Es ist als war es erst gestern: am 15. Mai ging mein Flugzeug nach Ekaterinburg, die letzte große Stadt tief im Osten. Eine Stadt die bis zur Wende nur mit Sondergenehmigung betreten werden durfte. Eine Stadt im Ural an der Grenze zu Sibirien. Als ich dort angekommen bin, war es noch kalt und man konnte an der weißen Schicht auf dem Asphalt der Straßen erkenne, dass nur wenige Tage zuvor noch Salz auf die Straßen gestreut wurde um Schnee und Eis zu beseitigen.
Nun ist die Wahnsinnstour fast vorbei. Gut 12.000 Kilometer vom Osten Europas zum Nordkap und weiter ganz weit in den Westen um dann mit dem Flieger nach Rio zu fliegen. Die Fackel erreicht morgen wieder ihren Höhepunkt. Im letzten Jahr war es die Segnung vom Papst und in diesem Jahr wird die Fackel ans Deutsche Team im Deutschen Haus bei den Paralympics übergeben. Und wir sind dabei – Karl 1 und ich.
Heute am Morgen haben wir uns getroffen, zuletzt hatten wir das Vergnügen in Flensburg bei der Fackelübergabe. Das ist über zwei Monate her, zwei Monate in denen Karl 1 sich durch die Hitze in Frankreich, Spanien und Portugal gequält hat. Nun ist alles wie vergessen und wir reden schon über die Tour 2017 – MEINE WELTREISE. Sie steht ja auch voll unter dem Motto – Inklusion braucht Aktion.
Aber wir haben uns nicht nur zum Frühstück getroffen, wir waren verabredet. Verabredet mit einer jungen Dame von ¨Aktion Mensch¨, sie wurde begleitet von lauter Siegern, allesamt hatten bei Preisausschreiben eine Reise nach Rio gewonnen, nicht schlecht, herzlichen Glückwunsch.
Wir kamen dazu als alle schon fast beim Essen waren, eine kurze Pause an der Strandpromenade. Man stärkte sich für das weitere Tagesprogramm. Es stand ein Besuch in den Favelas an. Ist das nicht da wo es so furchtbar gefährlich ist in Rio? Man sollte nicht alles so ernst nehmen was im Fernsehen ausgestrahlt wird. Das habe ich an so vielen ¨gefährlichen¨ Plätzen dieser Welt schon gedacht. Gesunder Menschenverstand ist glaube ich wichtiger als jede Berichterstattung im Fernsehen.
Wir haben den Gewinnern beim Essen noch etwas von der Tour erzählt, ja, ihnen Rede und Antwort gestanden. Das Essen war gut, alle satt und glücklich. Wir verabschiedeten uns bis morgen im Deutschen Haus – da sind sie auch wieder eingeladen. Sie haben echt ein tolles Programm mit vielen Wettkämpfen und Begegnungen mit Sportlern und so…. Sie werden auch bei der Überrechung der Fackel dabei sein.
Wir haben uns natürlich nicht getrennt ohne noch ein Bild zu machen. Bis dahin war noch alles gut!!!
Ich zog mit Karl weiter und wir redeten über die nächsten Tage was alles noch so ansteht bevor es nach Hause geht. Am Ende wollte ich auf mein Handy schauen um die Verbindung mit dem Bus zurück zu überprüfen. Oh ja, ich bin völlig mutig heute mit dem Bus zu Karl und auch zurück. Zurück musste ich mir aber was einfallen lassen. ICH HABE SCHON WIEDER EIN HANDY GESCHROTTET. Ich weiß mir langsam keinen Rat mehr. Bin ich zu blöd oder sind die Dinger einfach nur noch Mist. Es geht immer an und aus, Bildschirm da und schon wieder weg. MIST !!!
Am Morgen war noch alles gut, ich bin sogar eine Station früher raus aus dem Bus, wollte noch etwas am Strand lang laufen. Ist ähnlich wiein LA, alle rennen rum, fahren Rad oder machen Sport an den vielen Geräten am Beach.
Ein schöner Tag in Rio, der mir auf dem Rückweg schon etwas Sorgen bereitete, Aber siehe da, man kommt auch noch mit Zettel und Stift ans Ziel. Kaum zu glauben – fast wie in der guten alten Zeit. 😉 😀 😀
Anfang des Jahres war ich mit Annett ja in den USA, ich habe ihr einige Dinge gezeigt die mir auf meiner Route 66 Tour 2014 begegnet sind und wir haben viel Neues entdeckt.
Auf unserer fantastischen Reise durch die Staaten haben wir auch in Florida ein paar Tage verbracht. Airboat ist eins der Abenteuer die man mal gemacht haben muss. Wie im Film durch die Mangroven jagen und Krokodile beobachten.
Unsere Anlage hier ist echt weit draußen, ewig weit…. Aber einen entschiedenen Vorteil hat es. Wir haben hier schon fast eine Art Privatstrand, die Mangroven hinter dem Haus überquert man mit dem Boot, ein Service von den Anlagen und wenn man die Küstenstraße überquert hat ist man am kilometerlangen Strand. Du bist echt fast alleine, COOOOOL. Ich bin für am Strand liegen nicht zu haben, aber so ein Abschnitt nur für sich hat was.
In den Mangroven sind Krokodile, habe leider keins gesehen. Karl und Christa erzählten mir aber von welchen die sie an den anderen Tagen gesehen haben.
Die Küstenstraße wurde heute gesperrt und die Spiele fanden praktisch vor der Tür statt. Keine lange Anfahrt, was für ein Glück.
Es starteten Einzelfahrer, Tandems und Dreiräder. Schöne Stimmung aber leider nur wenige Gäste am Straßenrand.
