Schade, am Gardasee wäre ich gerne noch etwas geblieben, aber ich hatte ja ein Date mit Karl, also los.
Nach meinen Informationen, aus dem Internet, hatte ich etwa 140 km zu fahren. Das geht, das Treffen steht.
Ich fuhr erst einmal noch 55km am See lang, der ist echt groß und schön, hat was vom Süden Frankreichs. Ich versuchte mich an großen Straßen und Flüssen zu orientieren, da kann man nicht viel falsch machen. So ging es nach Peschiera und dann am Fluss entlang nach Montua. Das ging ganz gut, tolle Landschaft, guter Radweg, schlecht war, dass meine Strecke viel länger wurde. Ok , du musst Karl mal anrufen und fragen wie er voran kommt, nichts, keine Antwort. Hm, na weiter…..
Mein Ziel war Modena, von Mantua musste ich große Straßen nehmen. Mist, laut und eng. Man kann den italienischen Verkehr schlecht einschätzen, manche fahren dicht an dir vorbei und andere weit. Dadurch bist du immer auf Spannung, um schnell mal in den Graben zu hopsen. So ging es nicht ich versuchte Nebenstraßen zu nutzen weil ich genervt war. Das ging ganz gut mit Hilfe der Radfahrer die mir entgegen kamen.
Ende vom Lied, ich versuchte den ganzen Tag Karl anzurufen, um ihm zu sagen, dass es spät wird bei mir und um ihn zu fragen wo wir uns treffen wollen. Ich bekam ihn nicht an die Leitung. Am Nachmittag machte ich mir schon echt Sorgen und sendete ihm eine SMS, dass er sich doch mal bitte melden soll.
Nach 190 Kilometern war ich dann gegen 20:00 Uhr da, jetzt noch schnell ein Hotel, von Karl hatte ich noch nichts gehört und machte mir nun echt Sorgen. Ich rief Annett an, dass sie mal bitte Zuhause an den Computer gehen soll um in meinen Mails nach einer von Karl zu suchen. Auch nichts. Oh man, was ist da los.
Nachdem ich ein Hotel hatte, rief ich bei Karls Frau in Deutschland an und frage ob sie etwas weiß. Ach nichts. Nun bekam ich langsam Panik und überlegte echt was ihm alles passiert sein konnte.
Gegen 22:30 Uhr kam dann endlich eine SMS zurück.
Es geht ihm gut und er hat jemanden getroffen der ihm eine andere Route vorgeschlagen hat, stand drin. Er will diese Route jetzt nehmen und wir treffen uns in Rom.
Ich wusste nicht ob ich heulen oder lachen soll. Ok, es geht ihm gut, dass Wichtigste, alt genug ist er und ich komme da irgendwie hin.
Alles klar ab morgen muss ich sehen wie ich es mache. Problem war, dass es dann Sonnabend war und viel Läden da schon zu haben. Ich brauchte Karten, die ADAC Karte hilft mir nur begrenzt, kleine Straßen und Orte sind nicht drauf. Ich muss morgen etwas organisieren.
ACH – FAST VERGESSEN !!! Heute habe ich es zum ersten Mal geschafft ein Stück Autobahn zu fahren. Ging gut – SCHÖNER und BREITE RADWEG.
Ja, nachdem Karl und ich uns getrennt haben, mit dem Ziel uns in 2 1/2 Tagen wieder zu sehen, fuhr ich los. Ich machte noch 40 Kilometer entlang der Route und suchte nach einem Hotel. Ich brauchte Internet um die Berichte zu schreiben, Mails zu bearbeiten und zu sehen wo ich die nächsten Tage bleiben kann. Wild Zelten wurde langsam schwierig weil überall Plantagen mit Äpfeln und so waren. Gut um sich zu verpflegen, schlecht um etwas abseits zu schlafen.
Ich fand eine Unterkunft bei einer alten Dame, die Zimmer vermietet, was sie nicht hatte war Internet und in dem Hotel wo ich vorher war hatten sie kein Zimmer mehr frei. Gut dann eben ohne Internet, es ist schon dunkel.
Was ich auf jeden Fall planen musste war der nächste Tag, also das Navi raus, es lies sich nicht anschalten, alles probieren half nicht, schütteln, klopfen, Akku raus, den anderen rein. Nichts, es ging nicht an. War es etwa abgesoffen weil ich den ganzen Tag das Ladekabel dran hatte um es zu betreiben und dabei unten die Öffnung für den Stecker auf war. Mist reicht nicht eine Sache am Tag.
