, ich rief nach ihm, an das Fenster kam ich nicht ran. Es standen einige Fahrräder, die wohl für den Verleih sind, davor. Ich rief lauter und lauter, NICHTS. Ich schob mir die Räder zurecht, quetschte mich durch und klopfte vorsichtig. Der Mann sah mich und deutete mit einer freundlichen Handbewegung zur hinteren Tür, wir trafen uns hinter dem Haus. Der Regen war schon doller geworden und ich fragte erst gar nicht was zelten kostet, ich erkundigte mich nach einem Bungalow. Der letzte und er war auch noch günstig. Freude auf der ganzen Linie.

Heizung an, klar machen fürs Bett und noch Bilder laden. Als ich meine Kilometer für den Tag nachrechnete, mein Tacho hatte mich ja vor einer Woche im Stich gelassen, kam ich auf 156 km. In unserem abendlichem Gespräch lachte Annett als ich das erzählte und meinte, dass das mit dem um mich selbst rum fahren wohl nichts war und lachte gleich noch einmal. GUTE NACHT.
Ich machte die Augen zu und freute mich, dass ich jetzt nur noch 150 km für zwei Tage nach Oslo habe, zwei mal 75 km. Heute bist du nicht wirklich um die selbst gefahren aber die nächsten zwei Tage werden locker.


30 . Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Schweden / Gefallen dran gefunden….

Es sollte Mai 2014 etwa gewesen sein. Ich hatte auf meiner Route 66 Tour schon Arizona ein gutes Stück durchquert. Es wurden mehr Straßen, das Land wurde nicht mehr nur von einer Route durchzogen. Genau das bedeutete für mich, dass ich immer öfter in die Walachhei gesendet wurde. Das Fahren auf dem Seitenstreifen wurde nun teilweise verboten, man konnte begleitende Straßen nutzen, was natürlich nicht so schön schnell ging, weil diese oft die Orte verbanden die neben den Interstate liegen.

An jeder Auffahrt wo das benutzen der wirklich großen Straßen verboten war stand das verhasste Schild mit dem Fahrrad und dem Strich durch. Ich hasste es durch die Gegend zu eiern wo wirklich nichts zu sehen ist außer Sand und Zäune. Die Farmen dahinter kannte man nur erahnen.

Hier scheint es so ähnlich zu sein, wobei ich das noch nicht wirklich heraus gefunden habe. Da die Straßen auf denen ich mich gerade bewege sehr komisch angelegt sind; man hat Europastraßen die eigentlich aussehen wie eine Art Landstraße, etwas breiter vielleicht. In der Mitte ist aber ein Leitsystem und oft in Kurven oder an Brücken und Steigungen rechts auch noch Leitplanken. Die Höchstgeschwindigkeit ist 100 km/h. Der Streifen am Rand beträgt etwa 50 cm was noch ok wäre, habe ich schon tausende von Kilometern gemacht. Hier ist es aber grausig. Die Autos die dich überholen können nicht wirklich weit nach links fahren, da ist ja ein Hindernis in der Mitte man selbst kann nicht nach rechts ausweichen weil nach den 50 cm Randstreifen noch etwas Sand kommt und danach geht es 1-2 Meter runter in den Graben. Aber auch das ist noch ok. Nur wenn dann wirklich rechts auch noch die Leitplanke dazu kommt musst du die Fahrbahn nutzen, es ist praktisch kein Randstreifen mehr da. Ich sage euch die Nummer ist heiß, ich habe mich noch in keinem Land der Welt so unwohl gefühlt. Das ist auch der Hauptgrund warum ich gerade über die Dörfer durch die Wälder im Zick Zack fahre. Ich habe Zeit und das Gefühl auf Sandstraßen zu fahren ist 1.000 mal besser.

Ich habe jetzt auch langsam gefallen daran gefunden hier über die Dörfer zu fahren, die Straßen sind teilweise schon ziemlich steil und der Sand ist von Zeit zu Zeit nervend, wenn er mal wieder nass ist und es nicht richtig rollt oder er lose ist und man stecken bleibt und zusehen muss nicht auf der Nase zu landen. Ab und zu hat man dann mal eine Baustelle wo gerade gar keine Straße mehr da ist, das ist auf einem Weg der sehr wenig, fast gar nicht, befahren ist natürlich nicht so wild, man schiebt einfach über das Feld daneben. :-)

Der Tag wechselte sich mit Regen und Sonnenschein ab, das einzige was echt belastend ist. Du musst dich ständig umziehen. Zu warm, zu kalt, zu feucht …..

Gegen Abend hatte ich dann trotz des hin und her mein Ziel erreicht, Kilometer mache ich so natürlich um einiges mehr. Ich stand am Straßenrand und studierte meine Karte im Handy und schon hielt ein Radfahrer und wollte wissen ob er helfen kann. Ich kannte den Weg, wollte ihn aber nicht verblitzen, vielleicht hilft er dann beim nächsten Mal einem anderen nicht mehr. Ich fragte freundlich nach dem Zeltplatz und er gab mir die Richtung vor. Wir standen beide im Regen und plauderten über meine Tour und die Fackel die im Gepäck ist. Ein Bild, eine Visitenkarte von mir, damit er unser Bild auch wieder finden kann, noch einmal ein herzliches Dankeschön und schon ging es weiter.

Am Zeltplatz angekommen fragte ich erst einmal nach den Preisen fürs zelten und dann für einen Bungalow. Zelten wollte ich nicht wirklich, ich hätte alles im Regen aufbauen müssen. Sie wollten für einen Bungalow 75 Euro, das ist ja mehr als viel, das kann und will ich nicht bezahlen. Ich fragte nach einer anderen Möglichkeit. Das nette Mädel an der Rezeption sagte es gibt noch ein Hostel gleich auf der anderen Straßenseite. Ich erklärte ihr, dass ich nicht mit anderen zusammen schlafen kann da ich durch Krankheit sehr laut schnarche und man mich wohl töten würde. Sie sagte sie werde dort mal anrufen und fragen ob sie auch Zimmer für eine Person haben.

Dort angekommen, man hatte man schon was für mich vorbereitet, sehr freundlich. Ich wurde in einem Zimmer das eigentlich für acht vorgesehen war untergebracht. Es war noch frei, man konnte es vermieten und mir war geholfen. Das beste daran war dann aber noch, dass ich für das Zimmer weniger bezahlte als ich für mein Zelt und mich auf dem Zeltplatz bezahlt hätte, UND, es war noch Frühstück mit dabei. Glück….


29 . Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Schweden / Was sich alles so im Wald verbirgt…..

Im Winter 2011/2012 wusste ich ich kann wieder Reisen, die Welt sehen, wenn auch auf eine ganz neue, ungeahnte Art – auf dem Fahrrad. Ich plante für 2012 einige Touren. Meine Tour für das Frühjahr sollte eigentlich nach Kroatien gehen, sie ging dann an die Cote d`Azur. Warum hatte ich mich anders entschieden?
Ich habe in meiner Zeit als Tachlehrer auch zwei Sommer in Kroatien verbracht, eine tolle Zeit, schönes Land, super Menschen. Einer dieser Menschen war mein Freund Predrag, er hatte zwei sehr gut ausgebildete Hunde und war Minensucher. In seinem Team waren 10 Mann und die Hunde. Jeden Tag zogen sie los und beseitigten die Rückstände dieses verdammten Krieges. Er sagt mal zu mir, dass man in Kroatien noch so viele Minen in der Erde hat, dass seine Enkel noch davon leben können.

Als ich überlegte wo ich meine erste Tour 2012 machen kann, wo das Wetter schon einigermaßen gut ist und es schön ist, da viel mir dieses tolle Land wieder ein. Ich verwarf die Idee aber gleich wieder als mir das Gespräch von damals mit meinem Freund wieder in den Sinn kam. Einmal pinkeln gehen, irgendwo im Wald und mit meinen Augen eins der Warnschilder übersehen und Predrag hat etwas weniger Arbeit. Neee lass mal, so kannst du wenigstens mal die Gendarmerie sehen wo Louis gearbeitet hat. Die Tour war übrigens ein Hammer – von Nizza nach Marseille.

Meine Tour heute hatte einige Überraschungen für mich zur Hand. Kleine Brücken wo ich nicht einfach so rüber kam, die Bretter auf der Brücke hatte solche großen Abstände, dass die Reifen genau rein passten und als ich dann endlich wieder raus war, war die Brücke so schmal, dass ich nicht durch kam, irgenwie den Junior halten, sonst stützt er mich doch immer, und dann auch noch die Tasche abmachen. Ich musste schmunzeln, was war das wieder für ein Mist. Davon lebt so eine Tour. Die kleinen Dinge die schief gehen. :-) Radwege die Schranken habe und Baumstämme damit wirklich keiner durch kann, wie blödsinig.

Alles in allem ein echt entspannter Tag, bis zum Nachmittag. Google sendete mich in den Wald, die Schranken waren offen, es musste wohl erlaubt sein. Ich wäre aber bestimmt auch durch wenn sie zu gewesen wären. Ab in die Berge, Sand und eine Steigung, dass ich im ersten fahren musste, auf der Hälfte nach oben rief Annett an. JETZT NICHT, das Gespräch war sehr kurz. Ich liebe dich – bis später. Der Weg wurde immer verrückter, bis ich das Schild MTB 5 sah. Mountainbikes sind Sportgeräte, keine Fahrräder. Also Googlemaps, sind Wege für diese auch keine Radwege, da muss was geändert werden. Der Sand auf den Steigungen  und den Abfahrten war nicht wirklich toll, er war lose. Hoch schob ich teilweise und runter versuchte ich hinten so wenig wie möglich zu bremsen. Die Decke ist bis zum Pannenschutz durch, sie soll noch bis nach Hause halten, also keine Vollbremsungen machen.