Egal, wir hatten unseren Spaß und standen mit einigen anderen an der Wendeschleife. Das Rennen auf Zeit musste bei uns voll runter gebremst werden um zu wenden, Zeit zum trinken. Die Hitze, 34°C, war schon am Straßenrand herbe. Es ist übrigens Winter. Einige der Flaschen landeten am Straßenrand, ich habe zwei neue für meine Touren. Zwei, die mich an einen weiteren tollen Abschnitt der Vorbereitungen meiner Weltreise erinnern werden. Mit jedem Schluck werde ich erinnert, dass die Ärzte zum Glück nicht Recht behielten, ich wurde nicht zum Pflegefall. Ich stehe hier in Rio bei den Paralympics meine Herren….
Ein Tag mit viel Spaß, tollen Gesprächen mit meinem neuen Freund Karl (wieder ein Karl). Wir verstehen uns echt riesig !!
Am Nachmittag sind wir dann zurück und die anderen haben sich vorbereitet auf den Empfang im Deutschen Haus. Ich bin am 16. da und dann übergeben wir die Fackel. Freude.
Ach heute Morgen wurde mein Interview gesendet, bin gerade dabei einen Mitschnitt zu besorgen.
So, gehe jetzt duschen und dann ins Bett. Muss morgen früh raus, treffe mich mit Karl 1 ( nenne sie jetzt mal 1 und 2, hier sieht ja sonst keiner mehr durch) um dann mit Vertretern der Aktion Mensch ein Treffen zu haben.
Ich werde euch berichten.
Ach die Menschen hier sind super nett, egal mit wem du sprichst, meist kann die andere Seite nicht die Sprache der einen, es ist freundlich und man lacht obwohl man nur die Hälfte mitbekommt.
Brasilien ist bis jetzt echt spitze!!
Der Flug verlief gut, kurz vor der Landung hat es noch ein wenig geruppelt, Annett hätte mir wieder meine Hand zerdrückt. Sie hat jetzt schon so viele Flugkilometer, sollte cool sein, sie kann ihre Flugangst leider nicht ablegen.
Nach der Landung musste ich noch in ein Taxi springen und schon ging es auf in die Stadt. Zum Glück waren die Wege zu Fuß nicht so weit. Das Taxi von hier zu unserer Unterkunft war echt teuer, der Weg war lang, fast 50 km. Leider hatte Karl nicht die Zeit mich in Empfang zu nehmen, war ja auch eine ätzende Zeit, nachts kurz nach drei.
Ich musste umgerechnet etwas über 45 € bezahlen, der Preis wird schon am Flughafen von Taxiständen festgelegt, gut, man kann dich nicht über das Ohr hauen. Du bekommst einen Bon mit Summe und zahlst genau das am Ziel.
Mein Glück, mein Taxifahrer war etwas ausser der Spur, er fand die Adresse nicht. Er wollte mich echt in einer ganz anderen Gegend absetzen und meinte ich muss ein anderes Taxi nehmen. Seine Begründung war, dass die Adresse nicht stimmt, der Bezirk sei ein anderer, danach berechnet sich vielleicht die Summe. Er meinte ich solle zahlen und dann das andere Taxi nutzen. Mitten in der Nacht, irgendwo in Rio, ohne Orientierung. Ich sagte ihm ich will zu der Adresse die ich auf meinem Zettel zu stehen habe und zahle dann, er fuhr mit mir weiter. Zum Schluß sollte ich mehr zahlen, ich erklärte ihm, dass der Bezirk laut Maps stimmt. Ich gab ihm genau die Summe auf dem Bon und legte noch etwas als Trinkgeld drauf, fertig. Danach war ich wieder wach… Hehe.
Die anderen, vom Radio R4H.de, Internetradio das sich mit Inklusion beschäftigt, nahmen mich dann am morgen in Empfang, sie kümmern sich super um mich, ja es wurden gleich Pläne gemacht für diesen Tag. Es sollte zum Zuckerhut gehen, spitze eine Hauptsehenswürdigkeit ist dann schon im Sack.
Aus unserer Anlage fährt ein Bus der nur für die Bewohner gedacht ist. Die Anlage ist schon fast eine kleine Stadt für sich.
Wir trafen uns mit Martina Willing und ihrer Schwester Petra. Martina ist echt trainiert, 56 Jahre alt, und hat schon einige Medaillen in den letzten Jahren abräumen können. Seit 1992 hat sie 13 Medalien gewonnen, aktuell ist es Silber.
Christa Lemmé ist Geschäftsführerin der Nuester UG, sie bieten eine Hochleistungsmethode auf dem Pferd an und Karl Lahm Präsidiumsmitglied des Berhindertensportverbandes Brandenburg. Hier schließt sich der Kreis. Martina ist querschnittsgelähmt und blind, sie lernt auf dem Pferd Muskeln zu trainieren die sie sonst nicht nutzt. Mal sehen, ich werde da mal ein paar Stunden machen um mein Gleichgewicht etwas zu verbessern.
Christa, ihre Tochter Madeleine und Daniel sind die Berichterstatter vor Ort und Karl (nicht mein Karl) unterstützt sie tatkräftig.
Wir wollten mal testen wie es in Rio so aussieht mit der Barrierefreiheit und trafen uns in der Stadt mit Martina und ihrer Schwester Petra. Kurze Absprache und ab zum Zuckerhut. Es ging alles ganz gut mit den Taxis und auch zum Zuckerhut hoch ist alles gut. Behinderte Menschen mit Ausweiß und ihre Begleitpersonen zahlen den halben Preis. Ober kannst du mit dem Rolli überall hin, eine Plattform ging nicht, es wurde gebaut, der Zugang war versperrt. Kein Ding, schnell waren viele Helfer da und haben Martina einfach ein paar Stufen getragen – einfach hä.
Karl hat Martina die ganze Zeit geschoben und ihr die fantastische Aussicht beschrieben, echt irre was geht wenn man will.