Jetzt gehst du ins Bett und morgen siehst du weiter, dachte ich mir. Geschlafen habe ich gut, wobei ich aber sagen muss, ich schlafe gerne im Zelt und das Wetter macht mir auch nichts. Blöd ist nur, dass man das nasse Zeug dann am Abend erst einmal trocken legen muss, gut ist dann wenn ein Wind weht, dann trocknet es von alleine.
Nächsten Morgen wollte ich los auf die Straße vom Bozen nach Verona um auf der Route zu bleiben, wenn ich in zwei Tagen wieder mit Karl zusammen bin ist es egal, dann haben wir ein Navi und wissen wo wir lang müssen.
Die nette Dame, wo ich übernachtet hatte, sagte mir ich soll mir nicht den Streß mit der Straße machen und den Radweg nehmen, der führt immer am Fluß lang. Irgendwann habe ich eine Abfahrt verpasst und war so auf dem Weg zum Gardasee, auch schön, da war ich zum letzen mal vor 16 Jahren mit meinem Ofen. Cool, so ist es auch gut, Hauptsache du bist pünktlich bei Karl in Modena alles andere ist Wurst.
Der Weg dorthin war ein Hammer die Schlucht wird immer enger und die Berge scheinen immer weiter zu wachsen um so näher sie kommen. Echt ein Schauspiel.
Irgendwann waren dann nur noch Schilder zu sehen, dass es zum See geht, die letzte Abfahrt hatte ich so nicht erwartet es ging eine gefühlte Ewigkeit runter zum See, der immer näher kam. Ich kannte nur die Anfahrt von der anderen, flachen Seite, dass hier war aber viel, viel schöner. Untenn im Ort angekommen, ging ich zur Touristen-Information, das ist immer meine erste Anlaufstelle, und es war wieder richtig. Der Mann dort sprach deutsch und erklärte mir, dass die ersten Zeltplätze erst ein paar Orte weiter kommen. Hm. Er sagte gleich auch noch, ich solle besser die Fähre nehmen weil dorthin einige schlecht beleuchtete Tunnel kommen und einer sei besonders lang. Den Vorschlag nahm ich gerne an, ich hatte schon 155km auf dem Tacho. Also ab auf die Fähre, es waren noch andere Radfahrer dabei. Zwei waren sehr nett, ein Paar, er sprachen mich an wegen meiner Ausrüstung und wollten wissen woher und wohin.
Ich sprach eine ganze Weile mit dem Mann und erzählte was ich so treibe und wie es dazu kam, er hörte gespannt zu und meinte, dass er zuversichtlich ist, dass ich mein Leben meistern werde. Als wir uns verabschiedeten wünschten mir beide eine gute Reise, versprachen, dass sie mir schreiben werden, ich gab ihnen meine Karte, und er sagte mir noch, dass er in einer Klinik für Querschnittgelehmte in der Schweiß arbeitet. Daher also die Erkenntnis, dass ich meine Leben meisten werde. Ich erzählte ihm nämlich auch von Menschen die mir in den letzten Jahren begegneten die sich leider aufgeben haben.
Ich hoffe er meldet sich und ich bekomme die Chance zu fragen ob ein Vortrag von mir dort angebracht ist. Ganz so wie in der REHA wo ich war. Das sind Stellen wo Menschen Hilfe bitter nötig haben, ja und vielleicht erinnern sie sich später ja mal an den komischen Typen mit dem Fahrrad.
Vom Hafen war es nicht weit zum Zeltplatz. Etwas zu trinken besorgen, Zelt aufstellen, trocknen lassen, in der Zeit Bericht schreiben und hundemüde ins Bett fallen.
Was haben wir verbrochen? Nachdem wir die Zelte trocken hatten, alles für den nächsten Tag besprochen hatten und todmüde schlafen gingen, gab es wieder dieses Geräusch auf der Zelthaut. Erst wenig und dann mehr, ja, bis es wieder ein ausgewachsener Regen mit Blitz und Donner war. Wenn man seinem Zelt vertraut, kann man trotzdem schlafen. Karl hatte etwas Bedenken weil ich ihm erzählte, dass ein paar der Plätze hier wo wir waren bei starkem Regen absaufen. Ich hatte uns gute ausgesucht die etwas erhöht waren und in der Nähe vom Gully, ich war mir sicher, dass es uns gut gehen wird, bin über das Grommeln am Himmel eingeschlafen und habe bestimmt von blödquatschenden Mountainbikern geträumt.
Nächster Morgen, das gleiche Bild wie die letzten Tage, achja.