Ich traute meinen Augen nicht, ich kann gerade mal ¨Danke¨ auf Schwedisch sagen, aber die Schilder die ich jetzt sah, waren auch für mich verständlich. Darum waren die Schranken hier überall, wenn die Krieg spielen machen die die Wege einfach dicht. Aber was ist mit den Leuten die hier in den Wäldern wohnen, sind das vielleicht welche vom Millitär, oder sind die Häuser nicht bewohnt und alles ist nur Attrappe. Würde mich nicht wundern, die Gegend ist so und so komisch. Auf Maps ist auf der einen Seite, wo keine Warnschilder sind, ein See eingezeichnet, der auch da ist und auf der Seite wo die Schilder sind ist nichts, drei Seen, einfach mal weg. Irre.

Es war spät geworden durch die ganzen verrückten Sachen, ich mietete einen Bungalow, hatte keine Lust mehr das Zelt aufzubauen, außerdem war den Bungalow nur 15 € teurer, die wollen hier echt 15-20 € für eine Nacht haben, viel kann man nicht sparen. Wild zelten ist hier bis jetzt etwas schwer, immer wenn ich denke ¨Ein guter Platz zum Zelten¨ dann steht ein Stück weiter ein Haus. Das ist hier noch verrückter als bei den Finnen, man baut wo man Lust hat. Die Finnen haben aber nur 5 Millionen Einwohner, da ist mehr Wald ohne Anwohner.


28. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Schweden / Ganz auf ruhig….

Meine ersten wirklichen Touren nach meiner OP am Hirnstamm machte ich 2012 wieder. Meine Tour mit Marc (meinem Sohn) 2011 war ein Erfolg und ich merkte, dass ich viele Dinge einfach alleine erledigen kann so lange ich mein Rad als Hilfsmittel habe. Ich war wieder frei…

Um meine ersten Touren zu planen besorgte ich mir immer umfangreiches Kartenmaterial heute Reise ich mit meinem Handy durch die ganze Welt. Telefonkarte des jeweiligen Landes und los geht es. :-)

Bei meiner Radtour 2012 von London nach Berlin hatte ich noch eine Menge Karten mit, viele Sachen die man gar nicht braucht. Zum Beispiel ein Heft mit Knotenpunkten für die kompletten Niederlande. Sie, Belgien und, im Grenzgebiet, Teile von Deutschland, nutzen ein System mit Knotenpunkten. An Kreuzungen sind immer Zahlen mit Pfeilen angebracht. Und an den Knotenpunkten findet man sogar Karten zur Orientierung. Man muss echt nichts weiter machen als sich zu überlegen wo man hin will, einen Zettel raus holen, sich die Zahlen an den Knotenpunkten notieren und kann los. Dieses teure Heft hätte ich mir sparen können. In Belgien musst du dir Karten kaufen für die Knotenpunkte. Das System ist das gleiche aber du hast keine Karten an der Straße aufgestellt. Wie es im Grenzbereich von Deutschland zu Holland, auf der deutschen Seite ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht.

Ich habe die Zahlen hier auch entdeckt, kann aber noch nicht sagen wie sie es hier halten und ob es überhaupt der Orientierung dient. Bin noch nicht dahinter gestiegen.

Es sind bis Oslo gerade mal noch 490 km für sechs Tage, ich habe mir überlegt, dass ich nur Radwege nutzen werde und mir mal die Gegend etwas genauer ansehe. GANZ AUF RUHIG. Dadurch werden einige Kilometer mehr zusammen kommen aber das spielt jetzt echt keine Rolle. Der Termin in Stockholm hat geklappt und alles was war ist vergessen. Verlorene Zeit durch die schlechten Straßen in Russland, ein paar Tage Verlust wegen der Termine mit der Presse in Russland, großer Umweg weil mein Visum drohte auszulaufen, Zugfahrt, in 12 Tagen 1.300 km zum Nordkap und zurück zum Zug unter übelsten Bedingungen. ALLES VERGESSEN. Ich mach GANZ AUF RUHIG. Hehehe

Wenn ich keine Zeit hätte dann wäre ich schon wieder ausgeflippt. Radwege die eigentlich keine sind, die findet man wirklich in jedem Land. Man sendet dich auf Wege die irgendwo enden, es kommen Treppen, Schranken, Brücken die nicht breit genug sind, oder gar weg. Alles schon gehabt. Jetzt ist es egal, ich habe Zeit und die genieße ich. Nach dem Termin in der Botschaft in Oslo wird es noch einmal schnell zur Sache gehen, ich muss Karl am 08.07. morgens die Fackel in Flensburg übergeben.

Ich bin gespannt…..


26. 27. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Finnland & Schweden / Auf in die Deutsche Botschaft in Stockholm

Taschen packen, es geht los. Beim Wäsche zusammenlegen, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Du hattest einen Zettel bekommen als du das Shirt vom bedrucken geholt hast. Darauf stand deutlich, dass es nicht in den Trockner soll, weil der Druck verkleben kann. Es ist zusammengeklebt. AHHHHHHHHH

Zum Glück hatte ich die Idee gekommen es mit dem Fön warm zu machen und zu versuche die Verklebung so zu lösen, es ging…… ZUM GLÜCK

Ein Freund von mir hat gleich nach der Wende einen Bericht über ganz schlimme Verhältnisse in sozialen Einrichtungen in Rumänien gesehen, man hatte im Winter kein Heizöl und die Menschen dort mussten fürchterlich frieren. Auf diesen Bericht hin taten sich ein paar Freunde zusammen, man belud zwei Transporter bis unters Dach mit Heizöl und zog los Richtung Rumänien. Damals musste man noch richtig über Grenzen, also Kontrollen und so. Die Geschichten aus der Zeit sind immer sehr interessant, klingt wie aus deiner andern Zeit, einer längst versunkenen Welt. Sie bekamen nachts sogar Polizeischutz für die voll beladenen Autos und brauchten Tage bis dort. Letztendlich ist daraus ein Hilfsprojekt geworden und Ingo ist immer noch voll bei der Sache anderen Menschen das Leben etwas angenehmer zu gestalten.

Ich hatte schon einige Geschichten gehört, von der Hilfe für alte Menschen und sozial schwache Kinder. Und als mich Ingo dann 2012 fragte ob ich nicht mit nach Mera will, sie bauen da etwas am Dach eines der zu sanierenden Häuser und einer mit Ahnung wäre gut, da kramte ich in meinen Erinnerungen und dachte, dass ich körperlich bestimmt keine Hilfe bin, aber wie man ein Dach deckt bekomme ich in der Theorie noch hin. Also sagte ich zu und fuhr mit in das kleine Dorf in den Bergen von Siebenbürgen. Mehr als herzliche Menschen, Kinder die sich über mitgebrachte Buntstifte so sehr freuten, dass man es nicht glauben konnte, aber auch bittere Armut, Hütten aus spärlichem Baumaterial zusammengezimmert und mit Decken als Dämmung von außen verhangen.

2013 beschloss ich mich in den Sattel zu setzen und nach Mera zu fahren, es stand wieder eine Tour an. Ich wollte von Sankt Petersburg nach Berlin dem R1 folgen, das war der eigentliche Plan, Pläne ändern sich, wie man gerade wieder auf dieser Tour zur genüge sieht !!! Ich beschloss also nicht nach Berlin sondern nach Rumänien zu radeln. Just im Winter 2012/2013 traf ich einen uralten Freund wieder, er lebt seit vielen Jahren in Finnland, hat ein Haus in der Nähe von Helsinki, eine finnische Frau und zwei Söhne. Ja, und ich habe den Eindruck er ist mehr als zufrieden in seiner neuen Heimat. Er meinte ich solle ihn doch mal besuchen. Ein Flug nach Helsinki kostet nicht viel mehr als einer nach Sankt Petersburg, und die paar Kilometer mehr machen bei einer Tour von 4.000 km nicht viel aus. Ich flog also zu ihm und wir verbrachten zwei tolle Tage zusammen. Seine Frau war zu der Zeit im Krankenhaus und bekam gerade den zweiten Jungen, was für eine Freude, ich kam zur richtigen Zeit, er war echt glücklich. Tagsüber, wenn er im Krankenhaus war, besichtigte ich Helsinki und habe so schon einiges gesehen.

Jetzt bin ich wieder hier und muss feststellen, dass ich zwar damals schon ein gutes Stück abgefahren bin aber nur die Touri-Ecken gesehen habe. Na nun bin ich wieder hier und denke es ist nicht das letzte Mal. Ich komme bestimmt noch einmal mit Annett hier her, ich will ihr das mit der Sonne zeigen die nicht unter geht, das hat mich echt beeindruckt. Meinen alten Freund konnte ich leider nicht treffen, er musste an dem Wochenende arbeiten, einer der Menschen die auch an Feiertagen raus müssen. Das haben soziale Berufe so an sich.

Warum bin ich eigentlich darauf gekommen???? Ach . Wirst du alt Junge. Ich bin heute wieder an dem Platz mit dem schönen Dom und mache ein Bild, ich zeige zwei Finger,  für Nummer zwei, Nummer zwei der Besuche hier. Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre die Gelegenheit habe, je noch einen Finger mehr in die Luft zu strecken.

Ab in den Hafen und noch ein paar Postkarten kaufen, es herrscht buntes Treiben hier, am Bahnhof sah das nicht ganz so rosig aus, wobei heute schon wieder mehr Leben in der Stadt steckt. Ich war noch einmal kurz am Bahnhof weil ich dort bei meiner Ankunft ein paar Obdachlose gesehen hatte und meine Stiefel dort irgendwo lassen wollte, sodass sie vielleicht noch jemand im nächsten Winter nutzen kann. Sie haben nur 20 Euro bei Lidel gekostet, mir die letzten fünf Wochen gute Dienste geleistet und nun denke ich brauche ich sie nicht mehr. Der Plan war schon beim Kauf, sie zurück zu lassen um Platz zu sparen. Ich hoffe jemand wird sie verwenden können, habe sie am Bahnhof an eine Hauswand gut sichtbar abgestellt.