Ein Tag der schnell verging und schon mussten wir zurück, um 20:00 war ich mit meinem Karl verabredet. Es waren zwei Stunden geplant, gebraucht haben wir etwas über drei. Zurück haben wir Martina echt viel zugemutet, wir wollten sehen wie es mit den Öffentlichen so für nen Rollifahrer läuft. Alles gut, nur die Verbindungen waren verwirrend. Die Fahrer zeigten uns Busse die wir zur Weiterfahrt nutzen sollten. Ergebnis war, dass wir zweimal den Bus wieder verlassen mussten. Irre. Ich bin wieder in unserem Apartment, es ging also. Alleine wäre das aber echt etwas viel gewesen. Mein Rad ist eine wirkliche Hilfe.
Karl war leider schon weg, als wir angekommen sind. Telefonieren ging nicht. Immer wenn ich ans Telefon ging war keiner dran. Nen Haufen Kosten für nichts. Beim Stichwort Karte – Du kannst als Ausländer keine Telefonkarte kaufen. Ging also nicht so wie ich es sonst immer mache. Es gibt einige Länder die das so halten, Brasilien gehört also dazu.
Na wir sehen uns schon noch, es gibt viel zu erzählen von unserer Tour, wir konnten uns bis jetzt ja noch gar nicht austauschen. Es sind 12.000 Radkilometer die es zu bereden gibt. Irre wie die Fackel unterwegs ist.
Die Aussicht von dort oben ist der Wahnsinn. Die berühmte Copacabana liegt dir zu Füßen, der Jesus thront über allem und auch der Hafen mit Flughafen nebenan ist echt super zu sehen.
Ein Tag mit faszinierenden Eindrücken, von Gefahren war echt nichts zu spüren. Es ist an vielen Stellen Millitär zu sehen und Polizei, das ist aber in New York nicht wirklich anders gewesen. Mein erster Eindruck ist Faszination pur…..
In Flensburg war ich schon, es galt aber noch zum Holm-Nixe-Brunnen zu fahren; dort wollten wir uns treffen und ich werde nach acht Wochen on Tour Karl, mit den besten Wünschen für seinen Teil der Tour, die Fackel übergeben und ihn somit ins Rennen für den zweiten Teil der Tour senden.
Ich fuhr überpünktlich los, ich wollte den letzten meiner Termine nicht versemmeln, das Ergebnis war, dass ich viel zu früh da war. Egal ich holte mir beim Bäcker etwas zu essen und beobachte das Treiben in Flensburg. Eine Stadt in Bewegung, heute wird die Sail Flensburg eröffnet. Eröffnen wird sie die zukünftige Bürgermeisterin von Flensburg – Simone Lange – doch zuvor wird sie bei der Fackelübergabe dabei sein. Ein besonderer Mensch, was ich bei meinem letzten Frühstück auf dieser Tour noch nicht wusste. Das war aber bei weitem noch nicht die letzte Überraschung an diesem Tag.
Es war soweit, 10:45 Uhr, ich rief Karl an und sagte ihm, dass ich gleich um die Ecke kommen werde und er schon einmal die Presse informieren kann. Auf in den Sattel und los zum großen Finale meines Teils der Mega-Tour von Sibirien über das Nordkap nach Rio zu den Paralympics.
Als ich um die Ecke kam hörte ich schon die ersten jubeln, Klatschen setzte ein und um so näher ich kam um so lauter wurde es. Viele Kameras waren auf mich gerichtet – Bist du jetzt ein Star? Haha.
Schon komisch, dass die Menschen hier alle auf mich warteten und so meine Leistung honorierten und vor allem halfen die Fackelübergabe und den zweiten Teil der ¨ Inklusion braucht Aktion¨ zu würdigen. Nicht nur würdigen, nein, sie helfen auch das Thema in die Köpfe der Menschen, die nun stehen blieben und schauten warum ein Horde von Leuten einem einzigen Radfahrer zujubeln, zu bringen.
Wo ist mein Freund Karl? Ich suchte ihn in der Menge, da war er, er kam auf mich zu. Sein erster Spruch war, dass ich ganz schön abgenommen habe. Nun bist du an der Reihe Pfunde abzuwerfen, sagte ich ihm. Was für eine Freude, wir hatten uns nun schon ein paar Monate nicht gesehen, nur immer Mails hin und her gesendet um die ganzen Termine in den Botschaften zu koordinieren.
Die Pressearbeit ging los, Fackel zusammenbauen, Bilder mit dem und mit dem und eins mit Rad und ohne. Ich wusste gar nicht wo ich zu erst hin sollte. Plötzlich kam ein Mann auf mich zu und fragte ob ich ihn erkenne. Ich habe seit meinem Problem mit den Augen so meine Schwierigkeit Menschen wieder zu erkennen, er sagte er heiße Frank und gab mir noch den Hinweiß Mokel. Jetzt rutsche der Groschen und wir vielen uns um den Hals. Frank hat mit mir zusammen gelernt, das ist jetzt 31 Jahre her. HAMMER !!!
Karl hatte mir schon eine Überraschung angekündigt, so etwas hätte ich nie erwartet…..
Es blieb aber keine Zeit zum reden, ich musste wieder zurück, es waren noch ein paar Bilder zu machen und Fragen vom Deutschen Pressedienst zu beantworten. Man machte so viele Bilder, mit so vielen Leuten, dass ich heute noch nicht weiß wer das alles war. Eine Frau wird mir aber in Erinnerung bleiben – die zukünftige Oberbürgermeisterin Simone Lange.
Auch mit ihr machte ich Bilder, ich bin Berliner und kannte sie darum nicht wirklich. Wir machten unsere Späße beim fotografieren und schnell waren wir beim Du.