Nun hieß es aber erst einmal Fototermin am Reschenpass und die höchste Stelle unserer Überfahrt erreichen. Der Pass liegt noch einmal etwa 80 Meter unter unserem höchsten Punkt der Tour. Ich holte ein paar Flaschen Pikkolo aus meinen Taschen zum Anstoßen. Das hatten wir uns verdient. Karl wunderte sich wo die her kamen, ich hatte sie seit Tagen in meinen Taschen und als wir so tranken, stellten wir fest, dass es trockener Sekt ist, den Karl eigentlich nicht mag. Hier und jetzt schmeckte er herrlich.
Von nun an ging es nur noch runter, also fast, es gab immer mal wieder Steigungen. Es regnete wieder und wir zogen uns um, etwas später wieder Sonne. Ich breche.
Durch das auf und ab musste ich auf Karl warten und so verabredeten wir uns wieder etwas weiter. Nach 60 Kilometern wollte ich warten, kurz vorher war eine kleine Wirtschaft und ich wartete dort.
Als Karl ankam war er fertig mit der Welt, obwohl er sich zwei Tage vorher noch einen Regenponcho kaufte wurde er nicht mehr warm. Er sagte mir, dass er nicht mehr kann und ein Hotel sucht. Es macht ihm so keinen Spaß und er hat seine Tour nicht ausgearbeitet um hier die Lust zu verlieren. Er braucht mehr Pausen zwischendurch zum erholen und aufwärmen.
Ich hingegen werde von der Warterei immer müde und habe dann keine Lust mehr zu fahren, was mich nervt. Unsere Fahrzeuge sind zu unterschiedlich. Die Stimmung war nicht die beste und als ich nun noch sagte, dass wir doch noch etwas fahren sollten um seinen Plan zu halten und dass gerade heute und morgen die leichtesten Tage sind und es perfekt ist Zeit rein zu holen, kippte es fast.
Wir taten das einzig Richtige, wir hatten uns durch die schweren Tage gebracht und nun braucht jeder mal Zeit für sich und seinen Rhythmus. Wir beschlossen : Ab jetzt geht es erst einmal alleine weiter. Treff ist in drei Tagen in Modena.
Ok, so wird es gemacht, wir sind beide erwachsen und haben genau über diese Sache schon im Vorfeld gesprochen. Mal ein paar Tage alleine fahren ist ok.
Ich stieg aufs Rad und fuhr in den Regen hinein………
Sechs Uhr am Morgen, der Wecker klingelt, pünktlich fünf Minuten später setzt der Regen wieder ein. Oh man.
Heute ist der Pass dran, schnell mal ein paar hundert Meter hoch, auf, auf.
Wir hatten uns abgesprochen, dass wir uns am höchsten Punkt treffen, so kann jeder in seinem Tempo fahren und sich einteilen wie er die Pausen setzt, gesagt, getan.
Wir telefonierten immer mal wieder zwischendurch und ich sagte Karl worauf er achten soll und wo eine Baustelle ist oder so. So kamen wir gut voran.
Was ich nicht auf dem Schirm hatte, ist, dass wir auch durch die Schweiz fahren, schön wieder ein Land mehr, wenn es eigentlich auch nur eine rasante Abfahrt durch dieses Land gab. Am Ende der Abfahrt standen zwei Männer und lotsten mich wieder raus aus dem Land. Danke ihr lieben Schweizer für die tolle Abfahrt.
Ja, und da wo es runter geht, geht es auch meist wieder hoch, die Serpentine begann. Habe euch mal das Profil fotografiert. Setzt euch bevor ihr das Bild anseht.
Der Weg noch oben verlangt einem echt einiges ab, es geht kurz und knackig hoch. Putzig sind die geführten Touren nach oben. Die Leute haben kleine Rucksäcke auf dem Rücken und Mountainbikes unterm Hintern. So fährt es sich natürlich gut. Manche die dort hoch fahren brechen bald zusammen und staunen wie man da mit nem voll beladenem Fahrrad hoch kommt und manche sagen einem, dass man wohl seine ganze Wohnung bei hat. Wenn dann die Antwort lautet, dass man WIRKLICH auf Reisen ist und nicht nur von Hotel zu Hotel fährt und dabei noch 120 km zurücklegt kehrt Stille ein.
Oben kommt man erst einmal an einer Gaststätte an wo sie die Helden mit dem leichten Gepäck sich erst einmal stärken müssen. Man, man. Ich hätte gar nicht mit ihnen reden sollen, ärgere mich jetzt noch. Jeder wie er will, ich lästere doch auch nicht über ihren Rucksack mit Puderdose und Feuchttüchern drin.
Oben hieß es Jacke an, es war schon um einige Grad kälter und bei der Abfahrt fing es auch wieder an zu regnen. Ich heizte runter und war glücklich das geschafft zu haben. Karl musste da noch durch aber in seinem Trike kann er schön langsam machen und es gibt auch Stellen für Pausen. Ich selbst hielt auch dreimal an um etwas zu trinken. Bei den Steigungen kann ich nicht im Fahren trinken.