An der Anlegestelle meiner Fähre angekommen ging es zum Schalter, mein Ticket hatte ich schon im Internet gebucht aber den Junior konnte ich nicht mitbuchen. Ich verstehe nicht warum man bei der Auswahl nicht einfach eine Position mehr anlegt, für Fahrräder, es sind in den Sommermonaten, egal wo ich auf dieser Welt bis jetzt gefahren bin, immer Räder mit an Bord. Egal, ich musste mich unten bei den Autos mit anstellen, es waren natürlich noch zwei andere Radfahrer da. Ab auf die Fähre und in die Kabine.

SUPER !!! Ich hatte in einer Kabine für vier Mann gebucht. Es war beim eintreten nur ein Bett bezogen, ich bin alleine, was für ein Glück. War es weil die Feiertage sind und nur wenige fahren oder ist auf der Route immer wenig los und man gewährt den Reisenden einen angenehmen Aufenthalt? Insgesamt ist die Fähre ganz gut, ein großes Angebot, Kinderwelt, Spielkasino, ein Deck zum Shopen, ein Weinrestaurant, also Wein aussuchen und was passendes dazu bestellen. Schön, habe nur kein Geld mehr, sonst hätte ich es mir bei einem guten Glas Wein und dem passenden Gericht gerne gut gehen lassen. Naja ich erlebe auch so viel mehr als wohl die meisten hier auf dem Schiff. Wobei die vielleicht andere Vorstellungen von einem tollen Leben haben.

Heute habe ich mein erstes Fußballspiel seit beginn der Spiele gesehen. 3:0 – gut. Ich hoffe das war nicht nur eine Ausnahme, habe mich noch überhaupt nicht mit den Ergebnissen beschäftigt. Hatte genug mit dem trocknen meiner Kleidung um die Ohren, doch jetzt ändert sich das vielleicht. Denke schon, dass die Bedingungen immer besser werden. Von Stockholm gibt es noch mal ein paar Berge noch Oslo und dann ab nach Dänemark, dort ist die Nummer dann fast durch. Und am 08 Juli werde ich die Inklusionsfackel vom ¨Netzwerk Inklusion Deutschland¨, die haben die Fackel ins Leben gerufen, an meinen Freund Karl übergeben. Ihm einen starken Schubs geben, auf dass er immer gut am rollen ist, und natürlich Rückenwind wünschen, den braucht er, die Topographie ist nicht wirklich besser als die die ich die ganze Zeit hatte. Er fängt mit Hügeln an ich Frankreich an und steigert sich nach Spanien in Berge. Noch ein hartes Stück Arbeit bis wir die Fackel an das Deutsche Team in Rio übergeben können. Aber Aktion heißt ja nicht, dass wir es uns einfach machen. Hehehe

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27. Juni – Termin in der Deutschen Botschaft in Stockholm mit dem Ständigen Vertreter Jan Friedrich – so stand es in meinem Kalender und dies ist auch der Grund warum ich in 12 Tagen 1.300 km mit dem Fahrrad zurücklegen musste, noch einmal ein paar hundert mit dem Zug und direkt von der Fähre zur Botschaft fuhr. Mir blieben nach der Landung genau noch 25 Minuten Zeit einen Ort in einer Stadt zu finden wo ich noch nie war.

Wenn die Nummer durch ist kehrt endlich Ruhe ein dachte ich mir in der Nacht auf der Fähre noch so. Nach dem Aufstehen hieß es Sachen packen und fertig machen, 30 Minuten vor der Landung kannst du den Junior beladen und los machen, für die Überfahrt hatte ich ihn gesichert, die See blieb aber zum Glück ruhig. Ich stand in den Startlöchern. Mein Rad stand als erstes und erfahrungsgemäß lassen sie die Rad- und Motorradfahrer immer als erstes vom Schiff runter. Ein junger Typ kam, öffnete die Schleuse und ließ die Brücke runter, ich bin gleich draußen dachte ich noch. Was macht der, der winkt die Autos runter und hier warten alle am Rand, wenn der das durchzieht, dann kommst du zu spät…. Zum Glück kam noch ein anderer, der wohl mehr Erfahrung hatte, er stoppte das gerade eingeleitete und verfuhr wie gewohnt. Ok, raus hier und los. Mein Maps ging nicht die Telefonkarte von Finnland funktionierte nicht, ich hatte mir zum Glück den Weg schon für Offline gespeichert. Mal hier rum mal da einen noch schnell fragen und schon stand ich vor der deutschen Flagge. Kurzer Blick zur Uhr, ha, 10:00 Uhr. Der Wachmann kam gleich auf mich zu gerand und meldete mich an, man wartete schon auf mich. Mensch bist du wichtig.

Ein kurzes Gespräch über den Ablauf, mein einziges weißes Shirt mit dem Aufdruck der Tour angezogen und die Fackel zusammenbauen. Das Rad stand im Hof der Botschaft und da baute ich auch schnell die Fackel zusammen, das Wachpersonal war gleich zur Stelle, und schaute sich die Sache etwas näher an, kurze Erklärung, alles gut. :-)

Wieder rein, Herr Friedrich und ein Sekretärin warteten ja auf mich, alles gut, es konnte los gehen. Wir haben erst einmal ein paar Bilder gemacht, ohne Feuer weil wie drinnen waren, in Russland sind wir zum Abschied noch mal raus und haben sie entzündet, wenn dann richtig hatten sie dort gesagt.

Das Gespräch war sehr gut, in Schweden wird, nach Aussagen von Herrn Friedrich, einiges für die Inklusion getan, man scheint dort schon einen Schritt weiter zu sein, das geht soweit, dass der König dem paralytischen Team der Schweden die Landesfahne persönlich überreicht hat. Schön.

Nach dem Interview hatten wir noch etwas Zeit zum plaudern, ich bekomme immer mehr Informationen was unsere Vertreter im Ausland alles so wichtiges treiben, gerade ist einiges los weil die Britten das Boot EU verlassen haben.

So in Finnland waren alle Läden zu, heute ist Montag und du besorgst dir hier einen Tacho. Die Zusammenzählerei  jeden Tag der Kilometer nervt.

Zwei Läden hatten keinen, waren eher Werkstätten und der dritte, wollte für den einfachsten Tacho 70 € haben. Ich zähle braf weiter meine Kilometer……

Von der Stadt habe ich nicht viel gesehen, ich wollte erst einmal wissen wie ich hier raus komme und den Tacho haben, na Tacho war nicht und das Fahren auf den Europastraßen ist hier nicht erlaubt. Überall die verhassten Schilder mit dem Fahrrad drauf, das Schild wo dann noch der Strich durch ist. Schei…

Mir bleibt also nichts übrig als die Suche bei Maps fürs Fahrrad einzugeben. Radwege gibt es hier reichlich und gut. Was mich beim benutzen von Radwegen immer nervt ist, dass du immer im Zick Zack durch die Gegend fährst und ständig prüfen musst wann du mal wieder abbiegen musst, man kommt nicht voran. Nun ist es so, dass ich gleich am ersten Tag noch über 100 km gemacht habe. Ich bin ganz weit vorne, die nächsten Tage werde easy. Es ist Gegenwind und es stört mich nicht einmal ein bisschen, ich habe alle Zeit der Welt.

Die viertausend Kilometer habe ich heute auch geknackt, ha. Als ich das Bild gemacht habe, da habe ich mir durch Zufall mal meine Decke hinten angesehen, da kommt schon der Pannenschutz durch, ups. Eigentlich könnte ich die Decken noch einmal wechseln. Vorne nach hinten und anders herum. Ich habe aber keine Lust, ich habe mir vorgenommen so lange zu fahren bis es einen Knall gibt oder ich zu Hause bin. Ich bin gespannt und hoffe, dass der Reifen nicht beim Start in Flensburg platzt.


24. & 25. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Finnland / Pause. …

Jetzt stehe ich hier auf dem Bahnhof in Helsinki und es ist so gut wie kein Mensch zu sehen, alle Geschäfte sind geschlossen und man hat das Gefühl als sei etwas ganz schreckliches passiert und alle Einwohner sind geflüchtet. Nach Flucht sieht es aber nicht aus, zu ordentlich ist alles, aber ich kenne keine andere Stadt auf dieser Welt wo ich dieses Gefühl hatte.

Handy raus und los mit der Navigation, du musst zu Peter in die Wohnung, er wartet auf dich und will später noch zu seinem Bruder fahren, es sind Feiertage, der Grund warum die Stadt leer ist, alle sind Außerhalb.

Ein paar Mal nach rechts und links, eine Brücke, nen Tunnel und schon bin ich da, kurze Nachricht, dass ich vor der Tür stehe und die Antwort, dass Peter auch vor der Tür steht. Hm, du bist wohl falsch. Aber es ist doch die Straße und Nummer 7A. Ein, zwei Nachrichten hin und her, nen Bild hinterher, toll die moderne Technik, und schon war klar, ich muss eine Ecke weiter.