11:11 Uhr ging es los, Karl konnte in seinem Trike fahren, und alle anderen schoben hinter uns her durch die Fußgängerzone. Vorne Weg fuhr die Polizei und machte den Weg frei. Karl in der Mitte Simone links von ihm und ich rechts, der Rest der Gäste folgte uns. Ich plauderte immer noch mit der netten Dame neben Karl, er wurde plötzlich hellhörig als Lauro der vor uns fuhr und Bilder machte vom Pickup aus, Simone auch duzte. Er fragte warum alle die zukünftige Oberbürgermeisterin mit Du ansprechen. Jetzt wurde ich hellhörig “zukünftige Oberbürgermeisterin”?? Ich hatte es mal wieder geschafft mit meiner offenen Art einfach Barriere zu überwinden ohne großen Aufwand. Lauro kennt sie übrigens schon etwas länger und ist auch von ihrem unkomplizierten Auftreten angetan.
Noch ein paar Bilder vor dem Stadttor und auf in den Verkehr, oder besser in den Stau. Wir hatten uns gerade von Monika verabschiedet: für Handbikes ist das Tempo ok, doch ein Rollstuhl mit 15 km/h ist leiser etwas zu langsam um der Polizei auf der Straße zu folgen. Wir haben sie aber trotzdem noch eine ganze Weile gesehen, wir steckten im Stau und so konnte sie uns noch eine Zeit lang auf dem Bürgersteig begleiten.
An der Stadtgrenze angekommen verabschiedeten sich die Männer in blau und wir plauderten noch etwas mit den Radfahrern die uns begleitet haben. Am Ende war es so, dass Karl und ich uns verabschiedeten. Abschied für zwei Monate die Karl jetzt auf dem Weg nach Rio unterwegs ist. Ich wünschte ihm nur das Beste und drückte ihm die Daumen für ein gutes Gelingen der zweiten Staffel der “Inklusion braucht Aktion” Tour 2016.
Als Karl um die Ecke bog, setzte ich mich auf meinen treuen Junior und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Frank begleitete mich, eigentlich wollte er noch etwas mit Karl mit, hatte sich aber kurzfristig entschlossen mit mir nach Berlin zu fahren, wir hatten uns doch so viel zu erzählen.
Ja, eigentlich hatte Frank extra sein Rad beladen weil er noch weiter fahren wollte mit Karl und nun saß er mit mir im Zug und fuhr nach Hause. Wir redeten und redeten, drei Jahrzehnte kann man nicht in 4 Stunden Revue passieren lassen. In Berlin angekommen hatten wir ein gutes Stück den gleichen Weg, er führte an meiner Lieblings-Shisha-Bar vorbei. Ich rief Annett an, sie wusste schon, dass ich mit Frank zusammen war, und fragte ob sie traurig ist wenn ich noch eine Stunde später komme. Sie meinte, dass sie diese eine Stunde nun auch noch aushält ohne mich. Dankeschön.
Eine Shisha und viele alte Geschichten später verabschiedeten wir uns und wussten, dass dies nicht die letzte Begegnung war.
Jetzt aber zu der Liebsten, ein Glas Wein, ein paar Berichte von Dingen die noch nicht in meinen täglichen Berichten erzählt wurden, Annett ist glaube ich der größte Fan meiner Berichte, und der Rest ergab sich von alleine……
Sieben Uhr morgens, ich bin startklar. Es muss Feiertag sein oder so, auf dem Zeltplatz sind ganz früh Leute/Dänen angekommen die ein großes Picknick vorbereiten: Drei Familien mit Kind und Kegel. Der See, an dem ich auf dem Zeltplatz bin, scheint auch einen öffentlichen Zugang zu haben. Sie haben alles dabei und der Aufbau geht nicht gerade leise vonstatten. Sie haben sogar einen Hänger mit Holz dabei, das geht wohl länger.
Ich bin froh, dass ich so und so um 08:00 Uhr los wollte, ich wurde also nicht geweckt, mir tun nur die anderen leid die jetzt bestimmt wach in ihren Zelten liegen und denken was da für Idioten solchen Krach machen. Ich bin dann mal weg….
Der Grund für meinen frühen Start war, dass ich mich mit Sven treffen wollte, er macht für eine neue Ausstellung im Universum in Bremen einige Interviews, um die verschiedenen Menschen über die in der Ausstellung berichtet wird schon vorstellen zu können. Ich werde dort am 19.01. 2017 um 19:00 Uhr auch einen Vortrag halten.
Eigentlich wollten wir uns in Apenrade treffen, ich dachte mir, dass ich nur bis dort kommen werde, ich kam weiter, der erste Tag seit langem an dem ich locker über 120 km kam, es waren gut 140 km. Der Wind kam leicht von der Seite und etwas in Richtung Süd – fast perfekt.
Ein gutes Stück vor der deutschen Grenze war es dann endlich so weit. Ich habe die 5.000 km geschafft, ich hatte schon Angst, dass das nichts mehr wird. Am Ende dieser Tour habe ich über 7.000 km zurückgelegt und dabei fast 5.100 km auf dem Rad gemacht. Die restlichen Kilometer habe ich zum großen Teil mit der Fähre und auch mit der Bahn gemacht. Ich musste meinen eigentlichen Plan ja drastisch ändern wegen der ganzen Termine und der miesen Straße in Russland.
Ein paar Bilder an der Grenze – ich bin nach acht Wochen wieder in Deutschland. Ich war in fünf Ländern, drei Hauptstädten, zwei Botschaften der Bundesrepublik, einem Generalkonsulat der selbigen, bin im Ural – der Grenze zu Sibirien losgefahren, habe das Nordkap “bezwungen” und viele, viele tolle Menschen getroffen. Was für eine irre Tour. Morgen ist es vorbei, der große Trost, ich sehe endlich Annett wieder!!!!