Es ging runter und wieder hoch, der eigentlich Pass liegt ja noch etwas höher. Von dort zur höchsten Stelle unserer Alpenüberquerung waren es noch ein paar Kilometer. Ich fing an im Internet nach einem Zeltplatz zu suchen. Zwei Möglichkeiten: Etwas zurück, Karl wird es dir danken, oder noch etwa 20 km weiter, Karl wird dich hassen. Also schnell Bilder machen und zurück.
Der Zeltplatz war kurz vor dem Pass, schlecht zu finden, klein und die Rezeption ist eine BP Tankstelle. Ich fragte ob für zwei Zelte Platz ist, ja, kein Problem.
Anruf an Karl und die Nachricht übermittelt. Er freute sich, dass die Etappe kürzer wurde. Er kam dann eine Stunde später auch und wir besprachen noch schnell den nächsten Tag bevor wir ins Bett vielen. Ach vorher mussten wir noch die Böden der Zelte trocken wischen, damit wir nicht im nassen liegen. Es hatte ja mal wieder geregnetin der Nacht zuvor.
Raus aus dem Hotelzimmer und ab auf die Piste, wir blieben noch eine Zeit zusammen dann ging es in die Berge und ich konnte nicht mehr mit Karl fahren, das Tempo ist zu niedrig. Ich falle fast um wenn ich versuche hinter ihm zu bleiben. So ein Trike kann extrem langsam fahren weil es ja nicht umkippen kann. Und mit seinen 81 Gängen ist Karl an wirklich üblen Steigungen mit 3 km/h unterwegs. Langsam aber er schafft alle Steigungen.
Es regnete wieder als wir los fuhren, ein Bild, dass mich nur schwer, eigentlich gar nicht glücklich macht.
Viel war nicht los, außer, dass wir uns die Regensachen mal angezogen und mal ausgezogen haben. Mal Regen mal kein Regen.
Was sehr schön ist, ist, dass Karl langsam in der Tour ankommt, es ist anstrengend aber er genießt es zusehends. Er freut sich über Momente in denen ein selbst gemachtes Brötchen nach einer Steigung von 18 % mitten im Wald ganz anders schmeckt. Oder er isst Schokolade, was er sonst nicht mag, und es schmeckt ihm. Sein Körper hat sich auf die andere Situation so eingestellt, dass er nach Sachen verlangt. Zucker ist ein guter Brennstoff….
Ich fahre meist ein paar Kilometer vor und schaue nach einer Stelle wo man kurz Pause machen kann, Karl kommt dabei meist zu kurz, aber er hält immer mal nach den Steigungen an um den Puls mal etwas runter zu bekommen. Bei zwei extremen Steigungen musste ich auch mal schnell anhalten und trinken, mir war schon etwas schwarz vor Augen. Und an einer Steigung musste ich sogar schieben und Karl fuhr bis hoch.
Am Abend haben wir unsere Tour etwas früher beendet, es passte gerade mit einem Zeltplatz. Wir packten unsere noch nassen Zelte aus und fingen an aufzubauen. Als ich mich zu Karl drehte und ihm eine Frage stellen wollte war er weg. Ich dachte er ist telefonieren, er sprach den ganzen Tag drüber. Als er dann nach 45 Minuten zurück kam erzählte er mir, dass er erst einmal duschen musste weil ihm so bitter kalt war.
Das schöne an der Story aber war, dass Karl in der Frauendusche gelandet ist. Als die erste Frau rein kam und ihm sagte, dass er falsch ist, sagte er, dass es ihm leid tut, aber, dass er es übersehen hat weil ihm so kalt war. Die Frau flippte total aus. Als er dann umzog in die Dusche für Herren sah er wie die Frau draußen mit den Armen fuchtelte und ihrem Mann wohl die Geschichte erzählte.
Affig…..
Über 13 Jahre hatte ich mit einem sehr guten Freund eine Dachdeckerei und wenn ich eins dabei gelernt habe dann ist es, dass der Wetterbericht nie stimmt. Unsere Versicherung hätte wohl einige Schäden bezahlen müssen wenn wir immer den Berichten getraut hätten.
Karl ist ein Typ der immer an das Gute glaubt, so kam es auch, dass er, nachdem er im Internet gesehen hatte, dass es so heiß bleibt wie in Tschechien, seine Regenausrüstung mit einigen anderen Dingen wieder zurück nach Deutschland sendete. Er wollt ja Gewicht sparen.