Ein großes Hallo und schon ging der Austausch der Informationen los. Beim Essen haben wir uns dann erst einmal näher bekannt gemacht, wir hatten bis jetzt vielleicht 10 Minuten an der Grenze von Finnland nach Norwegen gesprochen. Verrückt aber die Chemie stimme von Beginn an, die beiden hatten mich gleich eingeladen bei ihnen zu wohnen, nachdem im Gespräch heraus kam, dass ich über Helsinki nach Stockholm mit der Fähre fahren werde. >>Kein Problem, wenn du zurückfährst kannst du die beiden Feiertage bei uns bleiben<<

Ja, jetzt sitzen wir hier und ich erfahre erst einmal, dass die Freundin von Peter ein ganz besonderer Mensch ist, sie rennt so durch die Gegend und stellt dabei die schärfsten Rekorde auf. Sie rennt, ja rennt, kein Marathon oder so, sie rennt 50 km, 50 KILOMETER und ist dabei die Rekordhalterin, und weil das so gut ging, und sie noch mehr drauf hat, geht es jetzt einen Schritt weiter, sie will auch noch den Rekord in 100 km haben, 100 km RENNEN.

Es stehen einige Trophäen in dem kleinen Zimmer in dem ich schlafen werde auf dem Regal, was für eine Frau.

Dies ist auch der Grund warum Sanna nicht da ist, sie trainiert irgendwo in Spanien und kommt erst in 14 Tagen wieder. Sie ist immer mal wieder irgendwo unterwegs, an Orte wo die Bedingungen anders sind und der Körper lernt anders zu reagieren. So war sie auch schon in Kenia, da kommen wohl die besten ¨Renner¨ her. Dort gibt es einen Ort, der etwas höher liegt und so muss der Körper sich umstellen, soweit ich das kenne geht es dort um den Sauerstoffanteil in höheren Lagen, dies war auch ein wichtiges Thema beim Tauchen, speziell beim Tauchen in Höhlen, aber es bestehen da keine wirklichen Zusammenhänge. Die einen wollen mehr Sauerstoff im Blut und die anderen müssen darauf achten, dass es nicht zu viel wird.

Gegen Mittag musste Peter aufs Fahrrad und auf zu seinem Bruder, 40 km. Die beiden haben kein Auto, sie machen alles auf die sportliche Art oder mit dem Öffentlichen. Ich machte darum auch den Witz, dass Sanna bei uns am Wochenende zur Ostsee rennen könnte, das sind nur 260 km, kein Problem. Peter lachte und meinte, dass sie nach 50 oder 100 km dann aber auch ziemlich fertig ist. Ich verstehe das gar nicht. Wer hundert Kilometer RENNT der kann bestimmt auch zur Ostsee rennen. :-) 😉 WAHNSINN.

Peter war weg, ich in der Dusche und bevor ich Annett anrief, lag ich auch schon im Bett, das Gespräch war kurz, Mann bzw, Frau ist einkaufen. Und zwar ganz wichtig, IKEA und Baumarkt und so. Ihre Schwester hat eine neue Wohnung und da muss gemalert werden und eingerichtet. Auch gut, ich hatte so und so eine Mütze voll Schlaf nötig, im Zug war das ja durch die unbequemen Sitze nicht möglich. Als ich gegen Mitternacht wach wurde war es draußen fast mal wieder dunkel, komisch wenn das dann mal wieder ist wie immer, die Sonne geht jetzt und hier im Süden schon wieder fast ganz unter.

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Ich habe früher immer nicht verstanden wie man am Wochenende nur bis um sieben oder acht schlafen kann und dann aufsteht. Ich habe immer bis mittags im Bett gelegen wenn es nichts zu tun gab, meist nur schnell gegessen und mich dann wieder hingelegt, vorschlafen. Am Abend musste man ja fit sein für Party, schließlich gibt es in unserer herrlichen Stadt keine Polizeistunde. Du kannst von einem Laden in den anderen fallen und Leute treffen die auch ihren Spaß haben wollen.

Heute bin ich spätestens um neun auf den Beinen, ich kann nicht mehr schlafen, obwohl ich erst spät ins Bett gehe, sechs Stunden Schlaf reichen mir. Hm.

Aber heute habe ich mal bis zehn geschlafen und hätte eigenlich noch etwas liegen können. Ich wollte meine Freizeit aber nutzen um meinem treuen Begleiter mal etwas Gutes zu tun, er arbeitet immer nur und bekommt gerade viel zu wenig Zuwendung. Ich stellte die Bremsen etwas nach, durch den Regen sind die Bremsbeläge ziemlich schnell runter gegangen. Einen Bremsklotz musste ich neu justieren, der hat sich irgenwie verstellt und nun nur noch auf der halben Felgenflanke gebremst und ich musste zwei Minniachten aus beiden Rädern machen. Alles ganz kleine Dinge, ein tolles Rad. Früher hätte ich bestimmt noch die Kette gereinigt und geölt, doch Dank Jochen Kleinebenne, dem Chef von Patria, er hat mir den Junior spendiert, habe ich jetzt wieder einen Riemenantrieb. Warum wieder? Ich hatte das schon an meinem Moped, es gibt nichts besseres, der Rieben ist jetzt schon über 12.000 km gelaufen, ich habe noch nichts daran gemacht. Jeder der ein Rad hat und dieses auch pflegt, und nicht nur tritt, weiß was er an Zeit hätte investieren müssen bei einer Kette, ja, und auch schon ein paar neue kaufen müssen. Ich liebe es….

Irgendwann gegen Mittag kam eine Nachricht von Peter, er war auf dem Weg zurück, dann kam eine zweite, dass es noch dauern wird, er hat schon den zweiten Platten. Naja, letztendlich kam er dann mit seinem Freund zusammen zurück, er ist Journalist und wollte ein Interview mit mir machen. Die beiden hatten mich gefragt ob ich dabei bin. Natürlich !!! Die Fackel und die Tour brauchen Presse…

Sie haben das Fahrrad ins Auto geladen und gut. Ich stand Rede und Antwort und staunte wie weit mein Englisch doch reichte. Es ist wirklich nicht gut, aber es muss wohl besser sein als ich denke.

Noch ein paar Bilder, die Fackel zusammenbauen und an machen, natürlich auch noch Bilder mit brennender Fackel und ein herzliches auf Wiedersehen.

Jetzt schnell Wäsche waschen und ab in die Stadt. Es gibt nichts besseres als mit einem Einheimischen in die Gegenden einzutauchen wo das Leben ist, naja eigentlich ist. Wir fuhren ein gutes Stück und Peter gab mir gleich noch ein paar Informationen über die Stadt. Die Russen hatten sie mal ausgebaut, es war eigentlich nur ein Dorf, so als Vorposten gegen die Schweden, und im ersten Weltkrieg wurden riesige Bunkeranlagen von den Russen in dem RIESIGEN Park der sich durch die Stadt zieht gebaut, oder besser von Chinesen die sie dazu einsetzten. Sie dachten wohl, wer so eine Mauer bauen kann der kann auch gut Bunker anlegen.

Da die Stadt echt wie ausgestorben ist, war auch das Viertel wo sonst die Luft brennt fast tot. Ein paar Touris liefen verloren rum. Ich sagte zu Peter, dass die nie wieder kommen wenn sie nicht wissen, dass gerade die Sommersonnenwende gefeiert wird. Die denken hier sagen sich Fuchs und Elster gute Nacht.

Ich selbst finde das ganze hier sehr angenehm, wo hat man so etwas schon mal. Selbst zu den beschaulichen Tagen im Winter wo alle vom Fest der Liebe und Ruhe sprechen ist überall noch treiben. Hier fahren alle weg und die Läden sind zu. Fast, ein paar haben offen, es gibt seit diesem Jahr ein neues Gesetz, man darf auf machen. Es wird also wie bei uns alles gekippt. Warum muss man rund um die Uhr einkaufen können?

Gemütlich Pizza essen und zurück, kann mich nicht beruhigen, beim letzten Mal als ich hier war, war ein Treiben vom feinsten. Jetzt bewegt sich nur der Wind durch die Straßen….

Wäsche schnell noch in den Trockner, noch etwas plaudern und Wäsche wieder holen. Peter nutzt einen Gemeinschaftsraum zum Wäsche waschen, der ist zwei Blocks weiter. Alles wieder sauber. Bis auf mein ¨ Inklusion braucht Aktion¨ Shirt, Weiß ist nicht die richtige Farbe für eine Radtour. Und ich trage es nun schon nur für die Presse, also der Transport ist für diesen Farbton schon zu viel. Da lobe ich mir mein hart erprobtes Schwarz.

Gute Nacht und danke für alles, bis morgen.


22. & 23. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Finnland / High noon

Was für Tage lagen hinter mir; Regen, Wind und Kälte. Viele Begegnungen mit anderen ¨Verrückten¨ die sich mal eben in den Kopf gesetzt hatten ganz nach Norden zu fahren. Ich konnte mit einigen sprechen und viele hatten die gleichen Probleme und Freuden wie ich. Am besten bei den vielen Gesprächen fand ich die Parallelen beim Essen zu mir. Einer der Radler erzählte mir, dass er sich eigentlich immer gesund ernährt, hier auf der Tour aber Unmengen von Schokolade in sich stopft und gar nicht mehr aufhören kann. Ich bestätigte dies und sagte ihm er müsse sich keine Sorgen machen. Der Körper braucht Brennstoff, er leistet hier gerade etwas ganz Starkes. Wer fährt schon den halben Tag gegen den Wind an und das auch noch bei nicht einmal 4°C. Er meinte, dass es hier so kalt ist, dass er die Schokolade kaum beißen kann, sie sei knochenhart. Irre, genau die Situation hatte ich kurz vorher. Eine etwas komische Welt, wo eine Zeit lang fast immer die Sonne am Himmel ist, wenn man sie sehen kann, wenn mal keine Wolken da sind, und es dann wieder ewig dunkel ist. Es ist kein Wunder, dass hier nichts wächst.