Das Interview war gut, wir haben über viele Dinge gesprochen, ich bin gespannt wie Sven aus dem ganzen Material nur drei Minuten machen will. Er hat schon selbst gezweifelt wie er das machen soll.
Ich wollte an dem Abend in Flensburg nicht mehr zelten und hatte darum einen Aufruf gestartet. Ich fragte über Facebook nach ob nicht jemand ein Bett und eine Dusche für einen Reisenden hat, ein paar Stunden vorher war wohl zu spontan. Eine Unterkunft gab es leider nicht. Als ich so mit Sven das Interview machte, vielen mir die vielen Menschen mit Trikots der Deutschen Mannschaft auf. >>Ist heute Halbfinale?<< fragte ich. Die Antwort war >>JA<< Wir hatten uns verabschiedet und ich suchte mir im Internet eine Pension raus. Preiswert und gut. Pünktlich zum Anpfiff war ich geduscht und bereit zu sehen wie wir die Franzosen bewältigen. Naja, das Ergebnis kennt jeder.
Kurzes Gespräch mit der Liebsten – Freude – Wir sehen und morgen. Die Welt dreht sich auch ohne Titel weiter. Wenn es mit auch schöner gewesen wäre. Wir sind Weltmeister – was soll es….
Man staunt, wie schnell man Probleme hat sich nur ein paar Tage zurückzuversetzen, wenn man so eine “Mega-Tour” gemacht hat, sehr viele Eindrücke in doch kurzer Zeit.
Was mir von diesem Morgen aber auf jeden Fall noch in Erinnerung ist, ist, dass es nicht geregnet hat, dies weiß ich weil ich das Bild mit einer beeindruckenden älteren Dame machen durfte. Und wie man sieht ist die Straße fast trocken. Ehrlich – Ohne das Bild hätte ich es nicht mehr gewusst, das Wetter hat mich auf dieser Tour ständig gefordert, nur in Russland nicht so wie ich es erwartete, meine langen Unterhosen brauchte ich nicht einmal. Und selbst meine Daunenjacke kam nur einen Tag, auf dem Rückweg vom Nordkap, zum Einsatz. Insofern war das mit dem Regen das kleinere Übel, ich habe bei meinen Vorbereitungen auch einiges über Schnee gelesen, der so vom Himmel trullert, mitten im Sommer.
Was war an der älteren Dame so beeindruckend? Zuerst haben wir schon am Vortag nach nicht einmal fünf Minuten uns auf deutsch das Du angeboten. Sie berichtete mir, dass sie aus der Schweiz ist und schon viele Jahre in Dänemark lebt. Der grob zusammengefasste Grund dafür ist, dass sie schon mit 16 Jahren den Wunsch hatte zur See zu fahren. Vor einigen Jahren hat sie sich diesen Wunsch erfüllt und ist auf Handelsschiffen über die Meere gefahren.
Jetzt ist sie schon wieder ein paar Jahre auf dem Zeltplatz ansässig geworden und wartet auf ihre Rente. Im nächsten Jahr ist es soweit und sie will mit ihrem Trike in die Schweiz radeln, sie hat Zeit, sagt sie, und kann es gemütlich angehen lassen.
Zu dem Trike kam sie im letzten Jahr, das ist warum ich überhaupt darüber schreibe. Sie war schwer krank, konnte sich kaum bewegen, Einschränkungen sieht man noch. Sie war immer darauf angewiesen, dass jemand da war der sie nach Irgendwo begleitet. Sie war es schnell leid anderen immer zur “Last” zu fallen, sie wollte ihre Selbstbestimmung wieder haben. Da es mit dem Gleichgewicht bei ihr etwas schwierig ist, wählte sie ein Dreirad. Schon nach kurzer Zeit stellte sie durch die viele Bewegung auf ihrem Rad fest, dass es ihr viel besser geht und sie sich auch wieder mehr zutrauen kann. Mittlerweile hat sie schon Radtouren gemacht und plant, wie geschrieben, die Tour in die Schweiz – eine beeindruckende Frau. Sie hat mir nur erlaubt, dieses Bild zu machen, weil sie Interesse daran hat, dass viele Menschen wissen, dass Radfahren für sämtliche Krankheiten gut ist. Sie und auch ich haben die gleiche Meinung: Radfahren hilft bei jeder Krankheit, über die Gründe dafür haben wir lange philosophiert.
Sie ist mittlerweile schon ein gutes Vorbild: Bei ihr im Ort ist eine Frau die noch älter ist und jetzt wieder mobil durch die Welt zieht. Sie hat sich auch ein Trike gekauft, eins mit einem Motor zur Unterstützung.
Es ist wunderbar, zu sehen wie viele Vorbilder es auf dieser Welt gibt. Macht einfach jeden Tag die Augen weit auf und seht die vielen Menschen, die nicht den Kopf in den Sand stecken, und versucht es ihnen gleich zu machen. Die Welt hält jeden Tag etwas schönes für euch bereit – wenn ihr wollt !!!
Der Tag blieb trocken, obwohl der Wetterbericht etwas anderes sagte.
ich habe sie hier wieder gesehen und finde, dass das erwähnenswert ist, es sind die kleinen Unterschlupfe die man in den Ländern hier oben überall mal hat. An Seen, am Straßenrand und selbst hier auf dem Zeltplatz. Man kann dort unentgeltlich übernachten, wie ich es mitbekommen habe (wie es auf dem Zeltplatz war weiß ich nicht) , aber nur eine Nacht.
Um 7:15 Uhr gingen pünktlich die Tore der Fähre auf, anders als beim Ablegen in Oslo, da hatten wir eine halbe Stunde Verspätung. Um 7:20 Uhr rollte ich vom Schiff, vor mir nur noch ein LKW der den Weg versperrte und ein anderer Radfahrer, hinter uns ein bunter Haufen von Radlern mit Kind und Kegel, man nutzt das Rad um sich die Welt zu erobern.