Bei dem Wetter jetzt fällt ihm das natürlich auf die Füsse. Bei Füsse fällt mir gleich ein alter Trick aus meiner Motorrad- Zeit wieder ein. Ich sagte Karl er solle sich Mülltüten über die Socken ziehen und die Sandalen drüber. Das schwitzt zwar aber wird nicht nass und kalt. Gesagt getan. Bei den anderen Sachen ist es schon schwerer. Er hat noch eine lange Hose mit die wasserabweisend ist und ich eine Softshelljacke die auch gut wasserabweisend ist.
Bei acht Stunden Regen ist das natürlich nicht die beste Ausstattung und er ärgert sich schon sehr, dass er so blauäugig war. Unser Spruch dafür ist >> Das Leben ist kein Ponyhof << Ich hoffe das Wetter wird bald besser damit er nicht weg schwimmt.
Der Start nach unserer Regenaktion war natürlich im Regen, grausig. Im Regen ins Zelt, im Regen raus. Mist. Unser Zeltplatz war eine Raststelle für Wanderer und Radfahrer inklusive heiligem Beistand wie man sehen kann.
Die Gegend wird immer schöner und Karl ist begeistert Berge auch mal aus der Perspektive eines Radfahrers zu sehen. Jeder Aufstieg kostet sehr viel Kraft aber wenn man oben ist dann ist das ein unbeschreibliches Gefühlt. Die Strecke die wir gerade zurück legen ist schön flach an der Inn lang, man könnte denken man ist gar nicht auf dem Weg in die Alpen.
Heute haben wir dann auch Grenze Nummer vier überwunden. Karl musste alleine ein Bild machen, zwischen uns und der Tafel lagen Gleise und eine Schnellstraße, da wäre ich nie heil angekommen und außerdem musste ja auch einer auf die Räder aufpassen. Arbeitsteilung eben.
Irgendwann am Abend, es wurde schon dunkel, da schickte uns die nette Dame von Falk einen Weg runter der eigentlich nicht wirklich für ein Fahrrad geeignet war. Wir schoben mein Rad die Treppen runter und Karl setzte sich in seinen Panzer und fuhr runter. Wir haben wieder herzhaft gelacht.
Zum übernachten haben wir uns ein Hotel gesucht, es war alles total nass und klamm darum haben wir uns gedacht wir können da gut die Sachen trocknen, außerdem musste ich auch Wäsche waschen. Karl sein Zeug war total abgesoffen, er hatte ja die Plane aus seiner Tasche geholt und sie wohl nicht wieder richtig verschlossen, als wir unter der Plane auf etwas weniger Regen warteten, bahnte sich das Wasser seiner Weg in seine Sachen. Man – wir waren ja noch nicht genug nass.
Die Landschaft ist cool, wir sind fit und der Weg auf 1500Meter zum Reschenpass ist noch ok, warten wir es ab.
Unsere letzte Nacht in München, alle Termine erledigt, nee halt zwei sind noch: Wir wollten noch einmal zu Carmen und Felix von Pedalium (http://www.pedalium.de), wir wollten uns für die tolle Hilfe bedanken und Felix wollte uns noch eine Tagesetappe begleiten. Ja, und natürlich am 02.09. unser Treffen mit dem Papst nicht zu vergessen.
Bei Pedalium haben wir uns um 09:30 getroffen, noch zwei, drei Handgriffe an den Rädern, unsere geladenen Akkus verstauen, ein Bild machen, schnell noch von Carmen verabschieden und los. Auf dem Bild ist auch eine gelbe Zigarre drauf wie Lars sie hat. Es ist ein Freund von Felix der uns nur mal begrüßen wollte, leider hatte er schon etwas anderes vor und konnte nicht mit uns reisen.
Nun ging es los, Carmen verabschiedete uns noch, eine starke Frau der man im Mai eigentlich schon den Tod voraus gesagt hatte, sie hat auch Krebs. Es geht ihr jetzt viel besser und sie ist auf dem Weg in ein neues Leben. Ich wünsche ihr das wichtigste auf der Welt – Viel Gesundheit.
Wir hatten insgesamt an dem Tag 92 km zurück zu legen, 9km waren schon weg als wir bei Pedalium angekommen waren, der Hammer ist, du bist noch gar nicht richtig vom Zeltplatz weg und schon hast du 17% Steigung, nicht kurz und knackig sondern SchÖÖÖn GEZOGEN.
Wir hatten also noch 83km zu fahren Felix wollte uns die ganze Strecke auf seinem Liegezweirad begleiten, worüber wir uns sehr freuten. Er fuhr mal vorne bei mir und mal hinten bei Karl. Wir sprachen über Gott und die Welt wobei er mehr bei Karl war, sie redeten über die Möglichkeiten die er mit dem Trike hat.