Ich fühlte mich in eine andere, unbekannte Welt versetzt, nach Düsterwald – Mittelerde wo  Sauron  herrscht. Oder zu Jon Schnee auf die Schwarze Festung. Orte wo das Leben unwirklich und hart ist. Die Menschen da oben im Norden waren sehr freundlich doch auch irgendwie sehr streng in ihrem Auftreten. Aber dies muss man wohl um dort zu überleben.

Ich komme jetzt langsam wieder in Regionen wo Bäume wachsen, wilde, bunte Blumen am Wegesrand stehen. Viele Bäume treiben noch verhalten aus aber die Natur setzt sich auch diesen Bedingungen entgegen.

Ich konnte dies alles ein paar Tage ertragen doch ich könnte hier nie leben. Die Umgebung ist schön aber es ist mir zu lange düster. Unter Frühling und Sommer stelle ich mir mehr Farben und Insekten vor. Und bei Insekten denke ich nicht nur an Mücken, die sind hier mehr als genug. Lüstige Hummeln die trotz ihrer Statue fliegen können. Eigentlich geht das wohl nicht, wurde mal von einem berechnet. Die Flügel sind viel zu klein. Hummeln zeigen, dass man nicht auf alles hören soll was so erzählt wird. Neben Eseln, meine Lieblingstiere. sympathisch und eigensinnig.

Mit dem Grün kam der erste Tag ohne Regen, wie man sich über solche Dinge freuen kann. ¨Natürlich¨ sind bei solchem Wetter auch wieder Radler zum Nordkap unterwegs. Man wartet nicht auf Regen. :-) Einer war aus Wernigerode – Ein toller Ort, mit einer Eisenbahn die direkt auf den Brocken fährt. Der Weihnachtsmarkt ist fantastisch. Kleiner Reisetipp für nen paar Tage frei vor Weihnachten. Lohnt sich wirklich !! Ich gab auch ihm eine Karte von mir und bat ihn mir von seinen Erfahrungen zu berichten. Ich möchte echt so viele wie möglich nach ihren Empfindungen fragen über diese Erlebnis.

Der nächste Radfahrer erinnerte mich etwas an meinen Freund Steffen, immer gute Laune und einen Spruch auf den Lippen. Viele Grüße Stippi!! Eigentlich würde ich jetzt sagen >>Na ein Berliner eben<< Aber nein ein Österreicher und was für ein Original. Wir redeten und als ich erwähnte, dass ich aus Berlin bin, da erählte er gleich vom Marathon. Ich freute mich und hoffte ihn in meiner Heimat mal wieder zu sehen. >>Nein, nein, da war ich nur einmal<< sagte er. Zu seinem Fünfzigsten hatte er sich überlegt da mal mitlaufen zu müssen. Ja, und jetzt wird er 65 und wollte mal mit dem Rad zum Nordkap. Warum nicht – ein toller Kerl. Er hatte nur eine Tasche dabei, irgendjemand begleitete ihn und suchte schon immer die Unterkünfte und so. Er war am radeln und freute sich Menschen  zu treffen die so komische Ideen hatten wie er. Schade, dass er nicht zum nächsten Marathon in Berlin ist.

Das Bike rollte, besser als am Tag vorher, der Wind hatte leicht gedreht und traf mich nun von der Seite. Eigentlich ok, wenn die Straße nicht gerade wieder einen Knick machte.

Mein Tacho ist jetzt übrigens ganz ausgestiegen. Die letzten zwei Tage hat er mir noch Geschwindigkeiten angezeigt bis 199 km/h und so, und nun sagt er nur noch ¨Transport¨

Ich dachte, dass der Sender nun vielleicht auch eine leere Batterie hat und tauschte sie, doch nichts. Aber dank Googlemaps weiß ich wenigstens wie viele Kilometer ich am Tag mache. Ist trotzdem merkwürdig, man schaut immer hin weil man wissen will wie schnell man nun eigentlich ist. Was ändert das eigentlich?

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Gery Cooper kennen wohl die meisten noch, beim Film ¨High Noon¨ werden es bestimmt schon weniger und beim Titelsong werden die meisten resignieren (der Song: https://m.youtube.com/watch?v=QKLvKZ6nIiA)

Als ich in Kolari einfuhr und gleich links zum Bahnhof abbog, schoß mir der Film und die Melodie durch den Kopf:

Do not forsake me, oh my darling
On this our wedding day
Do not forsake me, oh my darling
Wait, wait along …….

Ein neuer Bahnhof der auch noch einigermaßen schick war. Das Cafe im Haus war zu, nur in der Saison offen. Die Schalter waren nicht besetzt, die Rollos waren unten, kein Mensch zu sehen und die Diesellok an meinem Zug der erst am Abend fahren wird lief so vor sich hin. Es war kein Zeichen von Leben, nirgends. Ich war schon versucht laut >>Hallo<< zu rufen, nur mal sehen was passiert. Der riesige Platz hinter dem Zug war voll mit Holzstämmen. Dafür wurde die Strecke bestimmt mal gebaut. Für Pesonenzüge bestimmt nicht, die fahren vier mal die Woche und auch nur an dem Tag ist das Bahnhofsgebäude auf. Ich vermutete, dass der Schaffner und der Lokführer hier morgens ankommen und den Bahnhof aufschließen, sich dann einen gemütlichen Platz suchen und am Abend wieder erscheinen. Ich hatte noch sehr lange Zeit, fünf Stunden. Ich setzte mich als einziger Mensch in den Warteraum und schrieb an meinem Blog und ein paar Mails. Immer wenn ich mich gerade treiben lies, kam mir der arme Gery wieder in den Sinn, wie ihn die Bewohner der Stadt Hadleyville so schändlich hängen ließen und nur seine Frau Amy im wirklich zur Seite stand.

Was für ein Ort…. Totentanz

Etwa zwei Stunden vor Abfahrt trudelten die ersten Gäste ein, ich hatte mir draußen schon ein Ticket am Automaten besorgt, obwohl bei der Abfahrt von Helsinki, vor ein paar Tagen, die Schaffnerin meinte, dies kann man beim Schaffner kaufen. Mir war das zu unsicher, Feiertage wo nichts geht und vielleicht fahren alle nach Helsinki. Es kamen einige Autos mit Kennzeichen aus Norwegen, haben die so weit oben keine Bahn? Warum nicht, in Finnland ist das auch die erste Station und es sind noch ein paar hundert Kilometer bis zur Grenze.

Der Zug war nicht voll, fürs Rad musste ich noch einmal fünf Euro zahlen, wie bei der Fahr von Helsinki. Ich musste mein gesamtes Gepäck abnehmen um das Rad in den Zug zu hieven, der Schaffner bestand drauf. Na gut. Ich denke er wollte das nur weil er mir dann erklärte, dass ich das Gepäck in dem extra Abteil stehen lassen kann, pro Tasche 5 Euro. Ich grinste und versuchte irgendwie alle meine Taschen zu fassen zu bekommen. Er merkte, dass das nichts wird und lenkte ein. Er stellte auf einmal fest, dass ich ja so viele Taschen habe und welche im Gepäckraum lassen kann wenn ich will. Super. Er war später sehr freundlich und hilfsbereit. Vielleicht waren, dies ja eigentlich die Regeln und die Frau auf der Fahrt hier hoch hat dies lockerer gesehen. Es waren nur wenige nach Helsinki unterwegs. Ich erfuhr von Peter, der Mann der mir seine Wohnung zur Verfügung stellt, dass die Stadt wie ausgestorben ist, alle fahren raus, er auch, er hat eine Verabredung mit seinem Bruder, wird aber den zweiten Tag da sein und mir etwas von der Geisterstadt Helsinki zweigen.

Ich schlief nur sehr schlecht in dem Sitz, kann man die nicht anders bauen? oder macht man dies um die Leute dazu zu bewegen, bei der nächste Fahrt den Schlafwagen zu belegen?


20. & 21. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Norwegen – Finnland/ Warum ??

Ich übernachtete in Alta, meine Rückfahrt nahm also einen anderen Weg. Nachdem ich Einkaufen war ging es gleich richtig zur Sache, ich war echt froh, dass der Zufall für mich den anderen Weg zum Nordkap gewählt hatte, dies blieb vom Prinzip auch so.

Der Rückenwind hatte sich erledigt, mein Wunsch für den Mann am Straßenrand, der noch 190 km zum Ziel hatte ging also in Erfüllung. Man bist du gut. Anderen was wünschen und dabei in der selben Schei…. landen wie seit Wochen, DU FÄHRST GEGEN DEN WIND….

Ich konnte nichts machen, Wind, Berge, Kälte, du bist wieder da wo du schon die ganze Zeit warst, in der Nähe vom Nichts.

Also zählte ich wieder: Eins, zwei, drei, vier …. bis Acht, dann von vorne. Wie ich so zählte lies ich meine Gedanken eine Runde drehen, diese sind zum Glück frei und man kann in den blödesten Situationen ganz schnell an andere Orte reisen. Ich landete erst in einer Frage – Warum machst du das hier – und dann in vielen Antworten. Die erste Antwort auf meine Frage ist natürlich, mir selbst zu beweisen, dass das Leben mit einer Behinderung nicht zu Ende ist. Mein Leben ist ein anderes, oh ja, viele tolle Dinge die ich gemacht habe gehen nicht mehr, viele Sachen die ich gerne machen würd auch nicht. Aber Junge sei mal ehrlich, du machst doch genug coole Dinge, woher willst du die Zeit nehmen nun auch noch einen Kurs für Fallschirmspringer zu machen. Tja, das wäre so eine der Sachen die ich gerne noch machen würde, naja geht nicht, darum einmal im Jahr an einen dranhängen der sich dann aus 4.000 m mit dir in die Tiefe stürzt. Ich wollte nicht im Bett als Pflegefall enden, nein liebe Götter in Weiß ich hatte keine Lust darauf und natürlich viel Glück, dass sich einige Sachen wieder gegeben haben und ich die verdammten, ja, eigentlich lebenserhaltenden Maschinen, los wurde. Die Lähmung der Linken Seite ist fast total weg und Steaks, kann ich trotz der Prognose >> das wird schlecht gehen<< auch essen. Ich bin unterwegs, das wichtigste und ich spüre das Leben, jeder Atemzug bedeutet du bist. Ja ich bin da, genau so wie ich es mir gerade wünsche, eine Tour zum Nordkap, nicht leicht aber lebendig.