Der Weg war leicht zu finden und ich musste feststellen, dass es auch hier viele Radwege gibt, ich war ja schon zwei Mal in Dänemark mit dem Rad unterwegs, und das nicht nur in Kopenhagen der Radhauptstadt schlechthin.
Wenn mal kein Radweg neben der Straße war, dann ging einer etwas weiter weg durch die Landschaft oder direkt auf der Straße. Dänemark ist hügeliger als ich dachte, aber das musste ich auf meiner Tour von Paris nach Berlin auch in Holland auch feststellen, die haben da sogar Berge. Ich habe so in meinen Gedanken immer das Bild von Ländern flach wie eine Scheibe gehabt. Hier ist es ok, es gibt Steigungen, kleine Berge, nichts schlimmes, es stoppt die Geschwindigkeit etwas, alles im grünen Bereich.
Wie ich gerade wieder so gestoppt werde, da klingelt es hinter mir, ich wollte gerade rutschen, da klingelt es wie wild ein paar Mal hintereinander. Ich sagte >>Ja doch<< und rutschte weiter. Als ich schaute wer da an mir vorbei zieht, sehe ich einen alten Herrn auf einem E-Bike.
Weiter meinem Weg folgend machte ich mir echt Gedanken über die Zukunft. Im Alter ist die Reaktionszeit etwas anders und man traut sich oft nicht mehr so viel zu, man macht alles etwas langsamer. Bei Autofahren regen sich dann die anderen schnell über die alten Verkehrsteilnehmer auf. Der Radverkehr ist viel langsamer und auch ein alter Mensch kann daran noch gut teilhaben, wenn er jetzt noch unterstützt wird, durch ein Motor, dann ist er auch mal ziemlich flott unterwegs. Ich beobachte das sehr oft. Ich sah mich schon auf den Radwegen dieser Welt an den Rand gedrängt von alten Menschen die mit 25 km/h an mir vorbei rasen. Ich fürchtete mich vor der Zukunft.
Spaß bei Seite: Ich finde es gut, dass durch E-Bikes Menschen mit Behinderung und auch alte, aktiv am Alltag teilnehmen können, Strecken zurücklegen die sonst nicht möglich wären. Hoch die Technik !!
Ich hoffe ich werde nicht zu deprimiert sein wenn ich am Berg immer letzter bin….
Meine Hoffnung an dem Tag erfüllte sich leider nicht; ich hoffte, dass die Wolken das Wasser halten können was sie mit sich tragen. Sie waren wohl auch schon etwas älter und konnten das Wasser nicht mehr halten. Ab Mittag war der Regen mit mir.
Ich hatte ganz vergessen zu schreiben, dass mein Zimmer in dem Hotel wo ich gestern war in der dritten Etage lag, eine Wendeltreppe führte da rauf. Zum Glück ist in Calbitz zum Saal, wo ich meine Vorträge immer halte, auch so ein Ding, da habe ich schon zweimal geübt, man wollte mir immer helfen, ich lies mich sichern aber mir nicht helfen. Damals habe ich gesagt mal sehen wo ich das mal brauchte, na also. Hoch habe ich die Taschen ab gemacht, das ging dann auch gut. Am nächsten Morgen war ich aber zu faul. Den beladenen Junior Treppe für Treppe runter und immer schön bremsen, es geht wie wir mal wieder gezeigt haben. Mehr als langsam aber es geht.
Um sieben bin ich aufgestanden um mich ganz in Ruhe fertig machen zu können, den Donky Junior wieder beladen, mein Lunchpaket schnappen und im Park vor dem Königspalast verspeisen.
Die Deutsche Botschaft ist da praktisch um die Ecke, ich war mehr als pünktlich, 15 Minuten vorher. Ich schob das Bike um die Ecke zur Auffahrt der Botschaft und was kam da hinter der Hecke zum Vorschein: Einer von unsern Bärn in Berlin. Da fragst du den Herrn Silberberg gleich nach dem Interview ob wie dort Fotos machen können mit der Fackel, dann können wir sie auch wieder anzünden, etwas Budenzauber muss sein, habe das Gas ja nicht nur so mit in den Flieger geschmuggelt und fast 5.000 km transportiert.
An der Tür den Botschaft angekommen wollte ich gerade klingeln, das stand eine sehr dienstbeflissene Dame auch schon in der offenen Tür vor mir. >>Kann ich Ihnen helfen<< war die Frage. Ich erklärte, dass ich einen Termin mit dem Ministerrat Silberberg um 10:00 Uhr habe. Davon weiß sie nichts – fragt aber gerne nach. Mein Fahrrad kann ich unten am Eingang schon einmal abstellen. >>Wenn ich das mache muss ich alle Taschen abnehmen<< sagte ich und fragte nach einer eventuellen andern Lösung. Alle Taschen ab, meinte sie, bedeutet wir müssen alles kontrollieren, schauen wir mal. Nach etwa einer Minute steckte sie den Kopf wieder raus >>Alles gut<< der Junior bekam einen Platz im Hof, da stehen oder sollen wohl die Räder der Mitarbeiter stehen.
Herr Silberberg empfing mich sehr freundlich und schon nach einer Minute war das Eis gebrochen, wir plauderten schon fast als noch ein Mitarbeiter dazu kam, den Namen habe ich mit meinem miesen Namensgedächnis natürlich nicht behalten. Ich frage ob sie mir ein paar Fragen zur Inklusion im Land beantworten können ich würde das gerne mitschneiden und dann könnten wir es für das Internetradio R4H verwenden. Beide erklärten mir, dass dies überhaupt nicht in ihren Bereich fällt und sie mir nur allgemeine Dinge aus den Skandinavischen Ländern sagen können. Das Interview viel also aus. Nicht schlimm ich erfuhr trotzdem viel, über die Arbeit und mit dem anderen Mitarbeiter redeten wir auch speziell über meine Art zu reisen.