Es gab zwischendurch schon einen echt starke Huschen, zum Glück gerade an einer Eisdiele. Nach Wasser zum planschen ist Eis glaube ich, das zweite was er von ganzem Herzen liebt. Die beiden aßen ein Eis und ich suchte schon den nächsten Track raus den Lars uns auf die Falk Navis gespielt hat. Der Track spinnt etwas, auf einer Einstellung geht das Navi immer aus. Ich probierte es bei Karl auch, das gleiche. Nicht schlimm, es geht ja, nur nicht wie gewohnt.
Nachdem es aufgehört hatte gingen wir mit Felix noch was Essen und als wir auf das Essen warteten schraubte Felix noch schnell eine paar Sachen bei Karl. Optimierung ist noch immer ein Thema bei Karls Trike. Langsam haben wir es aber.
Nach dem Essen verabschiedeten wir uns und Felix drehte um, ich hoffe es ging alles gut immerhin hatte er an dem Tag dann gut 170 Kilometer auf der Uhr. Wir wollten noch etwas weiter um am nächsten Tag weniger Strecke zu haben, also los. Nach einer Stunde fahrt fingen wir an uns eine gute Stelle zum Zelten zu suchen. Gerade wie wir eine Wiese begutachteten und uns gegen sie entschieden fing es an zu regnen. Hätte das nicht noch eine Stunde warten können?
Schnelle noch um die Ecke, dort war ein schöner Rastplatz der auch gut zum zelten geeignet war. Als wir gerade anfangen wollten die Zelte aufzustellen fing er an zu regnen, also eigentlich kippte eher einer seine Badewanne aus. Karl holte geistesgegenwärtig seine Plane raus die er immer unter dem Zelt hat und wir hielten sie uns schnell über den Kopf. Ich fragte Karl, ob er die Tasche wieder richtig zu gemacht hat, es sah mir nicht so aus, er meinte es sei alles gut. Also ok.
Nach 30 Minuten hörte es auf so stark zu regnen und wir beschlossen die Zelte aufzustellen. Länger hätte es auch nicht dauern dürfen, unsere Arme wurden schon lahm weil wir die Plane die ganze Zeit hoch hielten.
Karl war zuerst dran. Eigentlich war Wiese aber unter einer Schicht von max fünf Zentimeter Sand war Stein es ging nichts, die Heringe gingen nicht in den Boden. OHHHHH.
Ich sagte Karl er soll mal einen Stein suche und ich fange mal an mein Zelt zu errichten. Er fand nichts. Ok, jetzt zogen wir beide noch einmal los. Beide kamen wir mit einen Knüppel zurück, jetzt ging es, zum Glück. Es regnete echt die ganze Nacht durch, Horror. Aber davon morgen mehr.
Heute Morgen hieß es erst einmal gaaaannnnzzzzz laaaaannnggggsssaaaammmm, wir hatten Zeit. Unser wichtigster Termin der letzten Tage, nach dem Start in Berlin, hieß, Durchsicht der Räder in der Werkstatt von Pedalium (http://www.pedalium.de)
Felix der Geschäftsführer und Schrauber in einer Person ist hat uns herzlich empfangen und es gab erst einmal regen Austausch über Gott und die Welt. Es wurde gefachsimpelt und schon ging es los.
Ich wollte mich heute eigentlich mit einem ehemaligen Tachlehrer-Schüler treffen, er hatte vor etwa acht Jahren mal angefangen bei mir eine Ausbildung zu machen. Er musste dann aber zurück nach Deutschland und wir behielten immer so losen Kontakt. Dies ging so bis zu meiner OP danach schrieben wie etwas öfter und eines Tages berichtete er mir, dass er sich ein Motorrad kaufen möchte und holte sich sogar ein paar Tipps von mir. Ich konnte ihm nur allgemeine Dinge sagen, da mein Fachgebiet eher Harley Davidson war und ich ihm bei seinen Fragen zu Maschinen nur bedingt eine Hilfe war.
Eine Weile später hörte ich dann von seinem ungeheurem Pesch, er hatte einen Unfall und es traf ihn auch gleich noch richtig hart – er sitzt im Rollstuhl. Leider konnte er nicht richtig erfahren wie faszinierend Motorrad fahren ist, er hatte verdammtes Pech.
Heute schreiben wir oft und er berichtet mir von seinen Erfolgen und von Rückschlägen, er macht einen guten Eindruck und steht der Sache mutig gegenüber. Schön zu sehen, dass er der Zukunft in die Augen sieht und kämpf.