Der zweite wichtige Grund ist Annett, sie ist so ein Schisser, vor allem hat sie erst einmal Angst, dabei kann sie alles. Jede Sache die sie nicht kennt ist eine Gefahr, etwas das Veränderungen bring unheimlich. Wohl der Grund, das ist jetzt kein Eigenlob, dass sie mich wählte, ein Typ der stark ist und sie beschützen kann, Sachen abnimmt. Und nun hat sie einen Behinderten an der Seite dem sie helfen muss. Grausig. Mit jeder Aktion die ich mache vertraut sie mir glaube ich mehr, wird ruhiger, sie sieht, der Typ kann ihr immer noch zu Seite stehen, ja und sie wächst wie ich mit den Aufgaben. Ich will ihr zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen muss um unsere Zukunft, ich werde sie auch weiterhin beschützen, in Hotels oder wo auch immer im Bett an der Tür schlafen. Könnte ja mal sein, dass ein Einbrecher kommt. Ach ich liebe dich….. Ja, ich eiere durch die Gegend wenn ich mal nicht auf einem meiner Fahrräder sitze, es ist ok, wir machen unsere Witze darüber, wie ich wie besoffen laufe, sie stütz mich wenn wir woanders sind, eine Gegend die ich nicht kenne und sie lässt mich dort alleine laufen wo sie denkt >>Das bekommt der alleine hin<<, ein gutes Team. Wir würden hier auf meinen Touren viel lachen, wenn ich beim Zelt aufbauen mal wieder fast auf der Nase liege weil ich etwas nicht gesehen habe und wenn ich mal am Straßenrand verschwinden muss, um das Wasser wieder los zu werden was ich in Unmengen in mich schütte und dabei ins stolpern komme. Was denken die Autofahrer? Achtung da stolpert ein besoffener Radfahrer in den Wald. Leider kann sie nicht immer bei mir sein, leider, viele Dinge die ich auf meinen Touren nicht mache, müssen so ungesehen bleiben. Da sehe ich dann auch meine Grenzen, es ist wie es ist. Du bist behindert….

Der dritte Grund ist durch Zufall entstanden. Viele Freunde und Menschen um mich herum meinten ich solle mit meiner Geschichte an die Öffentlichkeit gehen, es würde anderen bestimmt helfen sich selbst zu finden. Nicht nur behinderte auch andere Menschen könnten sich Sachen annehmen und Hoffnung schöpfen. Skeptisch ging ich mit einer Webseite und einem Video an die Öffentlichkeit (Danke Heidi und Alex). Was folgte? Presse, Fernsehen und meine Vorträge. Es macht Spaß zu sehen, dass die anderen Recht hatten. Ich kann anderen helfen. Am schönsten und aber auch am schwersten sind meine Vorträge direkt da wo Betroffene sind, in der REHA in Grünheide, da war ich selbst und kenne, das Gefühl zu denken es könnte alles aus sein.

Ja, und nun nicht zu vergessen, wenn du so und so radelst, dann kannst du das für einen guten Zweck tun. Die Arbeit für die ¨Diakonische Initiative Direkt¨ ist mir sehr ans Herz gewachsen. Alten Menschen ein Heim schaffen und helfen Kindern, die bitter arm sind, Bildung zu verschaffen ist schon cool.

Die Arbeit mit Karl für ¨ Inklusion braucht Aktion¨ klappt prima. Mehr Aktion als hier geht ja schon bald nicht mehr. Hehehe

Und natürlich die ¨Inklusionsfackel¨ vom ¨Netzwerk Inklusion Deutschland¨ sie ist mir jetzt schon so ans Herz gewachsen, dass ich noch nicht weiß ob ich sie Karl in Flensburg einfach so übergeben kann. :-)

Alles Dinge die mir Spaß machen und die mir helfen in solchen Momenten des ¨Warum machst du das¨ den Kopf wieder in den Wind zu heben, die Wassertropfen von der Brille zu wischen und Kraft zu finden den Weg fortzusetzen.

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Berliner sind dufte….

Ich traf Neuseeländer, Schweizer und Österreicher, doch die meisten Radler waren aus Deutschland. Sind wir radbesessen? Doch am coolsten war, dass ich an einem Tag gleich zwei Berliner traf, ich werde versuche, die beiden zu überreden uns in Berlin zu treffen, am besten in einer Shisha-Bar, und unsere Erfahrungen zu tauschen. Drei Meinungen zu ein und der selben Geschichte sind glaube ich voll abgefahren um seine Erlebnisse noch einmal aus einer anderen Sicht zu erleben. Wir Berliner sind und bleiben die GRÖSSTEN. Hehehehe.

Und jetzt kein: Da haben sie wieder eine große Klappe die Berliner. Wo wart ihr anderen denn?? Hehehehe – was für ein Fest !!!

Das Wetter lies es nicht wirklich zu, dass es vorrärts ging, zum Glück hatte ich den einen Tag mit Rückenwind genutzt und bin 160 km gefahren, zum Glück. Ich habe am heutigen Tag bei 97 km Schluß gemacht und dem Wind einen Finger gezeigt. Mach du mal da draußen noch, ich lege mich in einer echt schönen, gemütlichen Hütte aufs Ohr und höre dir zu wie du um die Ecke kommst.
Beim Bericht schreiben hörte ich ihn noch etwas um die Ecken schleichen, das hatte er sich wohl anders gedacht. Pech mein lieber.
In der Nacht musste ich noch einmal aufstehen, obwohl ich nackt in meinen Schlafsack lag schwitzte ich so, dass mir das Wasser lief. Da hatte ich die Heizung in meinem Wahn die Sachen trocken zu bekommen wohl etwas sehr hoch gedreht.

Schlaf weiter Junge du hast die nächsten beiden Tage noch zu tun……


18. & 19. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Norwegen / Endlich sind wir wieder gemeinsam unterwegs

Etwas war anders, was war es nur?

Augen auf und da war es wieder, dieses eigentlich so beruhigende Geräusch, Regentropfen auf dem Dach eines Bungalow. Als Kind war ich viel mit meinem Onkel im Garten, er war nur einen Steinwurf von unserem Zuhause entfernt. Ich war schon immer lieber draußen und darum hat mein Onkel mich oft mitgenommen. Wenn es regnete und zu kalt war, um draußen zu bleiben, musste ich immer ins Haus. Ich hasste es, draußen war es doch viel schöner, toben mit dem Hund oder den anderen Kindern. Naja, es nutze nichts, damals wusste ich natürlich noch nicht, dass dies zu meinem Schutz war, ich sollte mich nicht erkälten. Oft habe ich mich dann einfach hingelegt und mir ein Buch angesehen, über das beruhigende Geräusch der Tropfen auf dem Dach bin ich dann eingeschlafen.

Jetzt nerven mich diese Tropfen, die ich eigentlich so liebe, sie rauben mir seit Tagen die Kraft, man kann nicht soviel Schokolade essen, dass man einigermaßen Brennstoff hat. Ich musste raus, als Kind hätte ich gejubelt, jetzt war ich einfach nur bedient. Andere Zeit anderer Ort und ich hätte es bestimmt auch gemocht, Regen der warm ist, ist angenehm auf der Haut. Jetzt und hier war es nur kalt und jeden Tag hieß es Sachen trocknen um nicht doch noch krank zu werden.

Ich redete noch etwas mit der alten Dame die den Laden hier schmiß. Wir hatten das Gespräch schon am Vorabend begonnen und sie meinte ich sei ein guter Mann, ich erzählte ein wenig von den letzten Jahren. Daraufhin machte sie mir sogar einen besseren Preis fürs Essen, Dankeschön. Ich zeigte ihr noch ein paar Bilder meiner Reisen und das mit dem Papst, sie war begeistert. Es half nichts, ich musste los, los in den Regen. Auf wiedersehen, ich benutze extra dieses Wort, dieses Kap hat mich Kraft und Mühe gekostet aber es war so bewegend, dass ich überlege es noch einmal zu besuchen. Wie ? Keine Ahnung !! Fahrrad? Eine sehr gute Frage……

Ich überlegte beim zurückfahren lange was anders war, ich wusste es ewig nicht. Irgendwann war mir durch einen kleinen Hinweis am Straßenwand klar was es war. Eine kleine Fahne zeigte durch ihr flattern an, dass mir der Wind im Rücken saß. Und gleichzeitig merkte ich auch, dass die Regentropfen seit Tagen, ja, Wochen, nicht in mein Gesicht sondern mal gegen meinen Hinterkopf fliegen. DU HAST RÜCKENWIND. Ha, du bist wieder im Rennen, jetzt Tempo, der Zug wartet nicht auf dich. Gut 600 km in sechs Tagen, es müsste einiges schief gehen wenn das nichts wird.