Nach etwa 30 Minuten fragte ich ob wir noch ein paar Bilder machen können, und wollte gerade den Bären vor der Tür ansprechen. Der Ministerrat kam mir zuvor, er erklärte mir, dass ja alle Bären ein Motto habe und alle egal wo auf dieser Welt sie stehen anders aussehen. Ich bekam gleich noch etwas Unterricht in Geschichte, die Norweger trugen nämlich Trachten um sich von den Schweden zu unterscheiden, das war für sie ganz wichtig um ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren. Der Bär trägt genau solch eine Tracht und dies als Symbol der Verbundenheit zu Deutschland in Schwarz, Rot, Gold.
Schnell ein paar Fotos, nicht so steif, nee mit Daumen hoch. Schön. Ich konnte auch die Fackel entzünden und wir redeten noch eine Weile über das Rad und die Ausstattung. Der Kollege von Herrn Silberberg überlegt auch ein Rad mit Riemenantreib zu kaufen, er hatte viel davon gelesen. In Oslo sollte es aber ein Rad mit Motor sein meinte er, für die Fahrt zur Arbeit ist ein Motor aber gut. Da stimme ich sogar zu, bei den Bergen hier ist dein Anzug schon einemal nass wenn du an der Botschaft ankommst.
Ich war glücklich zwei Menschen getroffen zu haben die trotz ihrer Stellung locker sind, das habe ich auch schon anders erlebt.
Nun war Zeit für Sightseeing, Karte raus und schauen was du sehen musst. Es liegt alles ziemlich dicht beisammen, also machte ich ganz, ganz, ganz, ganz langsam, ich saß mal hier und mal da, schrieb Karten, ja ich mache das noch, saß einfach nur mal auf der Wiese auf der Festung über der Stadt und schaute aufs Meer. Ich war glücklich dass man in den Ländern hier oben so entspannt ist. Niemand der dir sagt dein Rad hat hier nichts zu suchen und dich von Platz verweist. Der Junior stand auf der Festung hinter mir und am Schloß war es mir schon fast unangenehm dort zu fahren, war mir nicht sicher ob man das darf, das ging bis mir eine geführte Radtour entgegen kam. Alles klar. Etwas essen, lecker Salat mit norwegischem Schinken, wusste gar nicht, dass die so guten Schinken haben. Wieder runter zum Hafen den Weg kannte ich ja von gestern, noch eine Weile waten bis es auf die Fähre ging und bangen ob man mich wirklich mit drei andere in eine Kabine steckt.
BINGO ich bin wieder alleine und habe für ¨kleines¨ Geld eine Kabine für mich. Glück nennt man das.
So berichte sind fertig, mache mich langsam klar fürs Bett, 7.15 Uhr geht es runter vom Kahn. Ich werde noch etwas lesen. Ein Buch, dass ich sehr empfehlen kann: Ich radle um die Welt von Heinz Helfgen. Eine witzig geschriebene Geschichte eines Mannes der nach dem zweiten Weltkrieg durch die Welt radelte, dabei viele Dinge erlebte und diese mit Humor wieder gibt. War vor zwei Wochen nach 7 Monaten endlich fertig und habe weil ich endliche mal Zeit habe gleich wieder begonnen zu lesen, die Hälfte hatte ich ja schon wieder vergessen.
In Norwegen war ich vor dieser Reise noch nicht mit dem Rad – ein neues Land in meiner Liste und nun auch gleich noch eine Hauptstadt dazu. Und weil es so schön ist wird es am 04.07. auch noch gleich einen Besuch in der Deutschen Botschaft geben.
Durch meine Überstunden am Vortag waren es nun nur noch 38 km bis zum Hafen, heute wird es bestimmt wirklich mal ruhig, auf 38 km kann nicht soviel passieren, dass du wieder bis in die Nacht fahren musst, eigentlich schon unmöglich.
Die Radwege nach Oslo rein sind immer entlang der Straße mit der Nr. 4 super ausgebaut. Was nur tierisch nervend ist, und das überall auf der Welt, dass man die Wege für Radfahrer immer steiler oder mindestens in der selben Steigung baut wie die für Autos. Was ein Auto schafft, dies schafft ein gesunder Radfahrer ja wohl alle Mal. Ich weiß nicht wer da die Wege zeichnet, auf jeden Fall keiner der Rad fährt. Da wird viel Geld für Radwege ausgegeben aber mal ein Meter Sand oder Fels wegnehmen ist zu viel. Wenn man dort eine Straße für Autos bauen würde mit der selben Steigung gäbe es unter Garantie eine zweite Spur für die die nicht so schnell können und man würde das ganze etwas einebnen. Radfahrer können ja auch schieben wenn sie zu schwach sind, geht doch auch. Mitdenken, wenn ihr die Radfahrer schon zur Sicherheit von der Straße runter bringt, Autos könnten ja verbeult werden wenn sie einen Radfahrer mitnehmen, so wie durch den russischen Horrorelch.
Ja wie geschrieben, ein schöner Weg aber der Verlauf ist so, und aus, wem es nicht passt, der kann ja im Auto fahren.
Wo Oslo anfängt oder aufhört hat sich mir nicht erschlossen, ich weiß nicht ob die letzten Schilder die ich gesehen habe Stadtteile anzeigten oder Orte die an der Stadtgrenze liegen. Es gab nirgends ein Schild, dass mir sagte du bist jetzt in Oslo.