Also weil ich noch los musste, bei mir nur die Decken von vorn nach hinten und anders rum montiert werden sollten fingen wir bei mir an. Da Felix und ich Hand in Hand arbeitete vergingen keine 15 Minuten dafür. Aber ich lernte heute noch wie man quietschende Bremsen weg bekommt und über Speichenspannen konnte ich auch noch was dazu lernen. Ich bin heute nicht umsonst aufgestanden. Felix schenkte mir dann noch einen besonderen Speichenspanner, ich wollte mir schon lange einen holen, es gab nicht den, den ich wollte. Vielleicht sollte es so sein. 😉 Felix wenn du das liest DANKESCHÖN noch einmal.
Als wir fertig waren, Karl rollte schon mir den Augen, er hatte Angst, dass die Arbeiten an seinem Rad nicht mehr geschafft werden, ging es an sein Trike. Liegeräder sind eigentlich die Spezialität des Hauses, wobei ich den Laden auch so empfehlen kann. Alles worüber wir sprachen, wies darauf hin, dass Felix ein Fachmann ist und wenn er was nicht weiß hat er seine Quellen wo es 100%ige Hilfe gibt. Wer in München eine Panne hat kann hier mit ruhigem Gewissen hingehen.
Sie fachsimpelten und ich hörte nur zu, etwas über diese komische Form von Vortbewegungsmittel zu wissen kann ja nicht schaden. Die Federung bei Karl wurde anders eingestellt, es gab ein paar neue Mäntel, an einer Stelle war durch das Bremsen das Gummi so runter, dass man den blauen Pannenschutz schon sah. Hm, das sollte nicht sein.
Eine gute Weile später kam dann auch Carmen und wir redeten etwas über den Verlauf der Strecke, sie holte eine Karte raus und wir gingen den Verlauf der nächsten Tage durch, ein gutes Stück Arbeit. Ich bin gespannt ob die Alpen anstrengender sind als meine bisherigen Bergtouren. Im fünf Tagen bin ich schlauer.
Die Bikes sind fit, wir haben uns die letzten Tage etwas erholen können und nun hoffen wir, dass Heidi nicht im Urlaub ist und wir sie treffen……… 😉
Früh los und auf nach München City. Unsere erste Station war Globetrotter, wir brauchten für Karls Zelt /vorher meins eine Hülse die man über eine gebrochene Zeltstange ziehen kann damit diese weiterhin ihre Funktion erfüllt. Gleich am zweiten Tag als wir die Zelte getauscht hatten ist Karl eine Stange gebrochen. Entweder sie war schon ermüdet oder Karl hatte sie nicht richtig zusammen gesteckt. Beides sind Gründe, dass sie brechen.
Bei Globetrotter sind wir fast verrückt geworden vier Etagen Outdoor – WAHNSINNNNNNNN!!!!!
Die Hülsen haben wir schnell gefunden, auf der Suche danach sprach Karl eine Verkäuferin an und fragte sie nach einem neuen Gestänge. Sie hätte uns eins bestellt aber das wäre wahrscheinlich erst am Sonnabend oder Montag angekommen. Also müssen die Hülsen reichen, wir haben gleich noch zwei mehr genommen. Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste, denn ab jetzt wird das Zelt wohl vollents in Erscheinung treten.
Eine Bank war noch wichtig, Karl brauchte Geld und wir mussten zum ADAC, ich wollte noch Karten für Österreich und Italien. Autokarten sind ungeeignet, weil nur große Straßen drauf sind, meinen viele Radfahrer, das unterschreibe ich nur bedingt. Ich nutze oft diese Karten wenn ich schnell voran kommen will. In den meisten Fällen sind Straßen für Autos eingeebnet und man hat nicht diese irren Steigungen wie auf Nebenstraßen und Radwegen. Wenn ich schnell wohin will und es mir egal ist ob es laut ist, dann müssen die großen Straßen her. Sollte uns also wieder Zeit verloren gehen greift Plan B. Die Karten waren nach zwei Minuten verstaut, prima.
Weiter rein ins Gewühle von Touristen und genervten Münchnern die sich durch die Touris schieben. Das kenne ich aus Berlin, da sieht es genauso aus. Oder besser in jeder Stadt mit Anziehungspunkten auf der ganzen Welt. Nervig für die Leute die da wohnen aber für viele sehr wichtig um Geld zu verdienen. Tourismus ist überall auf der Welt eine große Komponete.