Ich fuhr zurück zu dem Platz wo ich vor zwei Tagen gestartet bin. Der Weg dorthin führte wieder durch einige Tunnel, diese sind alle ok bis auf den Nordkaptunnel. Er geht von der Seite 10%runter, wäre was für nen neuen Geschwindigkeitsrekord aber für meine Augen zu dunkel, habe da unten echt zu tun. Hoch habe ich wieder geschoben bei 9%, egal…

Angekommen in Repväg, hatte ich echt Schwein, fünf Minuten später und ich hätte mit meinen nassen Sachen im Zelt pennen müssen. Ich bekam den letzten Bungalow. Ich hatte diese frohe Kunde gerade und den Schlüssel noch nicht in der Hand, da tuckerten zwei Harleys auf den Hof, ein feines Geräusch. Ich wusste schon was die beiden nicht wussten, alles belegt. Wir sprachen draußen noch kurz, sie sahen fertig aus, arme Hunde. Aber sie konnten die 50 km bis zum nächsten Ort mit etwas Zähne zusammenbeißen schaffen, ich brauche bei den Bedingungen fast 6 h. Ich gab ihnen ein paar Tipps wo es was gibt und half ihnen die Handschuhe über die Jacke zu ziehen. Gute Fahrt und viel Spaß am Kap, unglaublich, aber ich hätte gerne den Platz getauscht, Hobel an und los……

Sachen trocknen und alles für den nächsten Tag vorbereiten.

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20 – 30 km/h waren Zahlen die mein Tacho die letzten Wochen immer nur mal zeigte wenn es bergab ging – jetzt stoppten mein Tempo nur ein paar harte Steigungen, ich flog förmlich. Meine Beine können noch keine extreme mitmachen, dass nicht, aber ich fahre. Ich fahre und hatte am Ende es Tages ohne Mühe 160 km, so kann es bleiben.

Zwei bleibende Erinnerungen muss ich schnell noch loswerden. Ein Schweizer den ich traf und, ja wo kam der arme Kerl eigentlich her.
Der Schweizer hatte ne echt coole Tour gemacht; er fuhr in Zürich los, ist nen Stück durch Russland, der Verkehr war ihm zu verrückt, da ist er auf die Fähre nach Helsinki und dann weiter. Er schläft in Hotels, so wie es passt, ein Zelt hat er nicht dabei, dafür ein schönes Rad, der Lenker war fast so wie meiner. Er hatte Zeit und Geld das so zu machen. Am Kap in Honningsväg legen größe Schiffe an, sie karren dann die Leute in Bussen, einer an den anderen, nicht schön in den Kurven dort oben, dort hoch. Ja es gibt sogar geführte Touren mit dem Rad. Mal eben 60 km zum Kap bei Regen, ich hätte die Leute gerne oben noch einmal gesehen, mit ihren leichten Regenponchos, einige sahen auf der Hälfte schon nicht gut aus. Oh weh. Unser Schweizer hat sich dort im Hafen im Internet schon auf eine große Fähre eingemietet. Außenkabine mit freier Sicht. 2.000 Euro für vier Tage, hehehe, cool, dann in den Flieger und zurück. Nen paar Tipps noch und Tschüß.

Ich hatte gerade wieder gut Fahrt aufgenommen, ich musste was essen und trinken, als ich förmlich über eine Hügel flog sah ich weit hinten im Tal schon einen Radfahrer eine Pause machen, er stand am Strßanrand und aß, das Bild kennst du. Ich winkte schon vom weiten und er winkte etwas müde zurück. Das kennst du auch, dachte ich noch so. Wir fragten wo hin und wo her. Ich erzählte, dass ich gerade vom Kap komme. Er meinte, dass ich aber ziemlich frisch aussehe und wirkte noch verzweifelter. Der gute Mann hat gut 4.000 km in den Beinen und musste wie ich die ganze Zeit gegen den Wind kämpfen. <<Noch zwei Tage dann hast du es und kannst wie ich mit dem Wind zurück. Dann geht es dir auch wieder besser.<< sagte ich >>Nein, nein<< meine er. Für ihn ist am Kap Schluß, es gibt dort einen Bus und dann geht es mit dem Flugzeug nach Hause. Er hatte noch 190 Kilometer ich wünschte ihm Rückenwind……

Was daraus wurde folgt im nächsten Bericht


16. & 17. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Norwegen / Fast den nördlichsten Punkt der Tour, ja, Europas erreicht

Der Tag konnte sich nicht entscheiden, Regen, Sonne, Regen, Sonne. Das Wetter wechselte ständig und ich natürlich mit ihm die Sachen. Ich komme so schon kaum voran, Wind und Regen machen mir zu schaffen, dazu die Berge/Hügel und mein Tempo schrumpft. Ich brauche teilweise für 120 km 14 Stunden. Ich schaffe das nur weil es nicht dunkel wird, wo anders wäre das nicht möglich. Im Dunkeln, ist das mit meinen Augen noch einmal schlimmer, jedes Licht was ins Spiel kommt irritiert mich doch sehr stark. Darum sehe ich zu, dass ich bei Dunkelheit einen Platz zum schlafen habe.

Nach gut 60 Kilometer hatte sich das Wetter nun endlich mal entschieden – REGEN. Ja und die Entscheidung blieb so, ob ich meckerte oder nicht, dem Wetter war es egal. Punkt. Für mich hieß das dann ne Runde von 80 km im Regen drehen. Das schlimme daran ist eigentlich nur, dass du irgendwann, trotz guter Regenkleidung nass bist, du schmorst im eigenen Saft. So eine Regenkombi lässt kein Wasser rein, sie lässt aber auch keins raus. Um so länger es regnet um so schlimmer wird es, du merkst irgendwann wie dir das Wasser den Rücken und die Beine runter läuft, na wenigstens ist es nicht das hier echt kalte Regenwasser. Anhalten ist grausig, sowie du nichts mehr machst ist die Kleidung die du trägst eigentlich zu wenig. Bis du die richtige Menge Kleidung gefunden hast ist schon eine Weile vergangen. Ausziehen, anziehen. Wenn du nun aber stoppst, müsstest du die Kleidung eigentlich wechseln. Na klar, Regenzeug aus, ne Jacke drüber und nach fünf Minuten Pause alles wieder zurück, das macht kein Mensch, naja, ich kenne auf jeden Fall keinen.

Also heißt das die Pausen fallen kürzer aus, das macht sich gut wenn einem schon ein paar Wochen Radfahren in den Knochen stecken. Atropos Radfahren, heute ist der 3.000 Kilometer unter meinem treuen Junior durchgerollt. Wir haben nicht angehalten und diesen Augenblick festgehalten, es war nass und kalt, da gehen besondere Augenblicke schon mal verloren.

Vom weiten sah ich etwas rotes flattern, ein Regenponcho, für meine Fahrten durch die Stadt habe ich so ein Ding auch, praktisch, schnell drüber fertig. Auf Tour, bei Wind wie jetzt, blöd, habe lange drüber nachgedacht und den Gedanken verworfen. Ist praktisch aber leider auch ein Segel, naja, vielleicht nutze der Pole ihn ja genau so, er kam aus Norden, den Wind im Rücken.

Wir redeten etwas und ich holte ein paar Informationen ein die mir wichtig waren. Über seinen Hänger wollte ich etwas mehr wissen, ich würde nie einen nutzen, noch extra einen Hänger irgendwo rein bewegen z.B. einen Zug wäre zu viel für mich. Mein Junior reicht mir schon, wobei er mir ja auch eine prima Hilfe ist, ich kann mich immer an ihm abstützen. Gute Reise, und guten Weg. Wie schon in der letzten Nacht mietete ich ein Bungalow, es regnete auch am Vorabend und es gibt nichts schlimmeres als wenn du am nächsten Morgen in deinem kalten Zelt in nasse Klamotten steigen musst. Eine Erkältung sitzt dir da ganz dicht im Nacken. Ich versuche es zu vermeiden, wenn es nicht geht, hilft nur weinen, einfach weinen und den ganzen Tag fluchen, die beste Medizin. GLAUBT MIR…….

Bungalow, Sachen zum trocknen aufhängen und sehen was am nächsten Tag anliegt, noch 85 km……….

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Noch 85 km, die machst du, machst schnell ein paar schöne Bilder und fährst 30 km wieder zurück nach Honningsväg, dort übernachtest du und hast schon 30 km vom Rückweg gemacht. Mach mal kommt es anders als gedacht…..

Nach dem Tunnel gestern, übrigens echt was für Leute die Angst haben vor Geisterbahnen, HUUHUUhUUUUUhu, kamen heute noch ein paar dazu, der Hammer ist der Nordkaptunnel, fast 7 km lang und geht auf über 200 Meter runter. Das ganze ist genauso dunkel wie die erwähnte Geisterbahn und die Wände sind blanker unbearbeiteter Fels von dem das Wasser tropft. Wer da Problemen mit Platzangst hat oder so muss da schnell durch, also schneller als ich, ich hatte eine gute, echt schnelle Reise nach untern, 9% Gefälle machen sich auf dem Tacho bemerkbar, gut 60 Sachen sind schon fein. Ich musste aber höllisch aufpassen wenn mir jemand entgegen kam, zum Glück dauert das ganze nur ein paar Sekunden und es ist kaum Verkehr, es kam mir glaube nur ein Auto entgegen. Unten bist du, nun hoch, das sind dann 10%, das kannst du, hast du schon oft gemacht. Nach den ersten Metern war Schluß, meine Beine wollten nicht mehr. Ich blieb meinem Motto treu ¨Nur was der Kopf will schafft der Körper¨

Na da gab es gleich eine zurück, für den Tritt in die Pedale, obwohl meine Beine sagten wir können nicht mehr. Krampf, ein verdammter Krampf, ich sprang vom Rad um es irgendwie abzufangen. Bei der Neigung ist ein voll beladenen Rad schnell am Boden und du mit. Dann bist du das liegende Gespenst in der Geisterbahn. Blöd, erschreckt sich noch einer.