Groß kann die Stadt auf jeden Fall nicht sein, bei meinen Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass wenn ich in meiner Straße die Leute zählen würde bestimmt noch etwa 10.000 mehr zusammenkommen als in Oslo. Es sind gerade einmal 660.000 Einwohnen und ich wohne in BERLIN mit 3.700 000 Einwohnern.
Wenn du die letzte Abfahrt runter nach Oslo nimmst wird es noch einmal richtig schnell und du kannst mit nur ein wenig Fantasie ahnen wie geschützt man hier vor ein paar hundert Jahren in einem kleinen Dorf mit Holzhäusern wohl lebte. Rings um die Stadt sind Berge und vom Meer her sind kleine Inseln vorgelagert. Ist so ein wenig wie in Flake, Vickys Zuhause.
Was auf dem Weg war wurde kurz besichtigt und ein paar Bilder gemacht, ich wollte ja eigentlich nur mein Ticket holen und dann ins Hotel um Berichte zu schreiben und noch einmal Wäsche zu waschen, ab jetzt ist Schluß, die Sachen müssen durchhalten bis ich zu Hause bin. Und wenn ich dann so stinke, dass Annett mich mit Sachen unter die Dusche stellt.
Mein drittes Spiel dieser EM stand an und ich freute mich, hatte ich doch schon viel von Island gehört und wie toll sie spielen. Ich habe die anderen Spiele nicht gesehen, das Spiel zeigte von Beginn an, dass da schon noch eine Welt dazwischen liegt. Ich hebe auch die anderen Spiele der Franzosen nicht gesehen aber sie spielten doch schon in einer anderen Liga, auch ohne die vielen Tore war das für mich zu erkennen. Immer schade wenn solche Mannschaften, die mit Herz bei der Sache sind, dann so untergehen. Bei der Letzten WM kam auch irgendein Außenseiter weit, weiß nicht mehr wer es war, Fußball ist nicht so meins, alle waren traurig als sie gehen mussten. Die Mannschaften haben einfach nicht die Klasse. Sie sind die Meister der Herzen und das ist viel schöner und außerdem auch ein Sieg.
Früh raus, du musst noch packen und dann in die Botschaft. Also ab ins Bett ….
Es passiert immer und immer wieder; Hotels und Campingplätze sind im Netz eingetragen aber nicht mehr vorhanden oder waren da nie. Ok, einer dessen Geschäft pleite geht hat andere Sorgen als dieses überall im Netz zu suchen und zu löschen. Das verstehe ich.
Richtig schlimm ist es nur dann wenn da auch noch ein Platz ist wie er im Netz beschrieben ist, ein Platz zum campen aber der Zweck irgendwie entfremdet ist. Das scheint Mode zu sein, man hat einen Campingplatz aber es dürfen nur ausgesuchte Leute drauf, als Dauercamper, dann sollen sie den Mist nicht ins Netz stellen wenn da Leute fast wohnen und andere eigentlich nicht erwünscht sind. Das geht soweit, dass ich es in Deutschland mal hatte, dass ein Bauer schon echt sauer war auf seine Nachbarn ein paar Grundstücke weiter. Der dort ansässige Campingplatz war auch so eine Nummer wo man lieber unter sich war. Ich fragte warum man das dann im Netz hat und da mal was machen muss. Die Antwort war ich solle mich nicht so haben und zu Bauer Alois gehen. Der gute Mann lies mich auf seinem Hof übernachten, er fand es aber schon dreißt, dass die die Leute immer zu ihm senden. Er war selbst viel in der Welt unterwegs und schickte niemanden weg. Er wusste wie es ist auf einmal nicht zu wissen wo man schlafen soll. Er wollte trotzdem mal ein ernstes Wort mit denen da oben an der Straße reden.
Ja hier war es auch so, die Rezeption war zu und als ich fragte wo ich jemanden finde der mir helfen kann zeigte man mir einen uralten Zettel an der Wand der Toilette, dort stand eine Telefonnummer drauf. Kurzer Anruf, zelten ist nicht, nur für Dauercamper. Ich fragte nach einem Hotel oder so. >>Ja, es gibt eins, 15 km weiter.<< Rein in den Sattel und los.
Das Hotel hatte bestimmt schon einmal bessere Tage gesehen, es war zu und machte von außen den Eindruck als ob es auch nie das beste am Platz war. Kurzer Blick ins Netz wo vor Oslo die ersten Hotels sind. 32 km noch. Bedeutet du hast heute 125 km gemacht und dir dabei echt Zeit gelassen, sollten ja nur 75 werden. Es wird also wieder spät.
Das ganze durch die Gegend fahren ohne Streß war dahin, an der Grenze freute ich mich noch über die Leute die dort im Nichts einfach durch die Gegend fahren. Einer war besonders witzig. Ein Mann, seine Hautfarbe war schwarz wie die Nacht, kam mit einem weißen transporter auf der Sandstraße auf mich zu. Ich kurbelte gerade den Berg hoch, er fragte mich etwas, dass ich in meiner Anstrengung nicht verstand und sagte ich verstehe nichts. Er fragte ob ich kein Englisch spreche. Ich hielt mitten am Berg. Oh Mann. Wir unterhielten uns und er fragte ob das der Weg nach Stockholm ist. Ich sagte, dass ich da gerade her komme, er müsse aber noch einige Male abbiegen und die Straße wechseln um hier den richtigen Weg zu finden. Er bedankte sich höflich und war glaube beruhigt überhaupt hier auf dieser Straße aus Sand noch richtig zu sein.
Ende vom Lied, ich habe die letzten fünf Minten des Spiels gegen Italien gesehen und die Verlängerung. Spiel Nummer zwei was ich zum Teil sehen konnte. Jetzt müssen sich unsere Jungs aber anstrengen, zum Endspiel wäre ich bereit vor meinem eigenen Fernseher zu sitzen……