Schnell noch ne Cola am Marienplatz, dort wo die Bayern ihre Seppelhosen hin tragen wenn sie den Meister feiern und zurück zum Zeltplatz. Karl musste noch einmal los und ich machte mich etwas später auch noch einmal auf den Weg in die Stadt. Ich hatte einen Termin bei Jochen Schweizer, die Firma hatte uns (BERLIN BIKE TOUR, das ist unsere Firma in Berlin) vor einer Weile angeschrieben, denn sie möchten unsere Touren anbieten. Wir hatte schon mit ihnen verhandelt als Annett und ich auf unserer Tour waren und nun war es kurz vor Vertragsabschluß. Wir haben gestern noch ein paar Sachen besprochen, eigentlich wollten wir das am Telefon machen, bis mir vor drei Tagen aufgefallen ist, dass sie in München sitzen und ich mir dann gleich mal ihre Zentrale ansehen kann. Ein tolles Unternehmen, dass es in den letzten fünf Jahren auf 210 Mitarbeiter geschafft hat.
Danach fuhr ich zurück, nee stimmt nicht ganz. Ich habe mich von einem riesigen Schild locken lassen auf dem Stand ¨RIESEN SCHNITZEL MIT BRATKARTOFFELN für 7,50 Euro¨. Ich war satt und froh, dass mich der Junior noch bis zum Zeltplatz getragen hat.
Am Abend saßen Karl und ich wieder zusammen und besprachen die nächsten Tage, danach hieß es >>Gute Nacht<< und die Beats einer nahen Open Air Veranstaltung bummerte uns in den Schlaf.
Um mit Karl mithalten zu können muss ich verdammt aufpassen. Immer wenn er Wasser sieht muss ich ganz schnell rufen >>Karl bleib hier<< wenn ich diesen Augenblick verpasse ist das wie bei unserem Beagle damals er ist erst einmal weg. Mit Karl ist es aber relativ einfach, man findet ihn gleich, er ist im Wasser. Unseren Hund konntest du dann erst einmal suchen, sie war immer auf der Jagd nach was zu essen.
Wir sind wieder sehr früh gestartet, Frühstück gab es nur in Form eine Art Lunchbox, mir lieb ich esse lieber erst später, wenn ich auch Hunger habe und nicht weil es eine Mahlzeit gibt die Frühstück heißt. Mit Annett gemütlich am Wochenende ist das ok aber vor einer Tour von acht bis zwölf Stunden die noch fast in der Nacht startet kann man mir das schenken.
Es war noch schön kühl und wir fuhren erst an der Donau und dann an der Isar lang. Fast 120 Kilometer ohne nennenwerte Steigungen, dabei könnte man fast vergessen, dass über Mittag schon wieder 45°C in der Sonne waren.
Wir hielten hier, wir hielten da und machten unsere Späße. Das ist wie ein kühles Getränk, es lenkt etwas von der Hitze ab. Was noch ablenkt ist Wasser, Karl ist sofort drin wenn ich mal nicht hinsehe und ich muss schon immer vorfahren und schauen wo er wieder verschwinden könnte. Man Karl …..
An einer Stelle wo viele badeten, hielten wir mal wieder, ich sah schon wie Karls Augen leuchteten als wenn er Geschenke unterm Weihnachtsbaum entdeckt hätte. Es waren Stromschnellen die seine Aufmerksamkeit erregten. Ein paar Jugendliche (ein blödes Wort, aber so heißen sie wohl) kamen in einem Affenzahn aus einem Kanal. Das erste was ich hörte war: >>Oh, da ist bestimmt eine Rutsche<< Karl musste gleich mal hin. Es war keine Rutsche, man musste sich von einer Brücke ins nur 1,50 Meter tiefe Wasser fallen lassen und schon ging die wilde Reise los. Wenn ihr auf meiner Facebook Seite schaut könnt ihr zwei Videos davon sehen.
In Weinstraßen war ich schon in vielen Gegenden unterwegs, hier gibt es aber sogar Hopfenstraßen. Rechts und links Hopfen soweit man sehen kann, die Bayern müssen den ganzen Tag saufen…… oder aus dem Zeug noch was anderes machen als Bier.
insgesamt war die Tour schön flach, auf großen Strecken im Wald und dadurch relativ kühl. Was sehr nervig war, ist die Tatsache, dass die Radwege an der Isar zu 90% aus feinem Schotter bestehen der auf allen Fahrrädern die sie passieren einen schönen weißen Staub legt. Der Junior sieht aus als wenn er in eine Puderdose gefallen ist. Mir blutet das Herz.
Schön mal wieder gut 120 km gefahren zu sein, ich habe schon dran gezweifelt. Wir sind aber erst am Abend auf dem Zeltplatz in München angekommen weil wir echt alle Nase lang anhielten und unsere Zeit mit blödeln vertan.
Ein schöner Tag, auf dem Weg zum Heiligen Vater…….