Also fahren war nicht mehr, es ging nichts, trotz des Magnesiums und so war hier Schluß, jetzt schiebe mal schön. LAUFEN IST GUT FÜR MICH, MACHE SO UND SO ZU WENIG.  Ich schob meinen freuen Freund Richtung Ausgang, der Tacho zeigte 0 km/h, ich glaube die zeigen ab drei an. Na da bist du nen bisschen unterwegs. Irgendwann erblickte ich das Licht. Es regnete noch immer. Seit meinem Start Regen, ich versuchte die Sunden zu zählen die ich jetzt schon im Regen gefahren bin in den letzten zwei Tagen, ich lies es. Rauf und weiter, es ging nur noch mit meiner alten Methode des Zählens. Ich zähle immer bis Acht und dann von vorne. Eins, zwei, drei, vier, fünf……….

Ich funktioniere gerade nur noch, da musst, da willst du raus. Ich bin keine Maschine.

Ich grüße gerade so alle Moped-Fahrer die mir entgegen kommen, es sind vielleicht noch 50 Kilometer bis zum Kap, wer dir hier entgegen kommt war mit Sicherheit da oben, oh ja. Ich grüße sie und die meisten grüßen zurück, manche kennen sogar meinem Daumen nach oben. :-) Sie halten ihn schon vom Weiten in die Höhe und lassen ihn langsam auf und ab wippen.  Die die nicht zurück grüßen verstehen wohl nicht, dass ich ihre Leistung einfach super finde. Früher als ich selbst noch gefahren bin, durfte, konnte, haben sich Motorradfahrer immer gegrüßte, weiß nicht ob es das heute noch gibt, ich habe das nie gemacht. Man machte das um den anderen Motorradfahrer zu grüßen, ihm zu zeigen, dass man seine Anwesenheit schätzt. Ich habe leider zu viele Leute in meinem Leben getroffen, die eine Motorrad haben aber es nur ein paar Mal im Jahr nutzen, sie hätten sich auch eine teure Vase oder Münzen kaufen können, das sieht aber ja nicht so cool aus wenn man mal Besuch bekommt oder doch mal zu irgendeinem Treffen fährt.

Tja, einige von denen, die nicht zurück gegrüßt haben, dachten vieleicht auch nur >>Was will der denn, ich bin auf der Stufe der Evolution ja wohl schon einen Schritt höher<< Die die wussten was ich meine grüßten einfach und gut. Gegenseitige Anerkennung.

Ich meine es verdammt ernst, wenn ich sage, dass ich die Leistung dort mit einem Bock hoch zu fahren höher einschätze als das was ich hier gerade mache. Du sitzt auf einem Teil, dass bestimmt nicht tausendmal eingestellt wurde und gleich die richtige Rahmengröße hatte, du fährst vielleicht hundert, schneller, langsamer, egal. Dieser eisige Wind, der mich nur stoppt, schlägt dir ins Gesicht, der Regen der mir das Leben schwer macht, trifft dich wie Nadelstiche, und am schlimmsten die Kälte die durch deine noch so dicken Klamotten kraucht, beim absteigen sind deine Knie steif dadurch. Ich habe auch meine Probleme mit der Kälte aber ich heize. Ich bewege die beiden größten Muskeln die wie haben auf und ab. Das Herz muss immer arbeiten und lässt mich in der selben schwierigen Umgebung sogar so sehr schwitzen, dass meine Sachen trotz Regenschutz nass sind. Glaubt mir ich kenne das Gefühl auf so einem Hobel zu sitzen und sich den Arsch abzufrieren.

Ich bin mal hunderte von Kilometern auf meiner Buell aus Kroatien nach Berlin gefahren. Achtzig Kilometer vor Berlin musste ich tanken und habe mir schnell zwei Mars rein geworfen, ich rief Annett an und sagte >>Ich bin gleich da.<< Als ich wieder in den strömenden Regen wollte und die Maschine schon an war, da merkte ich, dass die Energiezufuhr nicht mehr reichte. Ich zitterte am ganzen Körper, ich rief Annett wieder an und sagte ihr, dass ich es nicht mehr zu uns schaffe und mir ein Hotel suche. Achtzig Kilometer vor Zuhause, hätte ich nicht geglaubt, dass das so hart sein kann. Ende vom Lied, am nächsten Morgen bin ich wach geworden, fror wie irre und hatte alle meine Regenklamotten noch an, nur einen Schuh hatte ich aus. Ich war fertig…..

Sie haben alle eine Anerkennung verdient, darum grüße ich sie, wer es nicht versteht, der hat wohl mit sich selbst zu tun, vielleicht hatte er sich das schönen vorgestellt, so mit den Motorradfreunden einen Ausflug machen. :-) 😉

Eine Gruppe, die mich gestern überholt hatte, kam mir heute wieder entgegen, zehn oder vielleicht zwölf Bikes. Ich sah schon vom fernen wie fast alle den Daumen in den Höhe streckten und ihn langsam auf und ab wippen ließen. Pah, jetzt musste ich aber mal tief Luft holen und aufpassen, dass nicht nur der Regen mein Gesicht nass macht. Schöne Geste, so ein Spalier, sie habe ja gesehen, dass ich schon eine Weile bei diesem Wetter unterwegs bin Richtung Norden und zeigten mir fast alle, dass sie das irre finden, dass ich das mit dem Fahrrad mache was sie machen. Wenn die wüssten, dass ich eine Heizung dabei habe.

30 Kilometer vor dem Nordkap  liegt der letzte größere Ort, hier suchen sich viele ein Hotelzimmer, ich wollte auch bis Honningsväg zurück, gleich noch an dem Tag für den Rückweg Kilometer gut machen, muss den Zug bekommen sonst ist alles weitere aus. Kurz vor dem Ort traf ich einen Italiener, er grüßte, wir fuhren sie Stück zusammen und dann trat er wieder in die Pedale, ich machte ruhig. Im Ort sah ich ihn abbiegen, der will bestimmt zum Supermarkt, ich überlegte. Brauchst du nicht, du hast noch 1 1/2 Liter Wasser, kaufe ein wenn du wieder unter bist, brauchst du nichts schleppen. Einen ähnlichen Fehler habe ich in den Karpaten schon einmal gemacht, ja, und offensichtlich nichts gelernt. Blödmann.

Ich machte noch eine kurze Pause und strebte weiter mein Ziel an – Nordkap. Der Italiener überholte mich wieder. Er wollte sich eine Bleibe suchen und morgen die letzten 30 km fahren. Na denn viel Spaß. Ich musste da hoch, Bilder machen und wieder runter. Egal wie, du fährste da heute hoch. Gleich die erste Steigung hat 9% und lag im Nebel, ich überlegte ob das was der Italiener machte schlauer war. Ich kam zu dem Schluß, dass wenn ich jemals hier wieder mit dem Rad her komme, dann mache ich es auch so. Heute, mein Freund musst du da hoch, die Zeit lässt dir keine andere Wahl.

Nebel, Regen, Kälte, ich zog mir unter meine Regenkombi dann doch noch meine Daunenjacke, ich dachte schon die ist umsonst mitgefahren. Es gibt da oben noch zwei schöne Passagen in denen meine Beine wieder den Dienst verweigerten, ich schob noch einmal ein paar Kilometer. Ich hatte Zeit, es wird nie dunkel. Etwa 15 km vor dem Kap ist eine Stelle direkt am Straßenrand wo sie Bungalows vermieten. Oh, wie verlockend, die nassen Sachen aus, was warmes Essen und schlafen. Träume weiter aber bewege deinen Arsch da hoch. Habt ihr auch von Zeit zu Zeit solche Stimmen im Kopf? Einer sagt so der andere so. Irgendwann war die Kugel die auf dem Haupthaus ist zu sehen, los Sven wenn du da bist fährst du die 15 km zurück und gehst einfach nur schlafen.

Cool ist, die Begrüßung an der Kasse, die haben sich wirklich gefreut, mich zu sehen, also den Radfahrer – mich. Eintritt ist nur für die gedacht, die nicht selbst hier hoch fahren. Radfahrer zahlen nicht. Das war wohl mal anders, habe ich gelesen, ob es stimmt keine Ahnung. Ein deutscher Radfahrer soll wohl mal nach den ganzen Strapazen gesagt haben, dass er lieber wieder abhaut als zu zahlen, für die ganze Mühe sollte man doch eher noch belohnt werden. Ja, so soll das gekommen sein.

Jetzt kam mir der Regen zum ersten Mal zugute. Kein Schwein war an der Weltkugel, was gingen die ganze Zeit für Bilder durch meinen Kopf, ich sah hunderte Menschen auf meinen Bildern, nicht einer ist drauf, doch ich. Die Leute saßen alle im Cafe oder Restaurant und schaute dem Verrückten mit dem Fahrrad zu. Ich holte die Fackel in ihren Einzelteilen aus meinen Taschen und baute die verdammt kalten Metallteile zusammen und überlegte ob ich das Inklusions-Shirt noch anziehe. Dann holst du dir den Tod. Der Wind macht dich alle.

Bilder, ab in den Shop, Karten und Briefmarken kaufen. Ein Mitarbeiter, musste freundlicher Weise, mein Postkarten nehmen und zur Kasse tragen. Meine Hände und alles an mir war nur nass. Alles in die Tasche, schnell im Cafe noch was zu Trinken kaufen, den Preis habe ich verdrängt und wieder runter, die am Einlasshäusschen macheten Augen als ich schon 30 Minuten später wieder da war. Hehehe.

Nur noch ein wenig strampeln Junge, dann ist die Nummer erste einmal gegessen. Bungalow mieten, ein nettes Gespräch mit einer sehr netten, älteren Dame, die den Laden schmiß führen, essen schlafen……….



Sven Globetrotter

Matthias Zwinkau

Physiotherapie am Antonplatz
Berliner Allee 22
13088 Berlin